Ohne Termin zum Arzt

KBV: "Das führt zu Chaos in den Praxen!"

ck/pm
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) zerlegt den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Geld für offene Sprechstunden - das klinge nicht schlecht. Doch Chaos und längere Wartezeiten in den Praxen wären die Folgen.

„Selbst Verwaltungen wie die Berliner Bürgerämter haben erkannt, dass sie mit knapp bemessenem Personal ein immer weiter steigendes Besucheraufkommen nur dann halbwegs bewältigen können, wenn sie Termine vergeben", begründete der KBV-Vorstand am Freitag seine Forderung nach Terminvergaben.

"Jetzt müssen wir mit Erstaunen feststellen, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Ärzte, deren Praxen proppenvoll sind und die am Limit ihrer Belastbarkeit arbeiten, bevormunden und von der Terminvergabe abbringen will.“

Gut gemeint, aber nicht gut gemacht

„Der Vorschlag ist gut gemeint, aber wird kein Problem lösen, dafür neue schaffen“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen. Eine Verbesserung der Versorgung, die der Minister verspricht, sei dadurch nicht zu erwarten. Im Gegenteil. Chaos und längere Wartezeiten in den Praxen werden die Folgen sein.

Gassen: „Ich hoffe nicht, dass die Bundesregierung sich an staatlichen Gesundheitssystemen wie in Großbritannien oder an den Notfallambulanzen der USA mit stundenlangen Wartezeiten orientiert.“

"Zusätzliches Geld für offene Sprechstunden ist aber eine Mogelpackung!"

„Das ärztliche und nichtärztliche Personal in den Praxen wird immer knapper, und die Terminvergabe, auf die vor Jahren nicht zuletzt auch die Politik gepocht hatte, hat sich grundsätzlich bewährt“, bekräftigte der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister und fügte hinzu: „Die offenen Sprechstunden werden in der Regel nicht die Kranken nutzen, die schnell ärztliche Hilfe benötigen. Denn diese Menschen sollen und können nicht stundenlang im Wartezimmer sitzen.“ Das gleiche gelte für chronisch Kranke, für die die Praxen dann weniger freie Termine hätten.

"Die Ärzte, die uns dabei helfen, die Versorgung zu  verbessern, sollen höher und außerhalb des Budgets vergütet werden!"

Jens Spahn - Interview im Deutschen Ärzteblatt

Spahn plant, die Terminservicestellen ausbauen und die Mindestsprechstunden von 20 auf 25 Stunden erhöhen. Zusätzlich will er pro Woche fünf offene Sprechstunden bei bestimmten Arztgruppen, wie beispielsweise Hausärzten, Kinderärzten oder Gynäkologen.

Es sei bedauerlich, dass die Politik nicht die Vorschläge der Ärzteschaft aufgegriffen habe, kritisierte Gassen. „Mit unserem Konzept hätten wir gemeinsam dafür gesorgt, dass wir den Bürgern auch in Zukunft eine gute medizinische Versorgung trotz knapper werdender personeller Ressourcen anbieten. Zusätzliches Geld für offene Sprechstunden klingt gut, ist aber eine Mogelpackung. Die KBV hingegen hat zahlreiche konstruktive und umsetzbare Vorschläge vorgelegt.“

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