Ärztestatistiken von BÄK und KBV

Trend zu Anstellung und Teilzeit bleibt

pr/pm
Die Zahl der Ärzte ist zwar im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, doch fiel der Zuwachs viel geringer aus als zuvor. Die Zahl der jungen Mediziner ging sogar zurück. Das zeigen die neue Ärztestatistiken von Bundesärztekammer (BÄK) und Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV).

So stieg 2020 zwar die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte (+1,7 Prozent) sowie die der Facharztanerkennungen (+0,6 Prozent), doch fiel der Zuwachs deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Bei den jungen Ärztinnen und Ärzten aus dem Inland, die sich erstmalig bei einer (Landes-)Ärztekammer anmeldeten, verzeichnet die BÄK sogar einen Rückgang um 1,1 Prozent.

„Wir betrachten diese Entwicklung mit Sorge,“ bilanziert Ärztepräsident Dr. Klaus Reinhardt. „Denn wir brauchen dringend eine ausreichende Anzahl von Ärztinnen und Ärzten, um die Folgen des anhaltenden Trends zur Teilzeitarbeit, des steigenden Durchschnittsalters der Ärzteschaft und des demografischen Wandels zu bewältigen. Sinkt die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden, wird das nicht gelingen“, warnte er mit Blick auf den hohen Behandlungsbedarf in einer älter werdenden Gesellschaft.

Die Corona-Pandemie zeige, wie wichtig Ärztinnen und Ärzte für ein funktionierendes Gesundheitswesen sind, so Reinhardt weiter. Die konsequente ärztliche Nachwuchsförderung und bessere Ausbildungsbedingungen gehörten deshalb für ihn dringend auf die politischen Agenden von Bund und Ländern.

Mehr Ärzte arbeiten bei den Gesundheitsämtern

Eine positive Bilanz war laut BÄK bei den Gesundheitsämtern zu verzeichnen. Dort stieg die Zahl der Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2020 um 14 Prozent auf knapp 3.000. Bei den im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und Ärzten gab es ein Plus von 2,3 Prozent (Vorjahr: +2,7 Prozent). Die Zahl der ambulant tätigen Ärzte stieg um 1,0 Prozent (Vorjahr: +1,6 Prozent). Am stärksten war der Einbruch des Wachstums in sonstigen Tätigkeitsbereichen (+1,3 Prozent; Vorjahr: +6,2 Prozent). Auch bei den Facharztanerkennungen fiel der Zuwachs im Jahr 2020 geringer aus. Er stieg lediglich um 0,6 Prozent (Vorjahr: +3,3 Prozent) auf knapp 14.000 an.

Zuwanderung aus dem Ausland sorgte für Entlastung

Für etwas Entlastung konnte die Zuwanderung aus dem Ausland sorgen. So ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2020 um 6,8 Prozent (Vorjahr: +7,9 Prozent) auf rund 56.000 Personen gestiegen. Treibende Kraft waren dabei Ärzte aus Ländern außerhalb der EU (+11,1 Prozent; Vorjahr: 11,9 Prozent). Bei den Ärzten aus EU-Ländern war ein Plus von lediglich 1,5 Prozent zu verzeichnen (Vorjahr: +3,3 Prozent).

Ein Problembereich ist den neuen Zahlen zufolge der Altersdurchschnitt der Ärzteschaft. Bestätigt wurde die Tendenz zur Stagnation des Anteils der Ärztinnen und Ärzte unter 35 Jahre (19,1 Prozent; Vorjahr: 18,9 Prozent). Der Anteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, steigt kontinuierlich an. Knapp 34.000 Ärzte (8,2 Prozent aller berufstätigen Ärzte; Vorjahr: 8,0 Prozent) erreichten bereits das 66. Lebensjahr und somit das Renteneintrittsalter. Weitere knapp 52.000 berufstätige Ärzte (12,6 Prozent aller berufstätigen Ärzte; Vorjahr: 12,2 Prozent) sind zwischen 60 und 65 Jahre alt. Der Anteil der Ärzte, die sich mittlerweile im Ruhestand befinden, stieg im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent an.

Die Arztzeit wird weniger

Auch die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat ihre Arztzahlstatistik  - das Bundesarztregister - für 2020 vorgelegt. Demnach ist der Trend zu Anstellung und Teilzeit in der ambulanten Versorgung ungebrochen. Und die Zahl der Hausärzte im Vergleich zum Vorjahr hat wiederum abgenommen.

Die Arztzeit werde weniger, obwohl es mehr Ärzte gebe, heißt es bei der KBV dazu. Insgesamt sei zwar die Zahl der Ärzte und Psychotherapeuten nach Köpfen deutlich gestiegen, doch durch Anstellung und Teilzeit sei der Zuwachs geringer, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen.

In 2020 nahmen den KBV-Zahlen zufolge 180.581 (2019: 177.581) Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil – davon 150.850 (2019: 149.710) Ärzte und 29.731 (2019: 28.116) Psychotherapeuten. Die Anzahl der Ärzte und Psychotherapeuten, die in Medizinischen Versorgungszentren und Praxen angestellt sind, hat sich weiter auf 42.631 (2019: 39.477) erhöht.

Frauenanteil steigt kontinuierlich

Ein deutlicher Zuwachs wurde bei den Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendärzten und Nervenärzten verzeichnet. Hintergrund sei, dass bei diesen Arztgruppen im Zuge der Bedarfsplanungsreform des Gemeinsamen Bundesausschusses 2019 neue Niederlassungsmöglichkeiten geschaffen wurden, erklärt die KBV. Gesunken sei hingegen im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Hausärzte um 0,1 Prozent.

Der Frauenanteil bei Ärzten und Psychotherapeuten ist kontinuierlich gestiegen. Er nimmt nun fast 50 Prozent ein. Bei den Psychologischen Psychotherapeuten ist der Anteil der Frauen mit 76 Prozent am höchsten. Das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten sank seit Längerem erstmals minimal von 54,25 auf 54,23, so die Statistik.

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