Doktorarbeit der Universität Göteborg

Ein Fünftel der Schweden berichtet über Zahnarztangst

ck/br
Zahnmedizin
In Schweden hat jeder fünfte Erwachsene Angst vorm Zahnarzt. Die Zahl ist im Laufe der Zeit zurückgegangen, aber immer noch hat ein großer Teil der Bevölkerung Probleme, wie eine aktuelle Doktorarbeit der Universität Göteborg zeigt.

Danach beschreiben 4,7 Prozent der Befragten ihre Zahnarztangst als schwer, 4,5 Prozent als mittelschwer und 9,8 Prozent als gering. Die restlichen 80,9 Prozent geben an, keine Zahnarztangst zu haben. Der Anteil ohne Zahnarztangst war mehr als doppelt so hoch wie in einer ähnlichen Studie aus den 1960er Jahren, als 38,5 Prozent der Befragten angaben, keine Zahnarztangst zu haben.

Die wichtigste Ursache für diese positive Entwicklung sieht Studienautorin Lisa Svensson, Zahnärztin im öffentlichen Gesundheitsdienst der Region Västra Götaland, in den umfangreichen Prophylaxe-Angeboten für Kinder und Jugendliche. Im Rahmen ihrer Dissertation an der Universität Göteborg hatte Svensson eine landesweite Befragung zur Prävalenz von Zahnbehandlungsängsten mit insgesamt 3.500 Teilnehmern durchgeführt – der schwedische Forschungsrat macht in einer aktuellen Mitteilung auf die Studie aufmerksam.

Richtungsänderung hin zur Prävention war maßgeblich

Svensson betont, dass die präventive Zahnheilkunde für Kinder und Jugendliche ein entscheidender Faktor gewesen ist, um die Zahngesundheit zu verbessern und damit die Notwendigkeit umfangreicher zahnärztlicher Eingriffe in jungen Jahren zu verringern. Bessere Kommunikation und eine gleichberechtigtere Beziehung zwischen Zahnarzt und Patient seien ebenfalls wichtige Faktoren.

Andererseits sei die Zahnbehandlungsphobie so weit verbreitet, dass sie ein Problem der öffentlichen Gesundheit darstellt, betont Svensson. Ihre Promotionsstudien konzentrieren sich insbesondere auf Personen mit schwerer Zahnarztangst. Davon gaben 85 Prozent an, dass ihr tägliches Leben durch Mund- oder Zahnprobleme beeinträchtigt wird, und 78 Prozent berichteten über Zahnschmerzen und stuften diese als hochgradig schmerzhaft ein.

Übergriffe in Gesicht und im Mund können auch die Ursache sein

"Hochgradig ängstliche Menschen haben oft negative Erfahrungen mit Zahnbehandlungen, die mit starken Schmerzen verbunden sind. Das Gefühl der Verletzlichkeit kann aber auch auf frühere Traumaerfahrungen wie Übergriffe in Gesicht und Mund oder sexuellen Missbrauch zurückzuführen sein", sagt Svensson.

Insgesamt bewegen sich die ermittelten Zahlen im internationalen Vergleich am unteren Rand der Prävalenzen, wobei die vielfach verschiedenen Erhebungsmethoden einen wissenschaftlich belastbaren Vergleich der Daten kaum zulassen. Die Autoren der deutschen Leitlinie „Zahnbehandlungsangst beim Erwachsenen“ schätzen für Deutschland eine Prävalenz von Zahnbehandlungsangst mit Krankheitswert von fünf bis zehn Prozent [DGZMK, 2019].

Quelle: Lisa Svensson, Dental Anxiety: Prevalence, measurements and consequences, University of Gothenburg: hdl.handle.net/2077/65134Literatur: S3-Leitlinie „Zahnbehandlungsangst beim Erwachsenen“, DGZMK 2019, AWMF-Registernummer: 083-020

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