Perio the Swiss Way!

ck/nh
Zahnmedizin
Fast 450 Zahnärzte reisten zur DG PARO-Frühjahrstagung nach Frankfurt. Referenten von allen vier Schweizer Hochschulstandorten gewährten an zwei Kongresstagen spannende Einblicke in die Therapiekonzepte des Nachbarlandes.

Zum Auftakt berichteten die Schweizer Prof. Andrea Mombelli (Genf), Prof. Anton Sculean (Bern), Prof. Clemens Walter (Basel); Prof. Patrick Schmidlin (Zürich) über den Langzeiterfolg ihrer Konzepte für die Parodontitistherapie.

Schon hier wurden wesentliche Gemeinsamkeiten dieser vier Standorte deutlich:

der Fokus auf exakter Diagnostik,

eine starke Betonung der Hygiene

sowie ein Trend zu einem minimal-invasiven Vorgehen

mit einer Reduktion der Indikation für klassische korrektive Chirurgie.

Innerhalb dieses Schweizer Konzepts waren aber auch lokale Besonderheiten erkennbar, die den - häufig spezialisierten - Teilnehmern interessante Therapieoptionen für die eigene Praxis bieten konnten.

Die aktuellen Konzepte der Parodontitistherapie

In der Folge wurden die aktuellen Konzepte der Parodontitistherapie systematisch von den Referenten aufgearbeitet. Walter gab einen Überblick über den aktuellen Stand der Diagnostik in der Parodontologie und wies in diesem Zusammenhang auf die - angesichts der wichtigen Interaktionen von oraler und systemischer Gesundheit - große Bedeutung einer gründlichen Anamnese hin.

Andrea Mombelli brach im Anschluss anhand eigener randomisierter klinischer Studien eine Lanze für eine adjuvante systemische Antibiose bei Fällen von schwerer Parodontitis. Danach stellte Clemens Walter die therapeutische Relevanz von mikrobiologischen Tests infrage.

Anton Sculean zeigte schließlich neueste Daten zu innovativen Konzepten für die anti-infektiöse Therapie, insbesondere der subgingivale Einsatz von Pulver-Wasserstrahl-Geräten sei inzwischen etabliert. Dies gelte besonders für die unterstützende Parodontitistherapie, in Zürich auch oft in Kombination mit der Anwendung von Antiseptika wie Jod, wie Patrick Schmidlin herausstellte. Zum Abschluss des ersten Kongresstages wurden die Teilnehmer von Clemens Walter in aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Patientenführung und -kommunikation eingeführt.

Der zweite Kongresstag stand ganz im Zeichen der korrektiven Therapie: Anton Sculean arbeitete systematisch den aktuellen Stand der regenerativen Parodontalchirurgie auf und konnte anhand eigener Daten detaillierte Empfehlungen für verschiedene klinische Situationen aussprechen. Anschließend demonstrierte er anhand beeindruckender Fälle aktuelle Ansätze in der plastischen und rekonstruktiven Parodontalchirurgie, insbesondere unter Anwendung tunnelierender Techniken.

Was tun mit furkationsbefallenen Molaren?

Als letztes großes Problem der Parodontitistherapie wurden daraufhin furkationsbefallene Molaren, insbesondere im Oberkiefer, herausgearbeitet, hier funktioniere parodontale Regeneration nicht vorhersehbar. Für diese Fälle gab Clemens Walter als Spezialist in resektiver Furkationstherapie den Zuhörern detaillierte Entscheidungshilfen an die Hand, wann ein nicht chirurgischer Ansatz sinnvoll ist und wie eine optimale OP-Planung zu zuverlässigen Ergebnissen führt.

Sollten trotz der großen Fortschritte im Bereich der Parodontitistherapie doch einzelne Zähne nicht erhalten werden können, so könne man heute nach erfolgreicher Behandlung der Parodontitis an den Restzähnen auch beim Parodontitispatienten implantieren, ergänzte Andrea Mombelli. Bei diesen Patienten gebe es allerdings ein erhöhtes Risiko für biologische Komplikationen.

Die Therapie solcher biologischen Komplikationen wurde zum Abschluss von Patrick Schmidlin und Andrea Mombelli aufgearbeitet. Beide Referenten konnten - trotz der derzeit noch nicht vorliegenden evidenzbasierten und vorhersagbaren Therapiemöglichkeiten - klare Handlungsempfehlungen für den Praktiker vermitteln.

Trotz der in der Therapie von Zähnen in der Schweiz geübten Zurückhaltung bei chirurgischen Eingriffen seien die Möglichkeiten der nicht-chirurgischen Therapie bei periimplantären Läsionen sehr begrenzt. Man müsse also, so beide Referenten, häufiger operieren.

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