Drei Fragen an Wolfgang Eßer zur Versorgung Pflegebedürftiger

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Die KZBV engagiert sich seit Langem für eine bessere zahnmedizinischen Betreuung von pflegebedürftigen und alten Menschen. Mit Erfolg! Wir haben ihren stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Wolfgang Eßer befragt.

Die KZBV hat im Bewertungsausschuss für eine bessere zahnmedizinische Versorgung von Pflegebedürftigen, Menschen mit Behinderungen und Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz, die nicht mehr oder nur mit hohem Aufwand zum Zahnarzt kommen können, gekämpft. Mit welchem Ausgang?

Wolfgang Eßer:Die Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband im Bewertungsausschuss waren hart, in der Sache aber fair und konstruktiv - und vor allem von dem beiderseitigen Bestreben geprägt, für die betroffenen Menschen eine Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung und damit ein Stück mehr Lebensqualität zu schaffen.

Im ersten Schritt der Umsetzung unseres Versorgungskonzepts "Mundgesund trotz Handicap und hohem Alter“ wollen wir Anreize für die Zahnärzte setzen, mehr Therapie- und Vorsorgeleistungen in die häusliche und stationäre Pflege zu bringen.

Am Ende konnten wir zwei neue Leistungspositionen für die aufsuchende Betreuung im Bema durchsetzen, über die der besonders hohe Mehraufwand des Zahnarztes bei der Betreuung der betroffenen Menschen besser honoriert wird.

Konkret wird das Aufsuchen von Versicherten, denen eine Pflegestufe zugeordnet ist, die aufgrund ihrer Behinderung Eingliederungshilfe beziehen oder auf Dauer stark in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind, zusätzlich zu den Besuchsgebühren mit einem Zuschlag von 35 Bema-Punkten vergütet. Besucht der Zahnarzt noch einen weiteren Versicherten in derselben Familie oder Einrichtung, kann er diese Leistung extra mit 30 Punkten abrechnen.

Die Zahnärzte haben sich in der Vergangenheit immer wieder darüber beschwert, dass das Wegegeld die Kosten und den Aufwand der Anfahrt bei einem Besuch in keinster Weise abgegolten hat. Haben Sie hier auch etwas erreichen können?

Das Wegegeld und die Reiseentschädigung waren bislang über einen Verweis im Bema in der GOÄ geregelt und viel zu niedrig bewertet. Wir konnten erreichen, dass es zukünftig nicht nur in der GOZ verankert, sondern auch auf die Höhe des GOZ-Honorars für Wegegeld angehoben wird. Zusätzlich habe ich vorsorglich auf einer Dynamisierungsklausel bestanden für den Fall, dass die GOZ wie in der Vergangenheit nicht zeitgerecht angehoben wird.

Außerdem haben wir sämtliche bislang in der GOÄ verankerten Besuchs- und Zuschlagspositionen in den Bema integriert, wodurch sichergestellt ist, dass auch diese Leistungen in Zukunft dynamisiert werden.

Sind Sie mit dem erreichten Ergebnis zufrieden?

Auch wenn das Erreichte nur einen ersten kleinen Schritt auf dem Weg zur Realisierung unseres Gesamtkonzepts darstellt, bewerte ich das Ergebnis als einen großen Erfolg. Die erstmalige Verankerung besonderer Leistungsansprüche von Pflegebedürftigen, Menschen mit Behinderung und Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung stellt einen Durchbruch in unseren jahrelangen Bemühungen dar, diesen Menschen zu einer bedarfsgerechten und guten Versorgung und Prävention zu verhelfen.

Hier bin ich allen Mitstreiterinnen und Mitstreitern aus der Profession, der Wissenschaft, den Verbänden und der Politik dankbar, ohne deren Hilfe und Unterstützung wir diesen wichtigen Erfolg nicht hätten erreichen können. Auch den Krankenkassen gelten mein Dank und meine Anerkennung.  

Auf dieser Basis werden wir gut aufbauen können. Schon sehr bald werde ich den Auftrag aus dem Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) in Verhandlungen mit den Krankenkassen umsetzen, nachdem die Kooperation von Zahnärzten mit Pflegeeinrichtungen einer besonderen Förderung zugeführt werden soll. Auch in diesem Gesetz haben wir die besonderen Versorgungsbedarfe der betroffenen Menschen erfolgreich verankern können.

Danach werden wir uns mit aller Kraft darum bemühen, die zahnmedizinische Prävention in der Pflege zu verbessern. Schließlich benötigen und verdienen diese Menschen unsere ganze Zuwendung - auch und vor allem in der Prävention, um unnötiges Leiden und unnötigen Zahnverlust zu vermeiden und so einen Beitrag zu leisten, gesund alt werden zu können. 

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