12. Januar 2010, 16:53 Ortszeit: Auf Haiti bebt die Erde. Es ist das schwerste Beben in der Geschichte Nord- und Südamerikas. Mehr als 250.000 Menschen sterben, schätzungsweise 1,8 Millionen Menschen werden obdachlos. Insgesamt ist ein Drittel der Bevölkerung Haitis von der Naturkatastrophe betroffen.
Die Großstadt, die dem Epizentrum am nächsten lag, ist Leogane, 30 Kilometer westlich von der Hauptstadt Port-au-Prince mit einem Zerstörungsgrad von 80 Prozent. Jetzt, fünf Jahre nach dem Erdbeben, ist die am schwersten betroffene Stadt Haitis Zielort für eine Gruppe internationaler Zahnärzte.
Instrumente im Gepäck
Die Einsatzteams arbeiten in einer Klinik, die von der Med-Missio-Abteilung der deutschen Caritas nach dem Erdbeben wieder aufgebaut und erweitert wurde. Im Gepäck haben die Helfer zahlreiche Instrumente und Materialien, die für den zahnärztlichen Gebrauch dringend gebraucht wurden. Unterstützt von einem halben Dutzend örtlicher Freiwillige können sie auch unter extrem schwierigen Bedingungen zahlreiche Behandlungen und kleinere Eingriffe vornehmen.
Neben der zahnärztlichen Tätigkeit stehen Gespräche mit dem deutschen Botschafter, Klaus Schick, dem Dekan der zahnärztlichen Fakultät und Vertretern des Gesundheitsministeriums auf dem Plan. Dabei geht es um die Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden und um die Einführung von Gerätschaften. Das Ministerium in Person des Chef de Cabinet zeigt sich sehr interessiert, so dass eine ganze Reihe von Projekten auf den Weg gebracht werden können. Die Gesundheitsministerin selbst wäre gerne bei dem Gespräch anwesend gewesen, da sie aber nach dem Rücktritt des Premierministers seine Aufgaben übernommen hatte, war sie unabkömmlich.
Tonnenweise Dental-Gerätschaften gelangten auf die Insel
Sehr positiv aufgenommen wird die konstante Beteiligung an der Oral Health Coalition for Haiti, die 2010 von der Pan American Health Organisation (PaHo) und der ADA (American Dental Association) ins Leben gerufen wurde. So fanden bis heute mehrere Tonnen dentale Gerätschaften den Weg auf die Insel.
Geplant ist die bisherige provisorische Zahnstation in Leogane weiter auszubauen um dort bis zu zehn Arbeitsplätze zu schaffen. Dieser Aufbau wird allenthalben als sehr positiv angesehen und könnte "Modell" sein für weitere, ähnliche Zahnstationen. Davon gibt es in Haiti noch viel zu wenig.
Im Land gibt es gerade mal 250 niedergelassene Zahnärzte, bei einer Bevölkerung von etwa 11 Millionen. Für den an der Reise teilnehmenden ADI-Präsidenten, Prof. Ramon Baez aus San Antonio/Texas, der über eine langjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit der PAHO verfügt, eine große Aufgabe.
Die Unterstützung aus dem Ausland darf nicht abreißen
Unterstützung aus dem Ausland ist somit auf längere Zeit notwendig, wobei der Grundsatz der Nachhaltigkeit mit der Schaffung von Arbeitsplätzen im Land weiterhin eine hohe Priorität genießt.
Auch die Unterstützung in der Dominikanischen Republik wird fortgesetzt. Im Vergleich zu Haiti ist die Dominikanische Republik von hier aus bestens zu erreichen und kann gut mit einem Erholungsaufenthalt verknüpft werden.
Dennoch sind die Unterschiede im Land enorm und der Handlungsbedarf für Zahnärzte entsprechend hoch. Aufgrund dieser wesentlich besseren Voraussetzungen vor Ort eignet sich dieses Land bestens für Interessierte, die sich zum ersten Mal mit der Arbeit in einem Entwicklungsland befassen.
Tobias Bauer
Dental International Aid Networking
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