Studie

Schlaue Mutter = mundgesunde Kinder?

nh
Zahnmedizin
Das Bildungsniveau der Eltern hat Einfluss auf die Mundgesundheit ihrer Nachkommen. Das wissen wir. Eine japanische Studie hat nun erstmals untersucht, wer tatsächlich verantwortlich ist - Mutter oder Vater?

Allgemein wird angenommen, dass vor allem der Bildungsgrad der Mütter entscheidend ist für die Mundgesundheit ihrer Kinder, da diese häufig stärker in Erziehungsaufgaben involviert sind. Allerdings wurde in den meisten Untersuchungen der elterliche Bildungsgrad von Vätern und Müttern tatsächlich nie gesondert geprüft. Ziel einer japanischen Studie war daher, die Auswirkungen des Bildungsniveaus von Vätern und Müttern auf die Mundgesundheit ihrer Nachkommen im Erwachsenenalter zu untersuchen. 

Methode und Studiendesign

Methode

: Zwischen Oktober 2010 und Februar 2011 wurde die „Japanese Study of Stratification, Health, Income, and Neighborhood (J-SHINE)“ in vier Großstädten und der Umgebung von Tokio durchgeführt. 4.385 Erwachsene im Alter von 25 bis 50 Jahren gaben ihre Zustimmung, an der Umfrage teilzunehmen. 

Hauptkriterium war die Selbsteinschätzung der eigenen Mundgesundheit mittels der Frage „Wie würden Sie die Gesundheit Ihrer Zähne und Ihres Zahnfleisches beurteilen?“ Als Antwort wurde eine von fünf möglichen Abstufungen zwischen „exzellent“ und „schlecht“ gewählt.

Für die statistische Auswertung erfolgte eine Dichotomisierung der Ergebnisse. Der eigene Bildungsgrad, der der Mutter und der des Vaters wurden in fünf Abstufungen angegeben. Diese wurden für die statistische Analyse in drei Gruppen kategorisiert. Ferner wurden Daten zum jährlichen Haushaltseinkommen, zum ökonomischen Status im Alter von fünf Jahren aus der Selbstbewertung sowie weiteren Kovariablen wie Alter, Familienstand, Arbeitssituation und Lebensgewohnheiten gesammelt.

Studiendesign

: Mithilfe von multiplen logistischen Regressionsanalysen wurde der Zusammenhang zwischen der elterlichen Bildung und dem Gesundheitszustand der Nachkommen im Erwachsenenalter untersucht. Fünf Modelle wurden analysiert: Im ersten Modell wurden Assoziationen zwischen dem Bildungsgrad des Vaters und der Mundgesundheit seiner Nachkommen unter Berücksichtigung der Co-Variablen Alter, Ehestand, Arbeitssituation, der Nutzung von zahnmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen und dem Raucherstatus untersucht. In ein zweites Modell gingen zusätzlich sozioökonomische Faktoren mit ein. Modell drei und vier entsprachen den ersten beiden, jedoch wurde hier der Bildungsgrad der Mutter verwendet. In einem fünften Modell wurde der Bildungsgrad beider Elternteile simultan berücksichtigt. 

Ergebnis: Bildungsniveau der Mutter korreliert mit Mundgesundheit der Söhne

Von den Befragten beurteilten 29,7 Prozent der Männer und 23,0 Prozent der Frauen ihre eigene Mundgesundheit als ausreichend oder schlecht. Unter den Männern stieg die Prävalenz einer schlechten Mundgesundheit mit höherem Alter, Rauchen, geringerem Bildungsgrad, niedrigerem Einkommen, geringerem sozioökonomischen Status in der Kindheit sowie einem geringeren Bildungsgrad von Mutter und Vater. Ähnliche Trends wurden bei Frauen beobachtet.

Der väterliche Bildungsgrad zeigte signifikante Zusammenhänge mit der Mundgesundheit der männlichen Nachkommen, auch unter Berücksichtigung der Co-Faktoren Einkommen, kindlichem sozioökonomischen Status und Bildungsgrad des Probanden: Hatte der Vater eine Haupt- oder Mittelschule besucht, lag das Risiko für eine schlechte Mundgesundheit deutlich höher als bei einem universitären Abschluss (OR 1,48, 95 % CI = 1,02 - 2,13; Modell 2). Ähnliche Assoziationen fanden sich mit dem Bildungsgrad der Mutter (OR 2,08, 95 % CI = 1,33 - 3,25; Modell 4). Wurden beide Elternteile gleichzeitig betrachtet, verblieb nur ein Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad der Mutter und der Mundgesundheit (OR 1,9, 95 % CI = 1,13 - 3,18).

Unter den Frauen war weder das Bildungsniveau der Mütter noch das der Väter mit der Mundgesundheit assoziiert. Bei ihnen zeigten sich negative Korrelationen zwischen einer schlechten Mundgesundheit und dem aktuellen sozioökonomischen Status beziehungsweise dem in der Kindheit.

Die Autoren schlussfolgern daraus, dass das Bildungsniveau der Mütter eine stärkere Assoziation zur Mundgesundheit ihrer Söhne zeigt als das der Väter.

Community Dent Oral Epidemiol. 2016 Jun;44(3):283-91. doi: 10.1111/cdoe.12216; Zusammengetragen aus dem Wissenschaftlichen Informationsdienst IME (Informationskreis Mundhygiene und Ernährungsverhalten) 05/2016.

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