Nicht genug damit, dass die Finanz- und Bankenkrise die Geschäftsverbindung zwischen Bank und Zahnarzt teilweise erheblich verschlechtert hat. Es folgte eine weitere böse Überraschung in Form von Zinszahlungen auf Kontoguthaben.
Viele Praxisinhaber fragen sich, ob Strafzinsen künftig doch noch - trotz aller offiziellen Dementis - auch für kleinere Guthaben gelten. Darüber hinaus haben gerade Freiberufler die Sorge, dass die Veränderungen in der Kreditvergabepolitik (Stichwort: Basel III) möglicherweise auch zu Finanzierungsproblemen führen werden.
Testen Sie: Ist ein Bankwechsel ratsam?
Zahnärzte sollten daher vor diesem Hintergrund daher mehr denn je über die vielfach bevorzugte „Hausbankverbindung“ nachzudenken und stattdessen den Wettbewerb der Kreditinstitute ausnutzen und auch bisherige Zweit- oder Drittbanken wieder enger an die Praxis binden.
Der folgende Selbsttest liefert wichtige Anhaltspunkte, anhand derer Zahnärzte erkennen können, ob sie bei der jetzigen Bank noch gut aufgehoben sind oder ernsthaft über einen Bankwechsel oder zumindest über eine Verlagerung ihrer bisherigen Geschäftsaktivitäten zu einem oder mehreren anderen Kreditinstituten nachdenken sollten.
Der Drei-Stufen-Test
- Gibt es einen konkreten Ansprechpartner oder einen Vertreter dieses Ansprechpartners, mit dem Sie regelmäßig in Kontakt stehen und der Sie über wichtige Änderungen wie bei „Basel III“ unaufgefordert unterrichtet?
- Sind Sie überzeugt davon, dass sich die Bank bei den Beratungen zumindest im Wesentlichen an Ihren geschäftlichen und persönlichen Bedürfnissen und weniger an bankinternen Verkaufsvorgaben orientiert?
- Werden Sie von Ihrer Bank unmittelbar angesprochen, wenn sich etwa ein ungewöhnlich hohes Kontoguthaben auf Ihrem Geschäftskonto befindet oder wenn eine Veränderung des allgemeinen Zinsniveaus einen Handlungsbedarf im Geldanlage- oder im Kreditbereich erfordert?
- Bietet Ihnen die Bank Hilfe an, um Ihr Rating und damit Ihre Kreditwürdigkeit oder Bonität kontinuierlich zu verbessern?
- Ermittelt Ihre Bank vor einer Anlageberatung regelmäßig Ihre konkrete geschäftliche Situation, die neben Renditeaspekten vor allem steuerliche und Sicherheitsgesichtspunkte beinhalten sollte?
- In welchem Umfang bietet Ihnen die Bank neben hauseigenen Produkten auch Anlageformen anderer Finanzinstitute an?
- Informiert Sie Ihr Ansprechpartner regelmäßig über die Wertentwicklung der Geldanlagen und über aktuelle Angebote?
- Gibt es Gespräche über die Höhe der jeweiligen Kosten, die vor allem bei Transaktionen sowie bei der Verwaltung der jeweiligen Geldanlagen anfallen?
- Erläutert Ihnen die Bank die Berechnung Ihrer individuellen Kreditzinssätze, die vor allem Ihre Darlehen betreffen?
- Finden sorgfältig begründete Zinsanpassungen nicht nur nach oben, sondern auch nach unten statt, wenn sich durch Veränderungen des allgemeinen Zinsniveaus die Zinssatzhöhe Ihres Überziehungskredites auf dem Geschäftskonto verändert?
- Besitzen Sie jederzeit eine vollständige Übersicht über die Gesamthöhe Ihrer Kreditkosten?
- Hält Sie Ihre Bank bei der Bewertung Ihrer Kreditsicherheiten auf dem Laufenden?
Die Auswertung
Wenn Sie zwischen 10 und 12 mal mit „Ja“ geantwortet haben, haben Sie sich offenbar für das richtige Bankinstitut zumindest als Hauptbankverbindung entschieden. Betrachten Sie die Dienstleistungsqualität Ihrer Bank als Basis zukünftiger, vertrauensvoller Zusammenarbeit, die aber natürlich immer noch verbessert werden kann. Verlieren Sie aber keineswegs eventuelle Nebenbankverbindungen aus den Augen. Herzlichen Glückwunsch: Sie haben einen Traumpartner.
Bei einem 7-fachen bis 9-fachen „Ja“ sollten Sie kurzfristig ein Bankgespräch über die verbesserungsfähigen Kritikpunkte führen. Hier sollte das jeweilige Kreditinstitut aber zunächst einen Vertrauensvorschuss gegenüber anderen Banken besitzen. Die feste Einbindung von einer oder zwei anderen Banken sollten Sie hier aber durchaus erwägen. Alles gut: Sie sind bei einer soliden Bank.
Bei einer bis zu 6-fachen Beantwortung der Fragen mit „Ja“ sollten Sie ernsthaft über eine Veränderung Ihrer bisherigen Geschäftspolitik gegenüber der jeweiligen Bank nachdenken. Auch hier sollte zwar erst einmal ein deutliches Gespräch mit der betroffenen Bank stattfinden, die Intensivierung Ihrer Nebenbankverbindungen sind aber bei diesem Geschäftsgebaren fast schon Pflicht. Fazit: Sie sind hier nicht gut beraten!
Michael Vetter
Fachjournalist für Finanzen
vetter-finanz@t-online.de
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