Chinesische Studie

Nichtanlage von Frontzähnen korreliert mit Anomalien der Halswirbelsäule

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Die Entwicklungen im Kopf-Hals-Bereich während der Embryogenese hängen offenbar so eng zusammen, dass bei Zahnnichtanlagen auch mit Halswirbelanomalien zu rechnen ist.

Wenn es um Nichtanlagen von Zähnen geht, betrifft das in den meisten Fällen die unteren zweiten Prämolaren, gefolgt von den oberen, seitlichen Schneidezähnen. Die Gründe für solche Nichtanlagen sind wissenschaftlich bislang nicht geklärt – vermutet wird eine multifaktorielle Ätiologie.

Eine frühere Studie [Al-Nimri und Bsoul, 2011] fand bereits eine starke Assoziation von palatinal-verlagerten Eckzähnen und der Nichtanlage von oberen Zweiern. Chinesische Forscher fanden jetzt heraus, dass das Fehlen der oberen, seitlichen Schneidezähne mit Anomalien der Halswirbelsäule korreliert. Bei diesen Abweichungen handelt es sich um eine Fusion zweier Wirbelkörper (meist C2 mit C3) und/oder Verkürzungen eines oder beider hinteren Wirbelbögen des Atlas.

Frauen waren doppelt so häufig wie die Männer von der Nichtanlage betroffen

Bei 64 Probanden mit mindestens einem angeboren-fehlenden oberen Zweier waren die Halswirbelsäulen-Anomalien signifikant höher als bei den 256 Probanden der Kontrollgruppe.

Anomalie der Halswirbelsäule

Studiengruppe mit angeborener Nichtanlage der oberen seitlichen Schneidezähne (n=64)

Kontrollgruppe mit vorhandenen oberen seitlichen Schneidezähnen (n=256)

Wirbelkörperfusion in %

53.7

13.2

Verkürzung des hinteren Wirbelbogens in %

11.1

2.8

Auftreten von beiden Anomalien gleichzeitig in %

9.3

1.2

Quelle: Zheng et al., 2020

Zwischen Männern und Frauen gab es sowohl in der Studien- als auch in der Kontrollgruppe keine signifikanten Unterschiede in der Prävalenz der Halswirbelanomalien. Allerdings waren die Frauen doppelt so häufig wie die Männer von der angeborenen Nichtanlage der seitlichen oberen Zweier betroffen. Frühere Studien fanden auch schon Assoziationen zwischen Halswirbelanomalien und dem Auftreten eines skelettal offenen Bisses, einer Skelettal-Klasse III und Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten.

Während die chinesische Studie nur radiologische Befunde ausgewertet hat, sind in Zukunft noch molekulargenetische Studien erforderlich, um den Zusammenhängen der kraniofazialen Entwicklung mit der zervikalen auf die Spur zu kommen.

Zheng BW, Chen YN, Muhammed FK, Abdullah AO, Liu Y.: “Association of congenital missing of maxillary lateral incisors with cervical vertebral body fusions and/or atlas posterior arch deficiency.“ J Dent Sci. 2020 Mar; 15(1): 114-117. doi: 10.1016/j.jds.2019.12.006. 

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