Das im British Dental Journal veröffentlichte Paper untersuchte alle 14 Produkte, die derzeit in Großbritannien von der zuständigen Behörde (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency, MHRA) lizenziert sind. Darunter waren Zahngele, Pulver, Granulate und Kügelchen, die das schmerzhafte Zahnen bei Babys mildern sollen.
In sechs Produkten fanden die Forscher Alkohol
Zwei Produkte enthielten Saccharose (Haushaltszucker). Dies stellt ein erhöhtes Kariesrisiko für neu ausgebrochene Milchzähne dar, zumal Zahnungsprodukte direkt und wiederholt auf die Zähne aufgetragen werden.
In sechs Produkten fanden die Forscher Alkohol. Bereits der Verzehr von geringen Mengen kann kontraproduktiv sein und Säuglinge eher wecken als beruhigen, was eine erhöhte Neigung zu Weinen und Schlafstörungen bedeutet. Zudem wurde eine moderate Alkoholexposition mit einer Beeinträchtigung der motorischen Entwicklung der Babys in Verbindung gebracht.
Vor allem in den zugelassenen Zahngelen entdeckten die Wissenschaftler unterschiedliche Mengen Lidocain. Obwohl keines der britischen Produkte mehr als 1 Prozent Lidocain enthielt, besteht das Risiko einer Überdosierung bei falscher Anwendung. Zuvor hatten Forscher und Ärzte schwerwiegende Nebenwirkungen, einschließlich Todesfälle, in den USA mit 2-prozentiger Lidocainlösung in Verbindung gebracht.
Bedenkliche Zahnungsprodukte auch in Deutschland
Auch in Deutschland sind verschiedene Zahnungsprodukte als homöopathische Mittel oder freiverkäufliche Arzneimittel erhältlich, darunter auch einige der untersuchten. Neben unbedenklichen Produkten finden sich auch solche mit Alkohol, Lidocain und Zucker. Als 'zuckerfrei' deklarierte Globuli enthalten oftmals synthetische Zuckeraustauschstoffe wie Xylit. Bei der Vielzahl an Angeboten und der mitunter ungenügenden Deklarierung (vor allem bei Versandapotheken) ist es nicht leicht, einen Überblick zu bekommen.
Insgesamt stellen die Forscher heraus, dass es kaum Anhaltspunkte dafür gibt, dass die Produkte tatsächlich Zahnschmerzen lindern.
Besser Beißring als Zahnungsgel
Der britische Zahnärzte-Verband (British Dental Association, BDA) warnt Eltern vor der Anwendung von Zahnungsprodukten und rät zu herkömmlichen Maßnahmen wie gekühlte Beißringe. Zudem prangert die BDA die Lizensierung und die mangelnden Inhaltsangaben potenziell gefährlicher Produkte an.
Nigel Monaghan: Teething products may be harmful to health; British Dental Journal volume 227, pages485–487. Published 27. September 2019.
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