Mitarbeiterbindung trotz Teilzeit?

zm
Praxis
Teilzeitarbeit ist in Zahnarztpraxen ein gängiges Modell. Aber trägt sich das überhaupt - für den Chef und die Mitarbeiterinnen? Carmen Gandila, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. (VmF), beleuchtet in unserem Interview beide Seiten.

Wie wirtschaftlich ist es für die Praxis, Teilzeitbeschäftigte anzustellen?

Carmen Gandila:Bei kluger Ressourcenplanung kann es für Arbeitgeber sehr günstig sein, mit Teilzeitkräften zu arbeiten. Zum einen ist es möglich für bestimmte Aufgabengebiete – die nicht zwangsläufig eine Vollzeitkraft erfordern – Spezialisten zu beschäftigen. Andererseits kann durch Teilzeitstellen erreicht werden, dass Aufgabengebiete von mehreren Mitarbeitern beherrscht werden und dadurch Urlaubs- und Krankheitsvertretungen besser bewältigt werden können. Allerdings darf Teilzeit nicht zu kleinschrittig gedacht werden: Durch Minijobs wird häufig das Gegenteil erreicht. Die Mitarbeiter arbeiten zu wenige Stunden, um wirklich Teil des Teams zu sein und um die Arbeitsprozesse vollumfänglich nachvollziehen zu können.

Wie attraktiv sind Teilzeitstellen für die Angestellten in Zahnarztpraxen?

Teilzeitarbeitsplätze sind schon seit langem gelebte Praxis, insbesondere in von Frauen dominierten Berufen. Allerdings nicht immer freiwillig respektive im Sinne der Beschäftigten. Viele Arbeitgeber haben bereits vor Jahren Vollzeit- beziehungsweise echte Teilzeitstellen in mehrere Minijobs zerlegt, um Kosten wie etwa Sozialversicherungsbeiträge zu sparen. Das ist in der Regel von den Beschäftigten nicht gewünscht. 

###more### ###title### "Teilzeitarbeit reduziert die Chance auf qualifizierte Personalentwicklung!" ###title### ###more###

"Teilzeitarbeit reduziert die Chance auf qualifizierte Personalentwicklung!"

Generell verhindert oder reduziert Teilzeitarbeit die Chance auf qualifizierte Personalentwicklung, denn Teilzeitkräfte werden seltener in ihrer beruflichen Qualifizierung gefördert und unterstützt. Auch hier hätten Arbeitgeber gute Möglichkeiten durch professionelle Personalförderung die Arbeitszufriedenheit der Angestellten und gleichzeitig das Know-how der Praxis zu erhöhen.

Welche Möglichkeiten sehen Sie für Zahnärzte als Führungskräfte, Unzufriedenheit zu vermeiden?

Ganz wichtig ist die Führungskompetenz des Praxisinhabers. Qualifizierte Mitarbeiter schätzen einen partizipativen Führungsstil, da sie in Entscheidungen zu ihrem Arbeitsumfeld eingebunden werden, ihre Qualifikation und Erfahrung einbringen können und sie wertgeschätzt werden. Das stärkt die Motivation und die Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme. Wichtig ist aber auch, Verantwortliche für Aufgaben und Prozesse zu benennen, damit jeder Klarheit über die Strukturen im Team erhält.

Mitarbeiterbindung ist schon heute extrem wichtig und wird in den kommenden Jahren noch mehr Bedeutung erlangen. Nur wenn Mitarbeiter sich respektiert und wertgeschätzt fühlen, werden sie sich mit hoher Motivation und Verantwortungsbereitschaft für „ihre“ Praxis engagieren.

Daher lautet unsere Botschaft an die Arbeitgeber: Haben Sie den Mut Aufgaben und Verantwortung zu übertragen. Zudem sollten Personalmanagementaufgaben an entsprechend qualifizierte Mitarbeiter delegiert werden. Und: Vergüten Sie Ihre Mitarbeiter angemessen und sorgen Sie auch für Transparenz im Vergütungssystem. Das lässt erst gar keinen Raum für Spekulationen oder Missgunst.

Welche Möglichkeiten haben Zahnärzte, flexible Arbeitszeiten anzubieten?

Die Frage ist, was unter flexiblen Arbeitszeiten verstanden wird. Natürlich kann in einer Praxis keine Gleitzeit wie beispielsweise in vielen Büroberufen angeboten werden. In Zahnarztpraxen wird aber schon vielfach flexibel gearbeitet - sei es um lange Praxisöffnungszeiten abzudecken oder um unterschiedliche Aufgabengebiete zu erledigen, zum Beispiel um privat- und kassenzahnärztliche Abrechnungen oder Heil- und Kostenpläne zu erstellen.

Durch eine gute Personaleinsatzplanung können hier sinnvolle und attraktive Lösungen für Arbeitgeber UND Mitarbeiter gefunden werden. Allerdings lässt sich eine professionelle Personaleinsatzplanung nicht so nebenbei gestalten. Das ist eine Aufgabe, die Zahnärzte hervorragend an entsprechend qualifizierte Mitarbeiter/innen wie etwa Zahnmedizinische Verwaltungsangestellte oder Praxismanager/innen delegieren können. 

Eine Praxismanagerin kann unter anderem die Personalakquise und Personalbetreuung sowie die Mitarbeitereinsatzplanung oder die Urlaubsplanung übernehmen. Auch kann sie das Qualitätsmanagement kontrollieren oder weiterentwickeln.

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