Ausbildung in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ)

Rund die Hälfte der BewerberInnen nicht geeignet

pr
Die Ausbildungsquote in Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) ist hoch, berichtet das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Das Problem: Es mangelt an Soft Skills.

42 Prozent der Praxen und Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) in Deutschland bilden derzeit aus. Das ergab eine Erhebung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi). Als wichtigste Motivation für die eigene Ausbildungstätigkeit gaben die befragten Ärztinnen und Ärzte an, dem Personalmangel entgegenwirken zu wollen. So sollen zukünftige Fachkräfte ausgebildet werden und bereits währenddessen als Personal in den Praxen und MVZ mitwirken.

Es gibt vier BewerberInnen pro Stelle – aber Probleme

Rein quantitativ können die Praxen und MVZ aus einem ausreichend großen Bewerbungspool schöpfen. Die Nachfrage nach Ausbildungsstellen ist hoch: Mehr als die Hälfte der in der Zi-Analyse ausgewerteten Einrichtungen erhielt vier und mehr Bewerbungen auf jede ausgeschriebene Stelle. Die Erhebung zeigt jedoch: In fast der Hälfte der Praxen und MVZ (rund 46 Prozent) waren nicht einmal die Hälfte der BewerberInnen geeignet. Und in fast einem Drittel (rund 32 Prozent) der Fälle hatten die eingestellten Auszubildenden in der Regel einen geringeren als den von den Ausbildern erwarteten Schulabschluss.

Es mangelt an Sozialkompetenz und Belastbarkeit

Es mangele an Soft-Skills, vor allem Sozialkompetenz und Belastbarkeit, informiert das Zi. Probleme hinsichtlich mathematisch-naturwissenschaftlicher Kenntnisse oder anderer schulisch vermittelter Fähigkeiten, inklusive IT-Kenntnisse, sind dagegen eher nachrangig.

Hohe Abbruchraten verschärfen den Personalmangel und erhöhen den Aufwand in den Praxen zusätzlich, heißt es in der Analyse weiter. Die mangelnde Sozialkompetenz stellte sich auch als der Faktor heraus, der neben persönlichen Gründen als Hauptgrund für Ausbildungsabbrüche gilt. Der Erhebung zufolge sind rund ein Drittel der teilnehmenden Praxen und MVZ in den Jahren 2017 bis 2021 von Ausbildungsabbrüchen betroffen gewesen. Der Lichtblick: Die verbleibenden Auszubildenden sind dem Zi zufolge hingegen stark engagiert.

ZI fordert Überarbeitung der Ausbildungsordnung

Das Zi berichtet, dass die derzeitige Ausbildungsordnung vielen Praxisinhaberinnen und -inhabern nicht mehr an die modernen Arbeitsplatzerfordernisse angepasst scheint. „Grundlagenkenntnisse und Soft Skills müssen stärker vermittelt werden, damit die Bewerberinnen und Bewerber besser auf die Tätigkeit als Medizinische Fachangestellte vorbereitet sind”, sagt der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Denn Qualifikations- und Ausbildungsdefizite später ausgleichen zu müssen, belaste den Workflow in den Arzt- und Psychotherapiepraxen. Darum fordert er, dass bei der Überarbeitung der Ausbildungsordnung eine anspruchsvollere Ausrichtung angestrebt werden sollte.

Eine modulare Ausrichtung der Ausbildung zur/zum Medizinischen Fachangestellten (MFA) könnte laut von Stillfried helfen, das dafür notwendige Qualifikationsniveau breiter und schneller zu erreichen. Dabei sollten Grundlagenkenntnisse gezielt vertieft und in Teilen mit wählbaren Schwerpunkten kombiniert werden können, heißt es, zum Beispiel im Bereich der Praxisorganisation und Digitalisierung. Wichtig ist laut Zi aber auch, die Attraktivität des Ausbildungsberufes durch monetäre Anreize und mehr Wertschätzung zu steigern.

Die Erhebung erfolgte per Online-Fragebogen im Rahmen der jährlichen Erhebung des Zi-Praxis-Panels 2021 und des Zi-MVZ-Panels 2022. An der themenspezifischen Befragung zur Ausbildung

beteiligtensich in den beiden Panels 7,7 Prozent der angeschriebenen Arztpraxen und sechs Prozent der MVZ.

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