Erweiterter Bewertungsausschuss

39,40 Euro statt 50,50 Euro pro SARS-CoV-2-Test

silv
Labore sollen künftig statt der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn festgelegten 50,50 Euro nun 39,40 Euro pro SARS-CoV-2-Test erhalten. Die Labore protestieren, die Kassenärztliche Bundevereinigung (KBV) schließt sich an.

Am Dienstag dieser Woche schien alles geklärt: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verkündete, dass die Tests auf SARS-CoV-2 ausgeweitet werden sollen, die Finanzierung erfolgt über die gesetzlichen Krankenkassen, der Berechnungswert wurde pauschal mit 50,50 Euro festgelegt.

Gestern entschied der Erweiterte Bewertungsausschuss aus Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen, der KBV sowie drei unparteiischen Mitgliedern jedoch, die Vergütung ab dem 1. Juli auf 39,40 Euro zu senken.

„Wir sind entsetzt darüber, wie wenig die für diesen Beschluss Verantwortlichen die Versorgung der Patienten im Blick haben“, reagiert Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des Berufsverbands der Akkreditierten Medizinischen Labore (ALM e.V.).

In einer Mitteilung macht er seinem Ärger Luft: „Es ist bitter zu erleben, dass die Krankenkassen unmittelbar in der Phase der Beruhigung des dynamischen COVID-19-Pandemiegeschehens ausschließlich darauf schauen, an Ausgaben zu sparen. Die erklärte Strategie des BMG, durch eine erhebliche Ausweitung der Teststrategie die Pandemie weiter einzudämmen, wird so konterkariert.“ Der ALM e.V. vertritt über 200 medizinische Labore mit 900 Fachärzten.

KBV: Die Kassen sind wieder Pfennigfuchser

Auch die KBV protestiert gegen diese Entscheidung: „Das ist eine bittere Enttäuschung für die Versorgung der Patienten und ein Rückschlag für das von der Politik ausgegebene Ziel, möglichst umfangreich zu testen. Das gesamte Verfahren ist durch die Krankenkassen nun komplizierter geworden“, erklären der Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen und der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister. Sie kritisieren, dass sich der „Wind auf der Kassenseite gedreht habe“.

Gassen und Hofmeister sagen: „Bis vor kurzem haben die Kassen mit uns gemeinsam konstruktive Lösungen im Sinne einer guten Versorgung der Patienten erarbeitet. Nun treten sie wieder in ihrer alten Rolle als Pfennigfuchser auf. Ich bin mir nicht sicher, ob die Labore die hohen Testkapazitäten unter den verschlechterten Rahmenbedingungen noch vorhalten können.“

ALM: Die Entscheidung - eine "Abstrafung"

„Wir haben als Labore alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine gute Versorgung für die Bürgerinnen und Bürger des Landes mit SARS-CoV-2-Diagnostik aufzubauen; durch unsere erheblichen Investitionen haben wir ein großes Risiko auf uns genommen und damit erheblich zum vergleichsweise moderaten Verlauf der Pandemie in Deutschland beigetragen – und jetzt werden wir mit solch einer Entscheidung abgestraft. Das entbehrt jeder Logik und Fairness“, sagt Evangelos Kotsopoulos, Vorstand im ALM e.V.

„Es entsteht der Eindruck, dass die Kassen jetzt ihr wahres Gesicht zeigen und entgegen sonstiger Hochglanzbekundungen nur an Kostenfragen interessiert sind. Dass die Vorhaltung von hohen Testkapazitäten wesentlich zur Bewältigung der Pandemie beiträgt, scheint nicht mehr von Belang zu sein – aus unserer Sicht wird hier bewusst ein inakzeptables Versorgungsrisiko in Kauf genommen.“

GKV-Spitzenverband: "ein sachgerechter Preis"

Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, sagt: „Wir haben einen sachgerechten Preis gefunden, der die Entwicklung in den Laboren von vereinzelten Tests bis hin zu Massentestungen widerspiegelt. Das unterstützt das Anliegen der Politik, die Strategie der Massentestungen gezielt auszubauen.“

Ursprünglich wurde der Preis Anfang Februar auf 59 Euro festgelegt. „Damals gab es lediglich vereinzelte Tests“, erklärt Stoff-Ahnis, „heute sprechen wir von rund 400.000 Tests pro Woche – und es sollen noch viel mehr werden. Durch den neuen Preis werden die Sozialkassen und öffentlichen Haushalte deutlich entlastet – bei wöchentlich einer Million Tests um fast 20 Millionen Euro pro Woche.“

„Wir wollen das Virus im Keim ersticken", hatte Spahn Anfang der Woche verkündet. „Das geht nur mit präventiven Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen und wenn wir möglichst alle Kontaktpersonen von Infizierten testen. Am Geld soll es nicht scheitern. Es ist viel teurer, zu wenig zu testen als zu viel zu testen.“  

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