Berliner Forum der AWMF

Ökonomisierung bedroht Qualität in der Medizin

br/pm
Ökonomische Ziele dürfen medizinische Entscheidungen nicht unangemessen beeinflussen, fordert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF) in einer Stellungnahme.

"Medizin und Ökonomie" hieß das Leitthema des Berliner Forums der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), das am 28.11. im Berliner Ellington Hotel stattfand. Die AWMF hatte eingeladen, um anhand von zahlreichen Expertenvorträgen die Möglichkeiten einer patientenzentrierten Versorgung im Spannungsfeld zwischen Medizin und Ökonomie zu diskutieren. In einer anschließenden Stellungnahme forderte die AWMF, die Bedürfnisse der Patienten wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Eine gute Patient-Arzt-Beziehung im Sinne der gemeinsamen Entscheidungsfindung sei für eine erfolgreiche Versorgung unverzichtbar und daher zu stärken.

Der Patient muss wieder stärker in den Mittelpunkt

In einem ebenfalls veröffentlichten umfangreichen Maßnahmenplan stellt die AWMF fest: "Die AWMF und ihre Fachgesellschaften nehmen eine zunehmende Dominanz betriebswirtschaftlicher Ziele - vor allem im stationären Gesundheitssektor - wahr, die sich negativ auf die Patientenversorgung auswirken und diese gefährden. Es bestehen Fehlanreize gegen eine patientenorientierte, wissenschaftliche Medizin durch das Vergütungssystem, die Anzahl und Ausstattung von Krankenhäusern bzw. Fachabteilungen und deren Grundfinanzierung. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, werden Maßnahmen auf allen Ebenen des Gesundheitssystems vorgeschlagen. Es bedarf der gemeinsamen Anstrengung aller Akteure, der 'Ökonomisierung' in der Medizin entgegenzuwirken und den Patienten und seine Gesundheit wieder in den Mittelpunkt zu stellen.

Auf der Ebene Patient-Arzt ist der Ausbau der sprechenden Medizin adressiert, eine Stärkung der gemeinsamen Entscheidungsfindung und der interdisziplinären Abstimmung.

Durch die konsequente Implementierung von Leitlinien und von laienverständlichen Formaten (Gemeinsam Klug Entscheiden) sollen mögliche Überdiagnostik und Übertherapie klar adressiert werden, aber auch Fehlentwicklungen im Sinne einer Unterversorgung."

Fehlentwicklungen müssen klar adressiert werden

Der Fokus gelte "im ersten Schritt vornehmlich dem Krankenhaussektor, da sich dort die Konflikte zwischen betriebswirtschaftlichen Zielen und medizinisch-ethischen Anforderungen in besonderer Schärfe manifestieren". Die AWMF sei sich aber bewusst, "dass Lösungen über die Sektorengrenzen hinweg gedacht und implementiert werden müssen. Alle Entscheidungsträger und Akteure sind aufgefordert, in ihrem jeweiligen Handlungsfeld die erforderlichen Schritte zur Versorgungsverbesserung anzugehen. Diese Schritte bedürfen einer gemeinsamen Abstimmung. Die AWMF sucht den konstruktiven Dialog mit allen beteiligten Akteuren in Politik, Management, Selbstverwaltung und Patientenvertretungen.“

Weitere Informationen:Programm Berliner ForumMaßnahmenplan der AWMF

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