Wie Managerfrust den Unternehmen schadet

ck/pm
Praxis
Bei deutschen Führungskräften wächst die Enttäuschung über weniger Karrierechancen und geringere Handlungsspielräume angesichts der wachsenden Bürokratie im Unternehmen.

Aus einer Befragung von Managern durch den Führungskräfteverband ULA und die Bertelsmann Stiftung geht hervor, dass 77 Prozent der Führungskräfte sich bei der Karriereentwicklung durch ihr Unternehmen kaum oder gar nicht unterstützt fühlen.

Insgesamt 63 Prozent (2012: 59 Prozent) nehmen ihre Firmen als bürokratisch wahr. Auch der innerbetrieblichen Fehler- und Innovationskultur geben sie keine guten Noten. Jeder zweite Manager bewertet sie negativ.

Kritik an der schlechten Arbeitsatmosphäre

Ebenso wenig halten 47 Prozent die Umsetzung des Krisen- und Veränderungsmanagements für gelungen. Insbesondere mangelt es zunehmend an einer vertrauensvollen Zusammenarbeit und Wertschätzung im Betrieb. Für jeden dritten Manager ist die Arbeitsatmosphäre nicht von gegenseitigem Vertrauen geprägt.

An eine Verbesserung des Klimas in den Betrieben glaubt zurzeit nicht einmal jeder zweite Befragte. Über die Hälfte der Führungskräfte erwarten eher eine Verschlechterung des Betriebsklimas und schwierigere Arbeitsbedingungen.

Work-Life-Balance stimmt

Mit der persönlichen Situation am Arbeitsplatz sind die Führungskräfte aber durchaus zufrieden. Nur 19 Prozent fürchten sich vor einem Jobverlust. Zwei Drittel empfinden ihre berufliche Belastung als angemessen, 68 Prozent können Beruf und Privatleben gut miteinander vereinbaren. Das in letzter Zeit viel diskutierte Burnout-Phänomen scheint aktuell wohl nicht zu den Sorgen der Führungskräfte zu gehören.

Auch die wirtschaftliche Zukunft ihrer Firmen sehen viele Manager positiv. 70 Prozent halten die aktuelle Auftragslage für gut. Zufrieden sind drei Viertel mit dem Stand der Kundenorientierung, dem Umgang mit Wettbewerbern sowie den Beziehungen zu Lieferanten. 90 Prozent sind davon überzeugt, das Unternehmen halte sich an gesetzliche Vorgaben und Forderungen.

"Unternehmen stehen vor großen Herausforderungen: Neben der unternehmensinternen Bürokratisierung drohen sie in eine Motivationsfalle bei denjenigen Führungskräften zu tappen, die durch unzureichende Karrieremöglichkeiten und mangelnde Wertschätzung enttäuscht sind", sagte Martin Spilker, Leiter des Kompetenzzentrums Führung und Unternehmenskultur" der Bertelsmann Stiftung.

Arbeiten mit angezogener Handbremse

Man habe das Gefühl, viele Manager machten ihren Job zurzeit eher "mit angezogener Handbremse". Das bedeute aber - vor dem Hintergrund einer guten Wirtschafts- und Wettbewerbssituation - eine nicht zu unterschätzende Gefahr für viele Unternehmen, resümierte Spilker.

"Eine gute wirtschaftliche Lage des Unternehmens und eine hohe Arbeitsplatzsicherheit in einem schwierigen internationalen Umfeld sind wertvolle Güter", stellte ULA-Hauptgeschäftsführer Ludger Ramme fest. Sie seien aber offensichtlich kein sicherer Garant für Höchstwerte bei der Motivation und der Zufriedenheit. Ramme: "Ein Zuviel an innerbetrieblicher Bürokratie und fehlende Spielräume für eine Weiterentwicklung der eigenen Karriere können das Klima eintrüben. Anders formuliert: Auch goldene Zügel werden oft als einengend empfunden."

Im Oktober 2013 wurden 1.250 Führungskräfte aus Unternehmen der produzierenden Wirtschaft befragt, davon 73 Prozent aus Großunternehmen mit mehr als 2.000 Beschäftigten.

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