Söder hält die derzeitige Impfbereitschaft für gefährlich niedrig. Der Süddeutschen Zeitung sagte er, es gebe leider "unter Pflegekräften in Alten- und Pflegeheimen eine zu hohe Impfverweigerung". Deshalb solle der Deutsche Ethikrat Vorschläge machen, "ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre". Gerade in den Pflegeheimen gehe "es schließlich um Leben und Tod."
"Impfen ist Bürgerpflicht"
Der Ministerpräsident schlägt in dem Zusammenhang auch eine staatliche Kampagne zur Förderung der Impfbereitschaft vor, an der sich Vorbilder aus Kunst, Sport und Politik beteiligen. Man müsse den vielen Fake News etwas entgegensetzen - sich impfen zu lassen, sollte "als Bürgerpflicht angesehen" werden. "Wenn die Alten- und Pflegeheime durchgeimpft sind, könnten sich auch die Spitzen des Staates als Vorbild impfen lassen", sagte Söder.
Nur 50 Prozent der Pflegekräfte stehen zum Impfen bereit
Bisher setzt Deutschland bei den Corona-Impfungen auf Freiwilligkeit. Allerdings zeigen aktuelle Umfragen, dass große Teile des Gesundheits- und Pflegepersonals der Impfung skeptisch gegenüberstehen: So ergab eine Befragung aus vergangener Woche, dass sich nur die Hälfte des Pflegepersonals impfen lassen würde.
In einer aktuellen Umfrage der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hatten sich nur 50 Prozent der Pflegekräfte für eine sofortige Teilnahme an einer Impfung ausgesprochen.
"Eine allgemeine Impfpflicht wird und soll es nicht geben, aber ..."
Im ZDF-Morgenmagazin sagte Söder heute morgen: "Eine allgemeine Impfpflicht wird und soll es nicht geben, aber wir müssen uns überlegen, ob wir für den besonders hochsensiblen Bereich, das sind die Alten- und Pflegeheime, den Schutz besonders erhöhen." Normalität komme nur zurück in die Welt, wenn genug Menschen geimpft würden, betonte Söder: "Die Freiheit, die wir uns alle wünschen, kommt nur zurück, wenn wir uns alle impfen lassen."
Mangelnde Impfbereitschaft bei medizinischem Personal
Gemeinsam mit dem RKI führt die Universität Erfurt mit dem "COVID-19 Snapshot Monitoring" (COSMO) eine fortlaufende Querschnittsstudie, die auch die Impfakzeptanz in der Bevölkerung und Ärzteschaft untersucht.
Danach sank die Impfbereitschaft in der Bevölkerung seit Mitte April 2020 kontinuierlich ab. Am 8. Dezember gaben nur noch 48 Prozent der Befragten an, dass sie sich gegen COVID-19 impfen lassen wollen, während es acht Monate zuvor noch 79 Prozent waren.
Die Impfbereitschaft des medizinischen Personals war im Vergleich zur Gesamtbevölkerung noch signifikant geringer. Sie lag zum Beispiel Ende Oktober bei einem Wert von 3.89, während die der Vergleichsgruppe (nicht im Gesundheitssektor tätig) 4.53 betrug.
Die Erhebung vom 15. Dezember 2020, auf die sich die STIKO-Empfehlung bezieht, zeigt eine Impfbereitschaft von 3.84 für im Gesundheitssektor Tätige versus 4.23.
Sogar im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen wie Personen mit chronischen Erkrankungen oder Älteren ist die Impfbereitschaft beim medizinischen Personal am geringsten. Allerdings zeigen die neuesten Daten, dass die Impfbereitschaft allgemein und - auch die der im Gesundheitssektor Tätigen - wieder leicht steigt.
Maßgebliche Gründe, warum Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen, sind das Vertrauen in die Sicherheit und die Effektivität der Impfung. Andere wichtige Motive sind die Kosten-Nutzen-Abwägung und das Verantwortungsgefühl für die Gemeinschaft. Diejenigen, die Vertrauen in eine potenzielle Impfung haben, weniger Kosten- Nutzen abwägen und nicht von der Impfung anderer profitieren wollen, ohne sich selbst impfen zu lassen, zeigen eine höhere Impfbereitschaft.
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