Die Zahlen sind alarmierend: In Deutschland sind zwei Drittel der Männer und jede zweite Frau übergewichtig, fast jeder Vierte ist adipös. Auch 13 Prozent der Kinder wiegen zu viel, sechs Prozent leiden sogar unter starkem Übergewicht. Bis 2030 rechnen Experten mit einem Anstieg auf acht Millionen Erkrankte. Der Grund: immer mehr Menschen sind adipös.
Fett weg durch neue Lebensmittel
Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes, bei dem sich die Kranken aufgrund einer angeborenen Autoimmunkrankheit immer Insulin spritzen müssen, kann man den Typ-2-Diabetes häufig mit einer Änderung der Essgewohnheiten und mehr Bewegung in den Griff kriegen.
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG) setzen deswegen vor allem darauf, die Ernährung von Diabetespatienten zu verbessern. „Studien zeigen, dass Behandlungsmaßnahmen, welche die Adipositas reduzieren, ebenfalls die Manifestation eines Diabetes drastisch verbessern können“, sagte Prof. Jochen Seufert, Leiter der Abteilung Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Freiburg im Vorfeld der diesjährigen DDG-Herbsttagung.
Im Einzelfall könne durch eine Gewichtsreduktion die Störung des Glukosestoffwechsels sogar komplett beseitigt werden, so dass de facto kein Diabetes mellitus mehr besteht, ergänzte der Mediziner.
Gesunde Nahrung aus dem Labor
Aus diesem Grund arbeitet Prof. Andreas Pfeiffer vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam derzeit daran, beliebte Nahrungsmittel um Pflanzenfette zu ergänzen, um sie gesünder zu machen. „Wir konnten in kürzlichen Studien zeigen, dass der Leberstoffwechsel, der eng mit dem Zuckerstoffwechsel zusammenhängt, sehr effektiv durch bestimmte Pflanzenfette reguliert werden kann“, erläuterte Pfeiffer.
Demnach sei für die mediterrane Ernährung belegt, dass diese einen positiven Effekt auf Diabetespatienten hat, indem sowohl Herzinfarkte als auch Schlaganfälle reduziert würden. Da man sich in Nordeuropa aber nur bedingt mediterran ernähren kann, entwickle man nun Nahrungsmittel, die gezielt eine Stoffwechselverbesserung bewirken, sagte Pfeiffer.
Fett weg durch Psychotherapie
„Diabetes und Adipositas sind chronische Erkrankungen, deren Behandlung Betroffenen ein Höchstmaß an Disziplin und Motivation abverlangt“, stellte Dr. Andrea Benecke, Leiterin des Psychodiabetologischen Forschungs- und Behandlungsschwerpunkts der Poliklinischen Ambulanz an der Universität Mainz klar.
Diabetespatienten, die Insulin brauchen, müssten jeden Tag mehrmals ihren Blutzucker messen, Insulinmengen berechnen und spritzen. Adipöse Menschen wiederum seien gefordert, täglich ein ausgeklügeltes Ernährungsmanagement umzusetzen, sich mehr zu bewegen und die Kalorienzufuhr zu kontrollieren. „Dafür müssen Verzicht und Einschränkungen in Kauf genommen werden“, erläuterte die Medizinerin, „und das ist ein Problem.“
Keine Kommentare