Ein vierjähriges Kind wurde im Spätsommer intubiert und beatmet mit dem Rettungshubschrauber aus einem auswärtigen Krankenhaus in unsere Klinik verlegt. Anamnestisch wurde berichtet, dass das Kind zu Hause von einem Rottweiler gebissen wurde. Die Erstversorgung in Form des Anlegens eines Verbandes erfolgte in dem heimatnahen Krankenhaus. Allgemeinerkrankungen und Allergien des Kindes waren nicht bekannt.
Klinische Diagnosestellung
Die klinische Untersuchung zeigte nach Entfernung des Verbandes ausgedehnte zum Teil bis nach intraoral perforierende Gesichtsweichteilverletzungen.
In der rechten Gesichtshälfte konnte eine von der rechten Augenbraue bis nach präauriculär reichende Rissquetschwunde der äußeren Haut diagnostiziert werden. Davon ausgehend zeigte sich unter den abgelederten Wangenweichteilen rechts der offene Jochbeintrümmerbruch mit Fraktur des Jochbogens. Der rechte Mundwinkel war ebenfalls bis weit in die rechte Wange hinein eingerissen.
Die Unterlippe paramedian links zeigte eine komplette Durchtrennung vom Lippenrot bis zur Kinnprominenz mit Ablederung des Vestibulums im Front- und Seitenzahnbereich links. Es lag ebenfalls ein traumatischer Verlust des Milchzahns 71 vor. Diese Hundebissverletzung war nach der Stadieneinteilung der Hundebissverletzungen nach Lackmann als Stadium IVb (Tabelle 1) einzustufen.
Tabelle 1: Stadieneinteilung der Hundebissverletzungen des Gesichts [Lackmann et al., 1990; Meiß et al. 2010]
I Haut, gegebenenfalls Subkutis
II I + Faszie oder Muskulatur (Cave keine Faszie bei M.M.)
III II + Substanzdefekt
IVa III + Gefäß- oder Nervenverletzung
IVb III + Knochen- oder Organdefekt
Hinsichtlich der ausgedehnten Weichteilverletzungen im Bereich des Gesichts und der knöchernen Verletzung des rechten Jochbeins und -bogens erfolgte eine sofortige Indikation zur operativen Versorgung in Vollnarkose.
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