Neue Initiative aus Bayern

"Ein Koffer voller Wissen": Für eine bessere Mundgesundheit von Pflegebedürftigen

nb/pm
Ein sogenannter "Schulungskoffer" soll künftig Bayerns Zahnärzte bei der Schulung von Pflegekräften in Senioreneinrichtungen unterstützen - Gesundheitsministerin Melanie Huml hat schon einen!

Beim Festakt zur Eröffnung des Bayerischen Zahnärztetags am 18. Oktober übergaben die Bayerische Landeszahnärztekammer (BLZK) und die Kassenzahnärztliche Vereinigung Bayerns (KZVB), vertreten durch Christian Berger und Dr. Rüdiger Schott, den neuen Schulungskoffer an Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml.

Konzipiert wurde der "Koffer voller Wissen" für Zahnärzte, die Pflegepersonal zum Thema "Mundhygiene von pflegebedürftigen Menschen" schulen. Er enthält unter anderem einen Mustervortrag, Mundhygieneprodukte und verschiedene Informationsmaterialien zur Mundgesundheit.

Die CSU-Politikerin bewertete die Aktion der bayerischen Zahnärzte positiv: "Die Aufrechterhaltung eines eigenverantwortlichen und selbstständigen Lebens ist eines meiner Hauptziele für Seniorinnen und Senioren", sagte Huml auf der Eröffnungsveranstaltung des Bayerischen Zahnärztetags.

"Daher freut es mich, dass sich die zahnärztlichen Organisationen verstärkt der Aufrechterhaltung der Mundgesundheit – gerade auch für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen – widmen. Initiativen wie das Angebot dieses Lehrkoffers können einen weiteren wichtigen Beitrag leisten."

"Wir wollen in Bayern eine möglichst flächendeckende präventive und therapeutische Versorgung für Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderungen durch niedergelassene Zahnärzte koordinieren und die Mundgesundheitskompetenz weiter fördern", machte der Vizepräsident der BLZK, Dr. Rüdiger Schott, in seiner Rede deutlich. Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) seien bundesweit knapp 30 Prozent der Pflegebedürftigen auf Hilfe bei der Mundpflege angewiesen.

"Unser Konzept einer Landesarbeitsgemeinschaft für Pflegebedürftige (LAGP) liegt auf dem Tisch. Erste Signale aus der Politik zeigen, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind", betonte Schott, der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KZVB ist. Mit diesem ambitionierten Projekt würden die beiden zahnärztlichen Organisationen im Freistaat einmal mehr unter Beweis stellen: "Selbstverwaltung hat Zukunft, wenn wir die Herausforderungen gemeinsam in die Hand nehmen."

Neue Landesarbeitsgemeinschaft für Pflegebedürftige

Der Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns, Christian Berger, warnte in seiner Ansprache zudem vor einem drohenden Ausverkauf der ambulanten Zahnmedizin durch Finanzinvestoren.

"Aufgekaufte Praxen werden zum Renditeobjekt. Gesundheit droht zur Ware zu werden, die im Rahmen konzernartiger Versorgungsketten bestmöglich zu verkaufen ist. Wir wissen aus anderen europäischen Ländern, wohin diese Entwicklung führen kann. Am Ende beherrschen einige große Player den Markt", sagte Berger, der auch Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer ist, vor über 300 Ehrengästen aus Politik, Verbands- und Gesundheitswesen. Weil die Bundespolitik Kapitalinvestoren auf dem Praxismarkt gewähren lasse, gehe es für die zahnärztlichen Körperschaften in Bayern jetzt darum, "das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen".

"Sei es in der Gründungsberatung, sei es im Bereich der Dienstleistungen für unsere Praxen – wir werden auch künftig alles dafür tun, bewährte Strukturen zu erhalten, und uns dem Wettbewerb stellen. Dabei denken wir sowohl an kleine Einheiten als auch an Praxisnetze und -verbünde, die helfen können, den wachsenden Bürokratieaufwand und die enorm hohen Anforderungen an Qualität und Hygiene in den zahnärztlichen Praxen überhaupt noch erfüllen zu können", betonte Berger.

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Dr. Peter Engel wies in seinem Grußwort auf die Begleiterscheinungen der Digitalisierung hin. "Bei aller Erleichterung, die uns die Digitalisierung bereits gebracht hat, und bei allen Möglichkeiten und Potenzialen, auf die wir in Zukunft noch hoffen können, dürfen wir die Augen nicht vor den Gefahren und Problemen verschließen. Kritiker sehen durch die Digitalisierung erhebliche Risiken für die informationelle Selbstbestimmung von Patienten und Zahnärzten – und in der Folge für deren gemeinsames Vertrauensverhältnis", gab Engel zu bedenken.

Für die Bundeszahnärztekammer sei von zentraler Bedeutung, "dass auch in Zukunft die Vertrauensbeziehung zwischen Patient und Zahnarzt als Entscheidungsbasis für oder gegen eine medizinische Maßnahme erhalten bleibt". Dieses Vertrauensverhältnis dürfe nicht durch digitale Entscheidungsprozesse ersetzt oder fremdgesteuert werden.

Der 59. Bayerische Zahnärztetag steht unter dem Leitthema „Praxisreife digitale Zahnmedizin: Aufwand – Einsatz – Ergebnis“ und wird heute und morgen in München fortgesetzt.

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