Auf den Tisch kommt auch mal ein gegarter Affenkopf
Einige Stämme in Brasilien und Neuguinea besucht Garve regelmäßig, um nach ihrem Gebiss zu schauen. "Sie geben mir dafür die Chance, mit ihnen zu schwatzen, zu essen, zu jagen. Das ist der schönste Dank" - auch wenn es manchmal Überwindung kostet, die Sitten zu teilen. "Im Urwald wird nicht mit Messer und Gabel gegessen, sondern aus der Hand in den Mund. Was einem angeboten wird, darf man nicht zurückweisen, sei es ein Wurm oder ein gegarter Affenkopf. Das isst man dann auch."
Garve hat sich im Westen schnell in die ethnologische Forschungsliteratur eingelesen. Er wird Stammgast in der Bibliothek des Hamburger Völkerkundemuseums, er beginnt, Expeditionen auszurüsten und zu leiten. Da er ein besessener Sammler ist, erwirbt er Federhauben, Blasrohre, Masken, mit denen er ganze Ausstellungen bestückt. Als die Mauer fällt, knüpft er enge Bande zu den Völkerkundemuseen in Dresden und Leipzig. Bald publiziert er selbst großformatige Bildbände über die Urvölker West-Papuas und des Amazonasbeckens.
Ein glücklicher Zufall lässt Garve neben dem Zahnbohrer ein zweites Instrument im Kontakt mit den Urvölkern finden: die Filmkamera. Es ist im Sommer 1990, als er Lutz Rentner, Kuno Richter und Otto Sperlich kennenlernt, drei DDR-Filmemacher, die nach dem Ende des Sozialismus auf der Suche nach neuen Stoffen sind. Mit ihnen fährt er an den Amazonas, nach Afrika, auf die Philippinen. Meistens bezahlt er die Reise. Dafür lernt er von ihnen: Umgang mit der Kamera, Perspektiven, Dramaturgie.
Die Selbstmordindianer am Rio Purús
Ihre Filme laufen bald im Fernsehen; mittlerweile sind 15 Dokumentarfilme entstanden. Darin hat Garve auf die Regenwaldzerstörung durch Holzfäller und Goldsucher hingewiesen. Er hat Hilfe für die hungernden Himba, die Buschmänner, in Namibia organisiert, hat die Bedrohung der Ureinwohner West-Papuas durch Missionare und Siedler dokumentiert. Vor allem hat er sich für die Völker Amazoniens eingesetzt, etwa die mysteriösen Selbstmordindianer am Rio Purús. Mehr als einmal geriet er dabei in Lebensgefahr.
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