Poliklinik im Uniklinikum Aachen

Bergung eines Fremdkörpers – ein glasklarer Fall

Nora Lautner
,
Maurice Klein
,
Frank Hölzle
Zahnmedizin
Die 18 Jahre alte Patientin stellte sich mit unklaren Beschwerden submental in unserer Poliklinik im Uniklinikum Aachen vor. Anamnestisch berichtete sie, dass sie vor sieben Wochen bei einer Party unter C2-Einfluss gestürzt sei. Die primäre Wundversorgung war in einem Krankenhaus alio loco erfolgt.

Vor circa einer Woche hätte die Patientin jedoch ein schwer beschreibbares Fremdkörpergefühl im Bereich der submentalen Narbe festgestellt. Lateral der Narbe war ein hartes Fragment über eine Strecke von 2 mm palpabel. Intraoral war im Mundboden punktuell ein sehr harter Fremdkörper tastbar.

Die Hausärztin überwies die Patientin zur weiteren Abklärung in die Radiologie, wo eine seitliche Röntgenaufnahme in einer Ebene durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich ein dreiecksförmiger Fremdkörper submental in der reklinierten Schädelaufnahme.

Es erfolgte ein DVT, um den radiologisch bereits detektierten Fremdkörper in seiner Lokalisation besser einschätzen zu können. Hierbei imponierte ein schmaler, dreieckiger Fremdkörper im Ausmaß von etwa 2 x 2 x 2 cm, welcher sich von der submentalen Kutis bis in den Mundboden erstreckte. Der untere Rand des Fremdkörpers lag auf Höhe des Os hyoideums.

Chirurgische Exploration

Bedingt durch die progressiven Beschwerden der jungen Patientin stellten wir die Indikation zur operativen Entfernung des Fremdkörpers in Lokalanästhesie. Es erfolgte die chirurgische Exploration des unbekannten Fremdkörpers. Bereits nach Durchtrennung der Kutis zeigte sich die scharfe Kante eines durchsichtigen Gegenstandes im Sinne einer Glasscherbe.

Während der weitergehenden Präparation konnte die 2,1 x 2,5 x 2,1 cm große Glasscherbe in toto aus dem submentalen Situs entfernt werden. Zirkulär um diese zeichnete sich eine bindegewebige Umbauung ab. Nach Entfernung der Glasscherbe waren die Beschwerden der Patientin sofort verschwunden und der Situs konnte problemlos verschlossen werden.

Literaturliste

1. Protz, K., Timm, J. H. & Dangl, S. Moderne Wundversorgung. (Elsevier Health Sciences Germany, S8, 2016)

2. Khalil, V. P. et al. Muss jeder Splitter raus? MMW-Fortschr. Med. Nr. 12 / S 38, 2009 (151. Jg.)

3. Oikarinen, K. S., Nieminen, T. M., Mäkäräinen, H. & Pyhtinen, J. Visibility of foreign bodies in soft tissue in plain radiographs, computed tomography, magnetic resonance imaging, and ultrasound. International Journal of Oral and Maxillofacial Surgery 22, 119–124 (1993)

4. Ginsburg, M. J., Ellis, G. L. & Flom, L. L. Detection of soft-tissue foreign bodies by plain radiography, xerography, computed tomography, and ultrasonography. Annals of Emergency Medicine 19, 701–703 (1990)

5. Berchtold, R., Bruch, H. P. & Trentz, O. Chirurgie. (Elsevier, Urban & Fischer, S60-61, 2008)

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