Zahnmedizinstudent im Chefsessel

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Zahnmedizin
Louis Bahlmann studiert nicht nur Zahnmedizin in Bonn. Seit Februar ist er auch Unternehmer und produziert Interdentalbürsten. Über das Was, Wie und Warum berichtet er hier.

Louis Bahlmann:Wir, das ist die LUORO GmbH mit Sitz in Köln. Wir haben im Februar 2015 gegründet. Unser Team besteht aus Burak Dönmezer, Absolvent des Volkswirtschaftsstudiums der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - er macht zur Zeit an der Fernuniversität Hagen seinen Master - und mir, Louis Bahlmann, Zahnmedizinstudent der Friedrich-Wilhelm-Universität Bonn.

Unser Unternehmen wird vom EXIST Gründerstipendium für innovative Ideen gefördert. Wir entwickelten in Zusammenarbeit mit der Universität Bonn eine neuartige Interdentalbürste, die LUORO Wingbrush. Sie ermöglicht dem Nutzer durch seine innovative Form und Funktionsweise eine einfachere, schnellere und gründlichere Reinigung der Zahnzwischenräume als herkömmliche Produkte. Dazu habe ich bereits eine Studie mit dem Universitätsklinikum für Zahnmedizin Bonn mit positiven Resultaten durchgeführt, die derzeit wissenschaftlich veröffentlicht wird.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine neue Interdentalbürste zu entwickeln?

Die Idee einer neuen Interdentalbürste entstand während des Studiums. Mir wurde klar, dass die Reinigung mit der Interdentalbürste vor allem bei Parodontitispatienten ein wichtiger Baustein für eine gute Mundhygiene, aber die Handhabung für ältere Patienten zu kompliziert ist. Also überlegte ich, wie man die Handhabung der Interdentalbürste vereinfachen kann - die Wingbrush entstand.

Dieses Interesse, Verbesserungen zu entwickeln war schon während der Schulzeit vorhanden. Durch ein Projekt der Boston-Consulting-Group bekam ich Einblick in die Wirtschaftswelt mit dem Ziel, am Ende ein Unternehmen mit einer neuen Idee gründen zu können. Wir wollten damals ein selbstleuchtendes Katzenauge auf den Markt bringen.

Nach dieser Zeit konnte ich nicht aufhören über Verbesserungen nachzudenken - eine dieser Ideen war die Wingbrush. Glücklicherweise konnte ich die Firma M+C Schiffer überzeugen die Idee voranzutreiben. Die ersten Prototypen entstanden, und die eigenen Tests sowie die invivo-Studie waren so überzeugend, dass klar war, dass dieses Produkt auf den Markt muss.

Wie kam es zu der Unternehmensgründung?

Mitte letzten Jahres konnte ich meinen langjährigen Schulfreund Burak Dönmezer von dieser Idee überzeugen und bin sehr froh, dass er nicht lange überlegt hat und sich dazu entschlossen hat, seinen Job ruhen zu lassen. Wir haben uns für das Wirtschaftsstipendium „Exist“ beworben und sind seit Oktober 2014 gefördert. Mit dieser Förderung im Rücken und dem betriebswirtschaftlichen Know-how von Burak war es möglich, im Februar diesen Jahres zu gründen und im April auf den Markt zu gehen.

Ein weiterer Punkt, welcher die Entscheidung für uns erleichtert hat, war die enge Bindung zu unserm Vertriebspartner Dent-o-care. Der Geschäftsführer war schon bei unserem ersten Treffen im Jahr 2013 von der Wingbrush und dem Nutzen für die Konsumenten überzeugt.

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Das Alleinstellungsmerkmal von Wingbrush

Was ist das Alleinstellungsmerkmal von Wingbrush?

Interdentalbürsten können das Zahnfleisch verletzen und der Draht knickt bei der Anwendung um, der Interdentalfühler der Wingbrush findet schonend den Zahnzwischenraum und durch die geführte Interdentalbürste wird ein Umknicken verhindert.

Die Verwendung ist intuitiv möglich, es wird kein Spiegel benötigt. Die verbesserte Handhabung erhöht die Compliance des Patienten Zahnzwischenraumreinigung zu betreiben. Eine erhöhte Compliance führt zu einer regelmäßigeren Anwendung, was eine bessere Mundhygiene zur Folge hat. Die Wingbrush hat das Potenzial sich neben der Zahnbürste im Badezimmer zu etablieren. 

Was ist neu und wie funktioniert die Bürste?

Die Wingbrush kombiniert die positiven Eigenschaften der Interdentalbüste mit der Einfachheit der Benutzung einer Munddusche. Der Komfort ist durch den sogenannten Interdentalfühler gegeben. Dieser ermöglicht durch die keilförmige Form ein Gleiten von Zahnzwischenraum zu Zahnzwischenraum. Der Fühler erspart den Suchvorgang und das damit verbundene Risiko, sich beim Suchen das Zahnfleisch durch den in der Interdentalbürste vorhanden Draht zu verletzen.

Die Bürste wird durch ein Zusammendrücken der Schenkel (ähnlich einer Pinzette) durch den Fühler und die Zähne geschoben und reinigt die Interdentalräume. Durch die Führung des Drahts im perfekten 90-Grad-Winkel wird ein mögliches Umknicken der Interdentalbürste verhindert. Außerdem ist die Bürste von beiden Seiten der Zähne nutzbar, kann also oral oder vestibulär an den Zahn angesetzt werden. Die orale Benutzung einer herkömmlichen Interdentalbürste ist nur schwer möglich.

Welche Tests hat die Bürste mit welchem Ergebnis durchlaufen?

Einen Vorgänger der heutigen Wingbrush habe ich in meiner Dissertation am Universitätsklinikum Bonn gegenüber einer herkömmlichen Interdentalbürste mit gleicher Bürsten- und Drahtstärke verglichen. Der Grundgedanke ist, dass eine Interdentalbürste mit gleicher Dimension die gleiche Reinigungsleistung wie die Wingbrush haben sollte. Der Vorteil der Wingbrush soll die vereinfachte Benutzung sein. Die Studie bestätigt die effektive und effiziente Funktionsweise der Wingbrush.

Die Produkte wurden daraufhin überprüft, wie viele Interdentalräume die Probanden mit dem jeweiligen Produkt erreichen (Interdental-Reachability-Index (IRI)) und wie die Probanden die beiden Produkte bewerten: Innerhalb der Studie wurden 934 Interdentalräume an 40 Probanden mit durchschnittlich 23,5 Interdentalräumen untersucht. Die Wingbrush konnte weit mehr Interdentalräume als die herkömmliche Interdentalbürste erreichen und wurde von den Probanden positiver bewertet. 

Die Fragen stellte Claudia Kluckhuhn.

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