Innovativer Therapieansatz für Zahnerhalt bei Furkationsbefall

Wurzelresektion unter Vitalerhalt des Zahnes

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
Oberkiefermolaren mit Furkationsbefall II. und III. Grades haben eine eingeschränkte Prognose. Regenerative Therapieverfahren sind zumeist nicht indiziert. Eine Wurzelresektion erfordert eine endodontische Behandlung, die mit Komplikationen verbunden sein kann. Gibt es eine Alternative zur Extraktion? Eine Bonner Arbeitsgruppe hat nun eine Lösung zum vitalen Zahnerhalt gefunden, zumindest für einen Nachbeobachtungszeitraum von bis zu sieben Jahren.

Im Journal of Clinical Periodontology

stellten die Bonner Wissenschaftler eine neuartige Methode der Wurzelresektion an furkationsbefallenen, vitalen Zähnen vor. Insgesamt resezierten sie bei 15 Zähnen (11 Patienten zwischen 39 und 73 Jahren) mit entweder multiplen Grad II oder aber mit Grad III Furkationsbefall jeweils eine Wurzel, die rundum vertikalen Knochenverlust sowie große Sondierungstiefen mit Blutung aufwies. Die betroffenen Zähne waren maximal Grad I gelockert.

Vier Wochen vor der Resektion führten die Bonner Spezialisten eine tiefe Pulpotomie unter aseptischen Bedingungen unter Kofferdam und mit Einsatz eines OP-Mikroskops durch. Nach Blutstillung deckten sie die Wurzelpulpa mit Kalziumsilikatzement (Biodentine™, Septodont) und dichteten den Zugang danach mit Komposit ab. War die Vitalitätstestung nach vier Wochen positiv, resezierten sie die Wurzel minimalinvasiv mit piezochirurgischen Instrumenten unter kontinuierlicher Kochsalzspülung. Intraoperativ reinigten sie die verbleibenden Wurzeloberflächen und entfernten sämtliches Granulationsgewebe.

Die Patienten waren mit dem Ergebnis durchweg zufrieden

Die Wundheilung verlief komplikationslos, die Patienten verspürten lediglich eine Woche lang eine Hypersensitivität des entsprechenden Zahnes und nahmen danach regelmäßig an der UPT teil. Alle Zähne waren nach ihrem jeweiligen Beobachtungszeitraum (drei bis sieben Jahre) sensibel auf Vitalitätsproben und mit stabilem klinischen Attachmentniveau in situ. Die Sonderungstiefen waren deutlich reduziert, der Furkationsbefall beseitigt oder maximal Grad I. Die Patienten waren mit dem Ergebnis durchweg zufrieden.

Die histologische Untersuchung an Querschnitten der resezierten Wurzeln aus dem mittlerem Wurzeldrittel zeigte alle Merkmale eines funktionellen Pulpa-Dentin-Komplexes. 

Fazit:

Die Erhaltung von Oberkiefermolaren mit weit fortgeschrittenem Furkationsbefall durch vitale Wurzelresektion nach vorangegangener tiefer Pulpotomie ist bei richtiger Indikationsstellung eine erfolgversprechende Methode. Sie spart Zeit und ist zudem kostengünstiger als eine vorausgehende endodontische Behandlung oder eine Extraktion mit anschließender Versorgung mit Zahnersatz. Kontrollierte prospektiven Studien sind nun erforderlich.

Karin Jepsen, Eva Dommisch, Søren Jepsen, Henrik Dommisch: “ Vital root resection in severely furcation‐involved maxillary molars: Outcomes after up to 7 years.“ Journal Of Clinical Periodontology 47(2), May 2020.https://doi.org/10.1111/jcpe.13306

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