TK entwickelt E-Patientenakte selbst

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Die Entwicklung der Telemedizin ist der Techniker Krankenkasse zu langsam. Deshalb hat die Kasse jetzt IBM beauftragt, eine eigene elektronische Patientenakte zu entwickeln.

Die Techniker Krankenkasse hat nach einer europaweiten Ausschreibung das US-amerikanische IT-Unternehmen IBM beauftragt, eine elektronische Patientenakte für ihre etwa 10 Millionen Versicherten zu entwickeln. Vorbild ist das zentrale dänische Gesundheitsportal Sundhed, das ebenfalls unter IBM-Regie entstand.

In der sogenannten elektronischen Gesundheitsakte (eGA) der TK sollen klassische medizinische Daten wie Medikation, Röntgenbilder oder Krankenhaus-Befunde enthalten sein. "Zusätzlich sollen weitere Informationen wie zum Beispiel Tracker-Daten oder Daten aus einem elektronischen Diabetes-Tagebuch einfließen können, aber auch persönliche Entscheidungen wie ein Organspendeausweis oder eine Patientenverfügung", lässt TK-Chef Jens Baas in einer Mitteilung verkünden: "Die Akte ermöglicht damit eine orts- und zeitunabhängige Verfügbarkeit von Gesundheits- und Krankheitsdaten für den Versicherten."

Die Kasse zahlt...

Jeder Versicherte soll nach dem Willen von Baas das Recht auf eine elektronische Patientenakte erhalten. Was in der Akte steht und wer die Daten lesen kann, entscheide dabei der Versicherte. "Der Versicherte allein wird Herr seiner Daten sein. Nur er wird entscheiden können, wem er Einsicht gewährt: Weder Arzt noch Krankenkasse können ohne seine Genehmigung auf die Daten zugreifen", erklärt Baas. Ebenso sei die Nutzung der elektronischen Gesundheitsakte für die Versicherten freiwillig - die Kosten für die Nutzung trägt die TK.

... aber Vertragspartner ist IBM!

"Wir werden dafür sorgen, dass die Daten bestmöglich geschützt sind. Das geschieht über hohe IT-Standards, die wir setzen und die für unseren Entwicklungspartner, IBM, verpflichtend sind", sagt Baas in Bezug auf den Datenschutz: "Der Versicherte selbst muss die Hoheit über seine Daten haben. Wir als Krankenkasse werden ohne Zustimmung des Versicherten keinen Zugriff haben."

Denn die Akte mit den von Patienten freigegebenen Behandlungsdaten soll nicht bei der TK, sondern von IBM auf Servern in Deutschland gespeichert werden. Die vertragliche Beziehung zur Nutzung der elektronischen Gesundheitsakte wird dementsprechend zwischen IBM und dem Versicherten bestehen. Der TK-Chef sieht hier den konkreten Vorteil für Versicherte: "In Zukunft können sie ihre Fitnesstracker-Daten auch in der sicheren elektronischen Gesundheitstakte speichern und müssen nicht auf einem unbekannten Server im Silicon-Valley zurückgreifen."

Patientenakte parallel zur elektronischen Gesundheitskarte

Indem die elektronische Patientenakte den Zugriff über standardisierte Schnittstellen erlaubt, soll zudem der Austausch mit IT-Systemen von Ärzten oder Krankenhäusern erleichtert werden. Hierbei überholt die Krankenkasse die Elektronische Gesundheitskarte, die derzeit für alle gesetzlich Versicherten von der „Gematik“ entwickelt wird. „Wir setzen hier ein paralleles System dazu auf“, lässt Baas verkünden.

Was in Deutschland noch Zukunftsmusik ist, wird in Dänemark bereits gelebt: Dort gibt es nur eine gesetzliche Krankenkasse, die für ihre rund 7 Millionen Mitglieder mit "Sundhed.dk" ein zentrales Portal errichtet hat, in dem für den Patienten Praxis-, Klinik- und Reha-Daten zentral gespeichert sind. Darauf zugegriffen wird auch hier über Web und App, wobei der behandelnde Hausarzt als Vertrauensanker fungiert, indem er etwa mit dem Patienten ein Passwort bestimmt. Der erfolgreichste und wichtigste Dienst ist nach Angaben dänischer Nutzer die Terminvergabe für Praxisbesuche.

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