Nicht-chirurgische Parodontaltherapie

Entfernung subgingivalen Biofilms stellt parodontale Gesundheit nur teilweise wieder her

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Eine Zerstörung von subgingivalem Biofilm bei Parodontitis-Patienten führte in einer klinischen Studie zu einer veränderten Mikrobiomzusammensetzung, aber nicht in jedem Fall zu parodontaler Gesundheit.

Forscher einer internationalen Arbeitsgruppe untersuchten die Auswirkungen einer nicht-chirurgischen Parodontitisbehandlung auf das Mikrobiom der subgingivalen Plaque, auf Speichel-Entzündungsmarker und auf klinische parodontale Parameter bei 42 Parodontitis-Patienten (Durchschnittalter 50 Jahre). Die Probanden waren ansonsten gesund. Patienten mit Diabetes, rheumatoider Arthritis, Tuberkulose, Hepatitis B, HIV-Infektion oder vermehrter Blutungsneigung nahmen die Forscher nicht in die Studienkohorte auf.

Vor der Therapie und an Tag 90 wurden die Sondierungstiefen, die Plaque- und Blutungsindizes erhoben und der Attachmentverlust ermittelt, darüber hinaus sammelten die Wissenschaftler subgingivale Plaque- und Speichelproben. Die Plaqueprobenentnahme erfolgte vor und nach der Behandlung nach Möglichkeit an derselben Stelle. Im Speichel detektierten die Forscher die Zytokine Tumornekrosefaktor α (TNFα), Interleukin-6 (IL-6), 1β (IL-1β), 8 (IL-8) und Interleukin-17A (IL-17A).

Nicht-chirurgische Therapie erbrachte immer eine Verbesserung der klinischen Parameter

Ergebnis: Nach der Behandlung verbesserten sich alle parodontalen klinischen Parameter bei allen Patienten signifikant. Mit der Reinigung der Zahnfleischtaschen konnte eine deutliche Abnahme der krankheitsassoziierten Organismen in der subgingivalen Plaque erreicht werden. Die Sequenzierung der subgingivalen Plaqueproben ergab eine Abnahme der streng anaeroben Arten (zum Beispiel Fusobacterium, Prevotella, Porphyromonas) nach der Behandlung und eine Zunahme der fakultativ anaeroben oder aeroben Bakterien (zum Beispiel Kingella, Rothia, Actinomyces).

Am Tag 90 ergaben sich doch auch neue, dicht geclusterte Netzwerke von krankheitsassoziierten Gattungen, was auf die Widerstandsfähigkeit eines mikrobiellen Kerns hindeutet, der teilweise für die Chronifizierung der Krankheit verantwortlich sein könnte. Obwohl alle Patienten positive klinische Veränderungen zeigten, erzielten nur knapp die Hälfte Werte, die einer parodontalen Gesundheit entsprachen.

Verflachung der Zahnfleischtaschen führte zu einer abnehmenden mikrobiellen Vielfalt

Dass Parodontitispatienten eine höhere mikrobielle Diversität in der subgingivalen Plaque gegenüber Parodontal-Gesunden haben, konnte bereits in früheren Studien gezeigt werden. Das rührt den Autoren zufolge daher, dass größere Taschentiefen mit einer vermehrten Nährstoffverfügbarkeit und/oder einer erhöhten Immunschwäche des Wirtes einhergehen und so das Wachstum einer vielfältigeren Biofilmgemeinschaft ermöglichen.

In Übereinstimmung damit zeigten sich in dieser Studie nach der Behandlung verringerte Taschentiefen beziehungsweise weniger klinische Entzündung, einhergehend mit einer Verringerung der Diversität der Bakterienarten. Dieser Trend deutet neben der physischen Zerstörung des Biofilms darauf hin, dass die Behandlung wahrscheinlich Umweltveränderungen in der Zahnfleischtasche schafft, die zur Biofilmzusammensetzung beitragen, wie zum Beispiel eine erhöhte Sauerstoffverfügbarkeit (in der weniger tiefen Zahnfleischtasche) und die Verringerung der entzündungsbedingten Nährstoffverfügbarkeit.

IL-1ß mit parodontaler Entzündung assoziiert

Im Speichel gingen die IL-1β-Spiegel nach der Therapie signifikant zurück, was für die starke Assoziation von parodontalen Entzündungszeichen und dem vermehrten Vorkommen dieses Interleukins spricht. Die Spiegel für IL-17A stiegen überraschenderweise an, wenn auch nicht signifikant. IL-17A wird hauptsächlich von T-Helferzellen 17 produziert und spielt eine wichtige Rolle bei der Abwehr des Wirts gegen externe Pathogene auf Schleimhäuten. Obwohl diese Funktion mit der Pathophysiologie des Biofilms in der parodontalen Tasche übereinstimmt, ist die genaue Beziehung zwischen IL-17A und parodontalem Krankheitsgeschehen komplex und noch nicht geklärt. Es gibt Hinweise auf schützende und zerstörerische Wirkungen. Bei TNFα, IL-6 oder IL-8 gab es keine signifikanten Veränderungen vor und nach der Therapie.

Fazit: Was Behandlerinnen und Behandler im Rahmen ihrer klinischen Erfahrung bereits häufig beobachtet haben, zeigt nun auch die Analyse der Plaque- und Speichelproben, sowie der parodontalen Werte in der vorgestellten Studie. Die derzeitige nicht-chirurgische Therapie führt nur zu einer teilweisen Wiederherstellung der Gesundheit, während Merkmale von Biofilm-Dysbiose und Entzündung zum Teil erhalten bleiben. <link url="https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33963212/" import_url="https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33963212/" follow="follow" seo-title="" target="self">Johnston W, Rosier BT, Artacho A, et al. Mechanical biofilm disruption causes microbial and immunological shifts in periodontitis patients. Sci Rep. 2021 May 7;11(1):9796. doi: 10.1038/s41598-021-89002-z.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.