Vertragsärztliche Versorgung

10 Prozent mehr angestellte Ärzte

ck/pm pr/pm
Fast 10 Prozent mehr gegenüber dem Vorjahr: Die Anzahl der angestellten Ärzte steigt weiterhin rasant. Das geht aus dem Bundesarztregister hervor. Die Bundesärztekammer warnt davor, "nur Köpfe zu zählen".

In Arztpraxen, Berufsausübungsgemeinschaften, Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und sonstigen Einrichtungen der vertragsärztlichen Versorgung waren laut Bundesarztregister-Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung Ende 2017 insgesamt 31.477 angestellte Ärzte tätig – das ist ein Plus von 2.782 (+9,7 Prozent) gegenüber dem Vorjahr. Mehr als die Hälfte der Angestellten sind Ärztinnen (54,1 Prozent).

Die Anzahl der niedergelassenen Vertragsärzte ging dagegen weiter zurück: Mit 105.934 um 1.361 Ärzte gegenüber 2016. Rund 45 Prozent der Niedergelassenen gehören der Altersgruppe der 50- bis 59-jährigen an; ein Fünftel ist zwischen 60 und 65 Jahre alt und jeder zehnte  älter als 65 Jahre. Bei den angestellten Ärzten sind 43,6 Prozent zwischen 35 und 49 Jahren alt (Vertragsärzte: 23,3 Prozent).

Gassen: "Die Niederlassung bietet viele Möglichkeiten"

"Die Arbeit als niedergelassener Arzt oder Psychotherapeut ist trotz der schwierigen Rahmenbedingungen immer noch attraktiv. Für viele in der Praxis angestellte Ärzte stellt die Selbstständigkeit zu einem späteren Zeitpunkt eine interessante Option dar", intrepretierte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen die Zahlen. Und weiter: "Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie spielt in unserer heutigen Gesellschaft eine große Rolle. Dies gilt auch für junge Ärztinnen und Ärzte. Die Niederlassung als Selbstständiger bietet hier viele Möglichkeiten, all das gut unter einen Hut zu bringen."

Montgomery: "Wer Köpfe zählt, macht es sich zu einfach. Uns fehlen Arztstunden"

Zeitgleich zur KBV-Statistik legte die Bundesärztekammer ihre Ärztestatistik für das Jahr 2017 vor. „Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland steigt, aber wer nur Köpfe zählt, macht es sich zu einfach“, erklärte Ärztepräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery dazu. „Die Realität ist komplexer. Uns fehlen Arztstunden. Und wenn wir nicht endlich entschieden gegensteuern und mehr Ärzte ausbilden, dann wird sich dieser Mangel verschärfen.“

Zum Hintergrund

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In Zukunft werden trotz steigender Arztzahlen in Deutschland Ärzte fehlen, führt Montgomery weiter aus: „Es handelt sich hier in erster Linie nicht um ein Verteilungs-, sondern um ein Kapazitätsproblem. Wir bilden zu wenig Ärzte aus.“ Daher dürfe die Politik bei der Umsetzung des „Masterplans Medizinstudium 2020“ nicht weiter trödeln. „Bund und Länder stehen gemeinsam in der Pflicht, die Zahl der Medizinstudienplätze um mindestens zehn Prozent zu erhöhen“, fordert er.

So interpretiert die Bundesärztekammer die Kennzahlen

So interpretiert die Bundesärztekammer die Kennzahlen

  • 2017 waren im Bundesgebiet 385.149 Ärzte ärztlich tätig. Dies waren zwar etwas mehr als im Vorjahr (+ 6.542), gleichzeitig steigt aber der Behandlungsbedarf. Derzeit prognostiziert das Statistische Bundesamt bis zum Jahr 2040 eine Steigerung des Bevölkerungsanteils der über 67-Jährigen um 42 Prozent. Für 2016 meldet das Amt 19,5 Millionen Behandlungsfälle in den Krankenhäusern. Hinzu kommen rund eine Milliarde Arztkontakte jährlich in den Praxen.

  • Die Zahl der Krankenhausärzte stieg nur leicht um 2,1 Prozent auf 198.500. Bei der Zahl der niedergelassenen Ärzte ist sogar ein Rückgang um 1.285 auf 118.356 zu verzeichnen. Das entspricht einem Minus von 1,1 Prozent. Montgomery begrüßte in diesem Zusammenhang die im Koalitionsvertrag angelegten Maßnahmen zur Bekämpfung des Ärztemangels. Dirigistische Eingriffe wie die geplanten Mindestsprechstundenzeiten tragen aus seiner Sicht jedoch nicht dazu bei, die Niederlassung in eigener Praxis attraktiver zu machen. Stattdessen sei eine stärkere Flexibilisierung notwendig.

  • Der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzteschaft ist 2017 weiter angestiegen und hat jetzt 46,8 Prozent (2016: 46,5 Prozent) erreicht.

  • Die BÄK führt an, dass niedergelassene Vertragsärzte schon jetzt durchschnittlich mehr als 50 Stunden arbeiten. In den Krankenhäusern sieht es ähnlich aus: Laut Erhebungen des Marburger Bundes sind viele Ärzte im Krankenhaus (40 Prozent) 49 bis 59 Stunden pro Woche im Einsatz, jeder fünfte hat eine durchschnittliche Wochenarbeitszeit von 60 bis 80 Stunden, inklusive aller Dienste und Überstunden. Zum Vergleich: Das Statistische Bundesamt beziffert die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen in Deutschland auf 35,6 Stunden.

  • Die Ärzte werden laut Statistik tendenziell immer älter: Der Anteil der unter 35-jährigen Ärzte stieg zwar um 0,1 Prozentpunkte auf 18,9 Prozent, aber gleichzeitig wuchs auch der Anteil der über 59-Jährigen auf 18,4 Prozent (Vorjahr: 17,9 Prozent). Weiterhin ging der Anteil der 40- bis 49-Jährigen von 23,3 Prozent auf 22,7 Prozent zurück und der Anteil der 50-bis 59-Jährigen sank von 28,4 Prozent auf 28,2 Prozent. Dennoch gibt es viel mehr 50- bis 59-Jährige (108.559) als 40- bis 49-Jährige (87.280).

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