Merkels neuer Mann für Gesundheit

mg/dpa
Er ist der Überraschungskandidat im Kabinett der großen Koalition: Hermann Gröhe. Wer dieser Mann ist und was ihn qualifiziert.

Direkte Bezüge zur Gesundheitspolitik hat Gröhe keine. Er wurde 1961 in Uedem am Niederrhein geboren, studierte nach dem Abitur 1980 Rechtswissenschaften in Köln und ist seit 1994 als Rechtsanwalt in Köln zugelassen. Als 14-Jähriger trat er der Jungen Union bei, deren Bundesvorsitzender er von 1989 bis 1994 war.

Im Anschluss wurde Gröhe Mitglied des Deutschen Bundestags, war in der Unionsfraktion Justiziar und lange Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Im Oktober 2008 berief ihn Angela Merkel dann zum Staatsminister im Kanzleramt, in der vergangenen Legislaturperiode war er CDU-Generalsekretär. Im Kanzleramt war er für die Bund-Länder- Zusammenarbeit zuständig. Gröhe ist verheiratet und hat vier Kinder.

Selbst der politische Gegner beschreibt ihn als sachlich, freundlich und fair. In der CDU hatte es gerade deshalb mitunter offen Kritik gegeben, weil er als zu wenig angriffslustig galt. Politische "Wadenbeißerei" ist aber nicht seine Sache. Er löst Konflikte eher geräuschlos. Mitte der 90er Jahre zählte er zu dem Kreis jener CDU-Nachwuchspolitiker, der sich in der "Pizza-Connection" regelmäßig mit Grünen-Politikern traf.

Zahnärzte gehen zuversichtlich in die Zusammenarbeit

In der Bundeszahnärztekammer ist man froh, dass der Koalitionspoker nun endlich abgeschlossen ist. "Das hat schon alles sehr lange gedauert", teilt ihr Präsident Dr. Peter Engel mit. Was die Personalie Gröhe betrifft, gehe man "sehr zuversichtlich und gespannt" in die bevorstehende Zusammenarbeit. „Wie auch seinen Vorgängern im Amt reichen wir dem neuen Bundesgesundheitsminister und dem gesamten Hause gerne die Hand. Genügend spannende und gemeinsame Themen von der GOZ bis zur angeblichen Korruption, von der Zukunft des dualen Versicherungssystems bis hin zu Fragen der Prävention gibt es ja“, so Engel weiter.

"Ich gratuliere Hermann Gröhe zu seinem neuen Amt als Bundesgesundheitsminister. Das Gesundheitswesen ist ein schwieriges Politikfeld", so Dr. Wolfgang Eßer, der Vorsitzende des Vorstands der KZBV. "Als langjähriger Bundestagsabgeordneter und Amtsträger ist er nicht nur ein Generalist, der den Verwaltungsbetrieb bestens kennt, sondern auch ein Politikprofi, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, für die Menschen, vor allem die Schwächsten der Gesellschaft einzutreten. Ich freue mich darauf, mit dem neu besetzten Gesundheitsministerium an der weiteren Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung und der zukunftsfesten Gestaltung des Gesundheitssystems zu arbeiten."

Noch bevor Bundespräsident Joachim Gauck das Kabinett am Dienstagmittag vereidigt, wehte dem Nachfolger von Daniel Bahr ein heftiger Wind entgegen. Zumindest in den gesundheitspolitischen Fachkreisen, heißt es etwa in der "Ärzte-Zeitung", dürfte er wohl nicht zu den diskutierten Kandidaten gezählt haben. Und: "Was also qualifiziert Gröhe für dieses Amt? Zunächst einmal fachlich: Gar nichts." In der Wochenzeitung "der Freitag" ist der Verriss der Personalie Gröhe überschrieben mit den Worten "Der falsche Mann".

Es gab jedoch nicht nur negative Presse für Gröhe. „Aufgrund seiner schon immensen bundespolitischen Erfahrung dürfte Gröhe, im Gegen­satz zu seinem Vorvorgänger, dem damaligen Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler, der 2009 als Landesminister aus Niedersachsen in die Bundespolitik wechselte, eher mit Bedacht an seine neue anspruchsvolle Aufgabe herangehen“, kommentierte etwa der Gesund­heits­politische Informationsdienst den anstehenden Wechsel

Gröhes Nachfolger als CDU-Generalsekretär wird Peter Tauber. Der 39-Jährige gab bei seiner Vorstellung durch Angela Merkel bekannt, seine Partei in der schwarz-roten Koalition deutlich von der SPD abgrenzen zu wollen.

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