"Parodontale Vorerkrankungen erhöhen das Risiko"

sp/pm
Zahnmedizin
Rund 13 Millionen Zähne werden jedes Jahr extrahiert, etwa eine Million davon durch Implantate ersetzt. Warum es dabei zu Komplikationen kommen kann, haben Marburger Zahnmediziner jetzt untersucht.

„Wir erforschen Risikofaktoren, um den Langzeiterfolg von Zahnimplantaten zu verbessern“, erläutert Prof. Dr. Reiner Mengel. Der Zahnmediziner hat an der Philipps-Universität in Marburg eine wissenschaftliche Datenbank etabliert, die die anonymisierten Daten der Implantatpatienten der Marburger Zahnklinik erfasst. Die Forschenden berücksichtigten Vorerkrankungen, Rauchverhalten, Medikamenteneinnahmen, aber auch klinische Zahlen wie die Knochendichte.

Nach der Implantation werden die Patienten in einem drei- bis sechsmonatigen Intervall zum Recall bestellt - zum Teil schon seit über 20 Jahren: „Im Abstand von einem, drei, fünf, zehn, 15 und 20 Jahren nach der Implantation haben wir zudem mikrobiologische und Röntgenuntersuchungen vorgenommen“, erläutert. Mengel. „Bislang sind Daten von über 300 Patientinnen und Patienten integriert. Das ist eine breite und belastbare empirische Datenbasis.“

Ergebnis: Bei 20 bis 40 Prozent der Zahnimplantate entstehen fünf Jahre nach der Eingliederung geringe bis erhebliche Entzündungen - zum Teil mit Knochenverlusten. 

Parodontale Vorerkrankungen erhöhen die Gefahr

Mengel und sein Team stellten deutliche Unterschiede zwischen Fällen mit und ohne parodontaler Vorerkrankung fest. Die Implantatüberlebensrate lag bei gesunden Patienten nach fünf Jahren bei 100 Prozent, mit einer Entzündungsvorgeschichte bei 96 Prozent.

Bei beiden Gruppen beobachteten die Forschenden jedoch Komplikationen: 40 Prozent der gesunden Patienten bekamen eine Mukositis, zehn Prozent erlitten eine Peri-Implantitis, die zu Knochenabbau führt.

Personen mit Vorerkrankung sind jedoch noch stärker gefährdet. 56 Prozent von ihnen bekamen eine Mukositis, 26 Prozent eine Peri-Implantitis. „Die langfristige Erfolgsrate bei Implantaten betrug somit bei den gesunden Patientinnen und Patienten 50 Prozent, im Falle von Vorerkrankung nur noch 33 Prozent“, resümiert Mengel das Studienergebnis. 

Die Risikofaktoren

„Bei der Frage nach Risikofaktoren können wir grundsätzlich zwischen sogenannten patientenbezogenen genetischen Faktoren, Umweltfaktoren und von Behandelnden verursachte Faktoren unterscheiden“, führt Mengel aus. Zu den Umweltfaktoren zählen demnach Rauchen, Stress, aber auch schlechte Mundhygiene.

Zu den von den Behandelnden verursachten Faktoren gehöre auch die Implantation in insuffiziente Knochen, also Knochensubstanz, die aufgrund der geringen Knochendichte ungeeignet für das Halten der Implantate ist.

Als einen weiteren Faktor nennt Mengel das Einsetzen von prothetischen Versorgungen, die Betroffene selbst nicht gut reinigen können. Diese Faktoren seien grundsätzlich von den Behandelnden beeinflussbar. Anders hingegen patientenbezogenen genetische Faktoren: „Hierzu gehört die Neigung zu Entzündungen im Mundraum durch internistische Erkrankungen“, sagt Mengel. 

 

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