MKG-Chirurgen retten das Augenlicht

Susanne Priehn-Küpper
Zahnmedizin
Ein fünfjähriges Mädchen wird in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie vorgestellt. Diagnose: ein Rhabdomysarkom in der linken Orbita mit rascher Größenzunahme und dem drohenden Verlust des sehenden Auges.

Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) in Essen erzählte die mittlerweile 16-jährige Lisa (Name von der Redaktion geändert) selbst ihre Erfolgsstory: "Als ich fünf Jahre alt war, litt ich an einem seltenen und bösartigen embryonalen Rhabdomyosarkom (hoch bösartiger Weichteiltumor) der linken Augenhöhle. Das MKG-chirurgische Team um Prof. Mohr operierte mich und führte mit besonderen OP-Techniken eine umfangreiche Tumorentfernung durch. Ich bin besonders dankbar, dass ich heute noch lebe, mein Augenlicht erhalten werden konnte und mein Aussehen nicht mehr auf diese Erkrankung hindeutet!"

Ein extrem bösartig Tumor

Beim Rhabdomysarkom handelt es sich um einen extrem bösartigen Weichteiltumor, der von entarteten Zellen der Skelettmuskulatur ausgeht. Er ist mit durchschnittlich 56 Neuerkrankungen pro Jahr der häufigste Weichteiltumor bei Kindern bis zu einem Alter von 15 Jahren.  Bei bis zu 14 Kindern pro Jahr liegt der Primärtumor in der Augenhöhle.

Jene weist eine hochkomplexe Anatomie auf engstem Raum auf. Denn dort liegen Augapfel, Sehnerv, Augenmuskeln und Fettgewebe eng beieinander, unmittelbar darüber befindet sich das Gehirn. Daher gehören insbesondere Orbita-Eingriffe in Spezialistenhände. 

Da Tumoren im Kindesalter ein komplexes klinisches Erkrankungsmuster aufweisen, ist eineenge Kooperation der unterschiedlichsten Fachabteilungen unerlässlich. Insbesondere bei Tumoren der Augenhöhle sind hochspezialisierte Zentren für Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Ophthalmologie, Pädiatrie sowie Kinderonkologie und gegebenenfalls die Neurochirurgie gefordert.

Die Augenhöhle wird geöffnet

Im Fall der kleinen Patientin öffneten die Essener MKG-Spezialisten um Prof. Dr. Dr. Christopher Mohr mit einem speziell entwickelten Bügelschnitt vorsichtig die Augenhöhle und entfernten den Tumor so gewebeschonend wie möglich. Denn gerade bei gesichtschirurgischen Eingriffen im Wachstumsalter handelt es sich um eine äußerst schwierige und feinfühlige Chirurgie für ein funktionell und ästhetisch erfolgreiches Ergebnis. 

Das Besodnere an dieser Krankengeschichte: Es gelang sogar, die Funktion des Auges vollständig zu erhalten. Nach der Tumorentfernung schloss sich die kinderonkologische Therapie mit Chemotherapieund Bestrahlungen der erweiterten Tumorregion an. Die Verlaufskontrollen beim Augenarzt zeigten keine Bewegungseinschränkung, aber einen Enophthalmus (eingesunkenes Auge) links. Als nächster Schritt folgten dann  MGK-chirurgische Korrekturmaßnahmen.

Rekonstruktion einer "neuen" Augenhöhle

Um das eingesunkene Auge auszugleichen, planten die MKG-Chirurgen hierfür die Rekonstruktion einer neuen knöchernen Augenhöhle mit einem sogenannten Tabula externa-Transplantat - die Tabula externa ist die Knochenschicht an der Außenseite des Schädeldachs. Hierzu entnehmen sie einen Teil des äußeren Schädelknochens und modellieren damit aufwendig die neue Augenhöhle.

Die heute 16-jährige Patientin konnte vollständig geheilt werden. Sie ist zwölf Jahre nach dem ersten Eingriff rezidivfrei. Das Sehvermögen blieb erhalten und das äußere Erscheinungsbild ist ansprechend. Nach Abschluss des Wachstums ist noch eine Gesichtskonturierung mit einem individuell gefertigten Titan-Implantat geplant.  

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