DKG zieht Bilanz zur Corona-Krise

Im Clinch mit den Niedergelassenen

pr/pm
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat gestern vor der Presse eine vorläufige Bilanz ihrer Aktivitäten in der Corona-Krise gezogen – mit deutlicher Kritik an den niedergelassenen Ärzten. Diese konterten mit scharfen Worten.

"Die Krankenhäuser mussten Ausfalldienstleister für die niedergelassenen Ärzte sein", zitiert am 1. Juli die Ärzte Zeitung Aussagen des DKG-Hauptgeschäftsführers Georg Baum. Das Blatt führt weitere Aussagen der DKG an: Demnach hätten laut DKG die Krankenhäuser nicht ohne Grund in vielen Regionen ambulante Aufgaben übernehmen müssen, zum Beispiel in Fieberambulanzen und Testzentren. Die Refinanzierung des Aufbaus zusätzlicher ambulanter Kapazitäten sei vielerorts zunächst ungeklärt geblieben, sodass sich manche Krankenhäuser gezwungen sahen, in Vorleistung zu gehen.

"Es ist schon bemerkenswert, in welcher dreisten Art und vor allem mit welcher Unkenntnis Herr Baum versucht, die hervorragenden Leistungen der Vertragsärztinnen und Vertragsärzte in der Corona-Krise kleinzureden," ärgerte sich der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. "Sechs von sieben Corona-Patienten werden in Deutschland ambulant versorgt. Das ist Herrn Baum offenbar entgangen. Ebenso, dass die Praxen Infektionssprechstunden und spezielle Hausbesuchsdienste anbieten oder ihre Patienten per Video versorgen, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten", erklärte Gassen in einer Pressemeldung. Und weiter: "Dass die Ärzte in den Krankenhäusern teilweise vor leeren Betten standen und nicht wie in Italien oder Spanien die Intensivstationen mit Patienten gefüllt waren, die beatmet werden mussten, lag nicht zuletzt an der ausgezeichneten ambulanten Versorgung. Leer waren offenbar aber auch viele Notfallambulanzen."

Das deutsche Gesundheitswesen hat die Krise bislang gut bewältigt

"Liebe DKG: Krise geht nur gemeinsam!" konterte auch der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands. Dr. med. Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa e. V. und korrigiert die DKG: "Mit einem beispiellosen Engagement aller Beteiligten im Gesundheitswesen hat das deutsche Gesundheitswesen die Krise im internationalen Vergleich bislang gut bewältigt. Darüber freuen wir uns alle, jedoch jetzt davon zu sprechen, dass dies ausschließlich auf die besondere Leistungsfähigkeit der Krankenhäuser zurückzuführen sei, ist blanker Unsinn!" Die haus- und fachärztlichen Versorgungsebene habe den Kollaps der stationären Versorgungsstrukturen erfolgreich verhindert, so Heinrich.

30.000 COVID-19-Patienten in Kliniken behandelt

Die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten in den vergangenen Monaten den Kern der systemsichernden Infrastruktur für Deutschland gebildet, heißt es bei der DKG dazu. DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum dazu: "Rund 30.000 COVID-19-Patienten wurden in den Kliniken stationär behandelt und fast die Hälfte davon intensivmedizinisch versorgt. Auch haben die Kliniken viele Patienten in den Ambulanzen betreut. Die Kliniken haben in dieser Zeit mit einer enormen Kraftanstrengung bewiesen, dass sie in der gesundheitsbezogenen Daseinsvorsorge der zentrale Ankerpunkt sind."

Und weiter: "Durch die Ausweitung der Intensivkapazitäten und Isoliereinheiten, Verschiebung planbarer Leistungen und OPs um 30 bis 50 Prozent, Qualifizierung und Personalrekrutierung innerhalb der Häuser und Mitwirkung bei Diagnose und Testung haben die Krankenhäuser und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter maßgeblich dazu beigetragen, dass Deutschland bis dato so gut durch die Krise gekommen ist", erklärte Baum.

Lehren aus der Pandemie für gute Krankenhauspolitik

Die DKG hatte gestern auch ein Positionspapier "Lehren aus der Pandemie für gute Krankenhauspolitik" vorgestellt. Darin hat sie Eckpunkte für eine grundlegende Reform der medizinischen Versorgung skizziert. Sie macht unter anderem Vorschläge zur Weitergeltung der Corona-bedingten Ausgleichszahlungen über den 1. Oktober 2020, Gewährung eines Pandemie-Zuschlages für den Corona-bedingten Mehraufwand sowie Forderungen für Zuschläge für steigende IT-Kosten der Krankenhäuser.

Ferner skizziert die DKG in ihrem Positionspapier konkrete Verbesserungsmöglichkeiten, um bei einer fortgesetzten oder zukünftigen Pandemie besser gewappnet zu sein. Baum dazu: "Wichtig ist, dass von Anfang an umfassende Tests in Krankenhäusern möglich sind. Hier ist rückblickend festzustellen, dass die Finanzierung zu lange unsicher war." Zur Vorsorge auf den Katastrophenfall forderte er, dass in allen Bundesländern zentrale Lagerbestände für erforderliche Schutzausrüstung aufgebaut werden müssten. Die Erkenntnisse der vergangenen Monate müssen auch in eine Strukturdebatte einfließen. Die Weichen für die zukünftige Ausgestaltung der medizinischen Versorgung in Deutschland müssten jetzt gestellt werden, heißt es in dem Papier.

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