IGeL-Report 2020

MDS rügt schlechte Patientenaufklärung zu Antikörpertests

pr
Der Medizinische Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen (MDS) kritisiert die mangelhafte Aufklärung der Patienten zu Antikörpertests auf Selbstzahlerbasis in den Arztpraxen.

Arztpraxen bieten COVID-19-Antikörpertests als Selbstzahlerleistungen an, doch ist die Beratung oft lückenhaft und Patienten werden über die Bedeutung der Testergebnisse nicht ausreichend aufgeklärt. Zu dem Ergebnis kommt der MDS nach einer Befragung von 6.800 gesetzlich Versicherten und einer stichprobenartigen Recherche von 50 Arzpraxen im Juli.

So boten über die Hälfte der 50 Praxen auf ihren Webseiten COVID-19-Antikörpertests an, vier nur mit Einschränkungen, zwei lehnten sie explizit ab. Meist wurden Labortests angeboten, zum Teil aber auch Schnelltests, von denen sowohl das Robert Koch-Institut als auch die Weltgesundheitsorganisation und die Fachgesellschaft der Hausärzte abraten. Die Kosten dafür betrugen je nach Antikörpertyp zwischen 20 und 52 Euro, hinzu kamen meist noch Kosten für Blutabnahme und Beratung.

218 Versicherte ließen sich testen

Sechs Prozent der Befragten hatten bereits einen COVID-19-Antikörpertest angeboten bekommen oder selbst danach gefragt. Die Initiative ging jeweils zur Hälfte vom Patienten oder vom Arzt aus. Am häufigsten fragten Patienten danach, wenn sie Wochen oder Monate vor dem Test Symptome hatten. Andererseits berichteten 54 Prozent der Patienten auch, dass sie den Antikörpertest angeboten bekamen, obwohl sie keinerlei Symptome hatten. 218 Versicherte ließen sich so testen.

Die Versicherten wurden auch zur Motivation für den COVID-19-Antikörpertest befragt. Demnach stand der Wunsch, abklären zu lassen, ob man die Erkrankung bereits hatte und eine Immunität vorliegt, im Vordergrund. Andere verbanden damit die Hoffnung auf mehr Bewegungsfreiheit.

Fazit des MDS

Fazit des MDS

Ein Drittel der Getesteten wurde nicht darüber aufgeklärt, dass das Testergebnis mit Unsicherheit einhergeht.

Vier von zehn Getesteten wurdenweder vor noch nach dem Antikörpertest darüber aufgeklärt, dass sietrotz positivem Ergebnis nicht erkrankt gewesen sein können.

Ein Drittel wurde nicht aufgeklärt, dass sie trotz eines negativen Testergebnisses krank gewesen sein könnten.

Jeder Vierte gab an, dass er nicht darüber aufgeklärt worden ist, dass es noch nicht erwiesen ist, ob es überhaupt eine Immunität gibt.

Drei von zehn Patienten wurden laut MDS über die Ungenauigkeiten des Tests gar nicht informiert, knapp die Hälfte erfuhr nichts über die Möglichkeit falsch-positiver Ergebnisse. Ein Viertel wurde im Unklaren darüber gelassen, ob ein positives Testergebnis auf eine Immunität hinweist und wie lange diese Immunität möglicherweise anhält.

Die ärztliche Pflicht: Patienten über mögliche Gefahren aufzuklären

Die Gefahr positiver Ergebnisse und insbesondere falsch positiver Ergebnisse besteht laut MDS darin, dass sich Versicherte in trügerischer Sicherheit wiegen und das Risiko steigt, dass sie das Virus unbemerkt weiterverbreiten. Die ärztliche Pflicht wäre es, die Versicherten über mögliche Gefahren und Risiken aufzuklären und sie so zu informieren, dass sie in der Lage sind, ihre Testergebnisse richtig einzuordnen.

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