zm-online: Herr Bauer, was sind Ihre Pläne für den Einsatz im Januar?
Tobias Bauer, Zahnarzt aus Singen und Gründer der Dental International Aid Networking Organisation (DIANO): Anfang Januar ist wiederum ein Volunteercamp in der Dominikanischen Republik/Haiti geplant. Die Camps eignen sich sehr gut für alle, die einfach mal reinschnuppern wollen, beziehungsweise erste Erfahrungen sammeln, bevor es für einen längeren Zeitraum irgendwo hin geht. Man ist in einer Gruppe, kann sich austauschen Reise- und Aufenthaltszeiten sind überschaubar. Die Insel Hispaniola ist gut von Deutschland aus erreichbar, auch hinsichtlich medizinischer Prophylaxe sind die beiden Länder relativ unproblematisch.
Aber auch für Routiniers wird es viel zu tun geben. Unser erstes Ziel ist Santiago im Norden der Dominikanischen Republik. Dort, in unserer Basisstation gibt es eine Einführung in die mobilen Gerätschaften und in die Situation vor Ort. Dann geht es weiter nach Terrier Rouge von Haiti. Dort werden wir in einem großen Schul- und Gemeindezentrum, das eine kleine Zahnstation hat, tätig werden. Ein Teil der Gruppe wird noch nach Port au Prince weiterreisen, um dort ebenfalls tätig zu werden.
Was erwartet interessierte Zahnärzte bei einem Einsatz vor Ort?
Je nachdem, was sie sich zutrauen. Einsatzgebiete in der dominikanischen Republik sind von Deutschland aus relativ gut zu erreichen, für Haiti gilt dies mit Abstrichen auch. Von daher sind die Anforderungen in gewisser Weise steuerbar: niemand soll ins kalte Wasser geworfen werden, deshalb legen wir sehr viel Wert auf eine angemessene Vorbereitung. Ebenfalls spielt die Prophylaxe eine wichtige Rolle, zumal wir sehr viel mit Kindern zu tun haben, wobei wir die Betreuer stets mit einbeziehen.
Insgesamt erwartet die Teilnehmer ein einfaches Leben, dafür viel Abwechslung, sehr viele neue Eindrücke und jede Menge Arbeit unter einfachsten Bedingungen. Wir hatten schon Begleitpersonen dabei, denen das gemeinsame Zähneputzen mit Kindern sehr viel Spaß gemacht hat. Und Zahnärzte, die sich unterfordert gefühlt hatten, und lieber in der medizinischen Ambulanz mitgeholfen haben, wo Unfälle und Verletzte im Minutentakt auf den LKW-Pritschen angeliefert wurden.
Wenn es doch in Teilen des Landes weit und breit keinen Zahnarzt gibt, könnte DIANO sich für die Ausbildung von Oral Health Workern stark machen?
Das ist ein schwieriges Thema, es gibt sehr viele „freie“ zahnärztlich tätige „Unternehmer“, die mit dem Moped von Dorf zu Dorf ziehen, das Instrumentarium in der Satteltasche. Ein amerikanischer Kollege lässt sich gerne das Instrumentarium zeigen: von fünf Zangen sind drei defekt, von der Hygiene ganz zu schweigen. Sammy Prophete, der Dekan von Haiti bringt das Thema leicht in Rage, denn so er: „die Folgen sehen wir oft hier, in der Ambulanz der Chirurgie.
Eine große deutsche Hilfsorganisation hat vor einigen Jahren für viel Geld sogenannte Barfußzahnärzte von Guatemala nach Haiti eingeflogen, um die Haitianer auf diesem Gebiet weiterzubilden. Dies ging gründlich schief. Andererseits kennen wir auch die Situation in Jamaika, dort gibt es etwa 3.000 Dental Nurses, die über das Inland verstreut sind. Das ist eine definierte Ausbildung, die internationalen Standards entspricht. Dafür können wir uns stark machen, schließlich sollten Menschen in anderen Gegenden keine geringeren Standards gelten als bei uns.
Keine Kommentare