Wolfgang Kaiser ist nicht nur Zahnarzt, ist er nie gewesen. Er ist Künstler, Philosoph, Goldschmied und Verleger. Und vor allem Abenteurer. Über einen Mann, der sich nicht in Schablonen pressen lassen will.
Der junge Wolfgang Kaiser geht nach der Jahrgangsstufe 12 allerdings erst einmal von der Schule ab. Keine Lust mehr. Auf pauken. Auf Fremdbestimmung. Lieber arbeiten beziehungsweise: richtig ranklotzen. Zuerst im Tiefbau, dann in einer Lehre zum Gold- und Silberschmied. Und abends Party. "Das war schon alles ziemlich chaotisch“, bekennt er heute.
Zahnarzt, Verleger und immer Künstler: Wolfgang Kaiser. | Kaiser
Nach der Ausbildung drückte er dann abends aber doch wieder die Schulbank, denn ohne Abitur kein Studium - auch nicht in Hamburg. Dort schreibt er sich danach ein, und zwar für Anglistik und Philosophie. Später studiert er mit Auszeichnung an der Hochschule der bildenden Künste.
Mit den Händen arbeiten
Dann überrollt ihn mit 25 eine Sinnkrise. "Mir war das alles einfach unheimlich, weil ich nicht wusste: Wovon lebst du später eigentlich?“, beschreibt er seine damalige Gefühlslage. Vielleicht wäre es doch besser, beruflich etwas Handfestes zu tun? "Zahnmedizin lag insofern nahe, weil ich immer gerne mit meinen Händen gearbeitet habe“, sagt Kaiser. "Ich arbeite heute noch als Zahnarzt und habe meinen Beruf immer sehr ernst genommen. Dieser Mix aus Feinmechanik und Biologie passt einfach zu mir“, erzählt er. „Wie ich die fünf Jahre Studium mit einer vollen 45-Stunden-Woche geschafft habe, ist mir im Nachhinein allerdings schleierhaft!“
Der Abenteurer Kaiser hat neben der Kunst also mindestens eine Konstante in seinem Leben: den Zahnarztberuf: Die eigene Praxis gibt er zwar 1999 auf, doch am Stuhl steht er immer noch. Gegenwärtig zwei halbe Tage bei Hamburger Kollegen in der Praxis, was sich gut vereinbaren lässt, ohne dass er das Schaffen in seinem Atelier auf dem Land vernachlässigen muss. Das vorweg.
Das Atelier im Grünen vor den Toren Hamburgs. | Kaiser
Eigentum verpflichtet
Aber zurück in die 70er-Jahre: Mit einem Freund geht er in Glinde in die Niederlassung. Dort merkt er schnell, dass er nicht der Typ ist, der das Leben genießen kann, wenn es anderen schlecht geht. "Ich habe ein soziales Gewissen - und Eigentum verpflichtet“, sagt er. "Der Porsche, eine Yacht und Investments waren nie so mein Ding.“
1979 reist er deshalb auf die Seychellen mit dem Ziel, ein zahnmedizinisches Entwicklungsprojekt aufzubauen. Er lernt den Entwicklungsexperten Steve Thomas kennen und kommt über ihn mit dem dortigen Principle Dental Officer in Kontakt. Nach erfolgreichen Verhandlungen fährt er nach Hause - im Gepäck die Zusage für das Hilfsprojekt.
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