Elektrische Impulse gegen nächtliche Atemaussetzer

sp/pm
Zahnmedizin
Patienten mit schwerer Schlafapnoe kann nun mittels eines elektrischen Impulsgebers geholfen werden. Die übliche CPAP-Maske ist dadurch überflüssig.

Als eines der ersten Zentren in Ostdeutschland implantierten Neurochirurgen des Uniklinikums Dresden ein atmungsgesteuertes Stimulationssystem, das Atemaussetzer im Schlaf mit elektrischen Impulsen verhindert. Ziel ist es, Folgeerkrankungen, wie Herz-Kreislauf- und Lungenerkrankungen, die durch die Schlafapnoe auftreten können, vorzubeugen.

Das atmungsgesteuerte Stimulationssystem

Um das Stimulationssystem im Körper zu platzieren, legen die Neurochirurgen während der Operation den zwölften Hirnnerven, den Nervus hypoglossus, am Unterkiefer des Patienten frei. Noch während der Operation überprüfen die Mediziner, welcher der Nervenäste für das Vorstrecken der Zunge verantwortlich ist und legen eine Elektrode um den Nerv.

Die dazugehörige Stromquelle in Form eines handtellergroßen Generators wird im Brustbereich implantiert. Ein Sensor misst die Atembewegungen an der Lunge. Die rund dreieinhalb Stunden dauernde Operation wird dabei minimalinvasiv vorgenommen.

Weltweit erst 1.000 Geräte implantiert

Mit dieser Implantation des Stimulationssystems gehören die Dresdner Neurochirurgen zu den Vorreitern: Weltweit wurden erst 1.000 der Geräte implantiert. Vier Wochen nach der Operation nehmen die Neurochirurgen das Gerät dann erstmals in Betrieb. Im Alltag schaltet der Patient die Stromquelle mithilfe einer separaten Fernbedienung beim Schlafengehen ein und gibt die ungefähre Einschlafdauer an. Dann beginnt das Stimulationssystem mit seiner Arbeit.

Zur Sicherheit schaltet sich das Gerät nach einer Betriebsdauer von acht Stunden eigenständig ab. So wird auch der implantierte Generator geschont. Nach etwa acht Jahren wird dieser gegen ein neues Gerät ausgetauscht.

Risiken der Schlafapnoe

Fünf Prozent der Deutschen leiden unter der sogenannten Schlafapnoe. „Dabei verschließt die im Schlaf erschlaffende Zunge die Atemwege. Unsere Patienten werden dadurch mehrmals pro Nacht wach“, erklärt Dr. Amir Zolal von der Klinik für Neurochirurgie den Leidensdruck der Patienten. Erholsames Schlafen wird damit unmöglich. „Bis der Patient aufgrund des erhöhten Kohlendioxidspiegels im Blut teilweise aufwacht, atmet er oft 30 bis 60 Sekunden nicht“, beschreibt der Mediziner die Gefahr, die von der Schlafapnoe ausgeht.

Es erhöht sich bei allen Betroffenen das Risiko für Folgekrankheiten wie Herzinfarkte, Schlaganfälle oder Bluthochdruck. Hinzu kommen durch den Schlafmangel ausgelöste Symptome wie Antriebslosigkeit oder Reizbarkeit. „Es gibt eine Vielzahl konventioneller Therapien“, weiß Oberarzt PD Dr. Stephan Sobottka, der die ersten Implantationen des neuen Stimulationssystems am Uniklinikum leitet. Viele der Betroffenen erhalten zunächst eine Maske, die die Atemwege durch einen konstanten Luftdruck freihalten soll. Doch in einigen Fällen verrutscht diese häufig im Schlaf und hat damit vor allem einen störenden und keinen regenerierenden Effekt. Diesen Patienten bietet das atmungsgesteuerte Stimulationssystem jetzt eine wirkliche Alternative“, erklärt der Operateur.

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