Telematikinfrastruktur

KBV spricht sich klar für die gematik aus

pr
In der Diskussion, ob die Telematikinfrastruktur im Gesundheitswesen besser von einer Art Netzagentur oder von der gematik vorangetrieben werden soll, hat sich die KBV jetzt klar für die gematik ausgesprochen.

Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV, erklärte in einem Video auf der KBV-Website: "Die gematik hat es inzwischen geschafft, dass wir eine Infrastruktur im nächsten Jahr haben werden, die bundesweit einheitlich ist, so dass alle Leistungserbringer - Ärzte, Zahnärzte, Krankenhäuser - mit einer sicheren und interoperablen Infrastruktur sich vernetzen können und Daten austauschen können." Auf Forderungen seitens der AOK nach einer Behörde, die die gematik ersetzen soll, reagierte er mit Unverständnis: „Wir brauchen das nicht. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie eine Behörde da schneller werden soll."

Die Effizienz der Strukturen, was die Selbstverwaltung in der gematik betreffe, hätten sich inzwischen deutlich verbessert, erklärte Kriedel. Was die Verzögerungen bewirke, so seien diese durch die Dichte der Regulierungen bedingt. Zunächst machten der Gesetzgeber und die Selbstverwaltung Vorgaben. Diese Beschlüsse müssten in konkrete Anforderungen an Produkte umgesetzt werden. Das mache die gematik und beziehe dazu das Bundesinstitut für Sicherheit und Informationstechnik (BSI) und die Industrie mit ein. Von der Industrie würde man sich schnellere Prozesse wünschen.

AOK will gematik lieber durch Bundesnetzagentur ersetzen

Bei der KBV und der AOK scheinen unterschiedliche Interessen aufeinanderzustoßen: Vor kurzem hatte AOK-Chef Martin Litsch auf dem 2. Deutschen Interoperabilitätstag in Dortmund scharfe Kritik an der gematik geäußert. Presseberichten (Ärzte-Zeitung online, 18.10.17) zufolge hatte er eine Entmachtung der gematik gefordert. Entscheidungen über die im Gesundheitswesen dringend notwendige Vernetzung dürften nicht länger der Selbstverwaltung überlassen bleiben. Ziele und Vorstellungen der Kassen und Leistungserbringer seien zu unterschiedlich und nicht unter einen Hut zu bringen. Wichtige Anwendungen blieben auf der Strecke.

Deswegen solle Litsch zufolge die Selbstverwaltung durch unabhängige Strukturen, wie etwa eine Art Bundesnetzagentur ersetzt werden. Diese könne auch bei der Einhaltung der Spielregeln bei der Interoperabilität, der Datensicherheit und bei definierten Mindeststandards sorgen.

Litsch hatte auf dem Interoperabilitätstag auf das kürzlich gestartete AOK-Gesundheitsnetzwerk hingewiesen, das über die Sektorengrenzen hinweg sämtliche Akteure vernetzen soll: „Mit dieser Eigenentwicklung tragen wir der Tatsache Rechnung, dass die technischen Möglichkeiten heute schon viel weiter sind als zu Zeiten der eGK-Entwicklung“, erklärte er anlässlich der Tagung. „Die Zukunft liegt in der Koexistenz vieler kooperativer Netze, die miteinander verbunden sind. Daher setzen wir bei unserem Gesundheitsnetzwerk auf Anschlussfähigkeit – auch zur Telematik-Infrastruktur.“

KZBV: "Eine Entmachtung der gematik ist keine Alternative!"

Dr. Karl-Georg Pochhammer, Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV, wendet sich wie Kriedel gegen die AOK-Idee einer Bundesnetzagentur: „Wieso sollte der Staat die TI im Gesundheitswesen besser umsetzen können als die Selbstverwaltung? Eine Entmachtung der gematik ist keine Alternative.“ Die gematik sei inzwischen mit effizienteren Strategien gut aufgestellt und es gelte, diesen Weg konsequent weiter nach vorne zu treiben. Das gelte vor allem bei der Vernetzung unterschiedlicher Systeme, bei der eine Interoperabilität gefordert sei. Insellösungen dürfe es nicht geben.

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