Kleine Anfrage der FDP

Zahngesundheit der Kinder hängt von sozialer Herkunft ab

silv
Der FDP-Politiker Dr. Wieland Schinnenburg (MdB) befragte die Bundesregierung zur Zahngesundheit deutscher Kinder. Ergebnis: Vieles läuft gut, aber die Gesundheit der Zähne hängt von der sozialen Herkunft ab.

Schinnenburg, der selbst Zahnarzt ist, fragte, welche Maßnahmen die Bundesregierung ergreife, um die Zahngesundheit von Kindern zu verbessern und welche finanziellen Mitteln sie hierzu zur Verfügung stelle. Ein weiterer Schwerpunkt der Kleinen Anfrage (Drs. 19/23287) war das Thema Präventionsprogramme für Kinder und in welchem Umfang diese von der Bundesregierung gefördert werden.

Schinnenburg wollte ebenfalls wissen, welche Maßnahmen die Bundesregierung für erforderlich hält, damit alle Kinder regelmäßig Zahnarztkontakt haben und Schäden damit früher erkannt werden könnten. Auch die Pläne in Sachen Kinderzahngesundheit, eventuelle weitere gesetzliche Maßnahmen zu ihrer Verbesserung und Zahlen zur Ausbreitung der Molaren-lnzisiven-Hypermineralisation MIH („Kreidezähne“) in Deutschland waren Inhalt der Kleinen Anfrage. 

26 Millionen Euro GKV-Gelder für die Früherkennung

Die Frage nach der Kinderzahngesundheit in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern war am einfachsten beantwortet: „Nach der DMS V (Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie) nimmt Deutschland im Vergleich mit 32 anderen europäischen Ländern sowie Australien und den USA bezüglich der Karieserfahrung den Spitzenplatz ein“, erläuterte Dr. Thomas Gebhart, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG).

Für Maßnahmen, die die Zahngesundheit von Kindern verbessern sollen, wurden 2019 rund 26 Millionen Euro GKV-Gelder für die Früherkennung von Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten bereitgestellt. Die Leistungen der Individualprophylaxe bei Kindern und Jugendlichen lagen den Angaben zufolge bei rund 492 Millionen Euro, die Kosten für die Gruppenprophylaxe in Kindergärten und Schulen bei rund 51 Millionen Euro.

Künftig will man die Zahngesundheit von unter Dreijährigen verbessern

Ein Blick in die Zukunft aus Sicht der Bundesregierung: „In den kommenden Jahren werden wir ein besonderes Augenmerk darauf legen, ob es gelingt, durch die Ausweitung der zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen auf Kinder vor dem 30. Lebensmonat und die verstärkte Durchführung der Gruppenprophylaxe auch bei unter dreijährigen Kindern die Verbreitung frühkindlicher Karies zu reduzieren“, antwortete das BMG.

Die Gruppenprophylaxe für die älteren Kinder sei „das reichweitenstärkste Präventionsangebot für Kinder und von besonderer Bedeutung“. Im Schuljahr 2017/2018 erreichte es demzufolge 77,2 Prozent aller Kinder in Kindergärten, 77,3 Prozent aller Kinder in Grundschulen und 75,8 Prozent aller Kinder in Förderschulen.

Aus Sicht der Bundesregierung hat sich die Zahngesundheit deutscher Kinder in den letzten Jahrzehnten „deutlich verbessert“. Eine Untersuchung der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) aus dem Schuljahr 2015/16 unter 300.000 Kindern bescheinigt 79 Prozent der Sechstklässler kariesfreie bleibende Gebisse. Demnach gibt es allerdings „deutliche Unterschiede hinsichtlich der Verbreitung von Karies und der Karieserfahrung zwischen Kindern aus den unterschiedlichen Sozialschichten“.

Schinnenburg kritisiert fehlende MIH-Forschungsprojekte

Schinnenburg hatte auch angefragt, welche Forschungsprojekte die Bundesregierung zu MIH fördert. Im Rahmen der DMS V wurde MIH erstmals erfasst. Dabei kam heraus, dass sich bei 28,7 Prozent der zwölfjährigen Kinder wenigstens ein Zahn mit MIH-Befund fand. Bei 5,4 Prozent der untersuchten Kinder wurden ausgeprägte behandlungsbedürftige MIH-Formen mit Defekten des Zahnschmelzes festgestellt. Antwort des BMG: „Die Bundesregierung fördert derzeit keine Forschungsprojekte zur MIH.“

„Das ist völlig unverständlich“, kommentiert Schinnenburg diese Antwort. „Wenn ein Viertel der zwölfjährigen Kinder die Krankheit aufweisen, davon sogar mehr als fünf Prozent so schwer, dass sie behandelt werden müssen, ist das zuviel, gerade wenn man weiß, dass die Krankheit mit starken Kauschmerzen und damit erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität verbunden sein kann. Hier muss dringend mehr in die Forschung investiert werden!“

Erfreulich ist aus Sicht des FDP-Politikers, dass sich die Zahngesundheit bei Kindern positiv entwickle. Schinnenburg gegenüber zm-online: „Sorge bereitet mir aber, dass durch die Gruppenprophylaxe in Schulen und Kindergärten rund ein Viertel der Kinder nicht erreicht wird. Wir brauchen verstärkte Anstrengungen, damit möglichst regelmäßig alle Kinder durch eine Gruppenprophylaxe erreicht werden, auch die, deren Eltern nicht mit ihnen zum Zahnarzt gehen.“

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