Junge und männliche Existenzgründer zeigen eine überdurchschnittlich hohe Investitionsbereitschaft: Weil sie sehr technikaffin sind, investieren sie überdurchschnittlich stark in Geräte und Praxisausstattung, bilanziert die aktuelle Existenzgründungsanalyse für Zahnärzte der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) und des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ).
Unter den Existenzgründern investierten Zahnärzte, die eine Einzelpraxis oder eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) gründeten, 2012 am meisten. Für eine Einzelpraxis wendeten sie 338.000 Euro auf, für eine BAG 298.000 Euro. Das Investitionsvolumen bei BAGs ist deshalb um 40.000 Euro niedriger, weil sich die Praxisinhaber die Kosten für Gerätschaften und Ausstattungen teilen können.
Die Investitionsvolumina für die Übernahme einer BAG oder Einzelpraxis fielen deutlich geringer aus als bei der Neugründung. Insbesondere deshalb, weil Gerätschaften und Praxisausstattung bereits vorhanden sind und in diesem Bereich weniger Investitionsbedarf besteht: So schlug die Übernahme einer BAG mit 273.000 Euro je Inhaber zu Buche. Für eine Einzelpraxis mussten Existenzgründer 246.000 Euro einkalkulieren.
Das Arbeitsmodell der Zukunft
Die BAG war investitionsintensiver als die Einzelpraxis, weil hier höhere Übernahmepreise anfielen. So war der ideelle Wert bei einer BAG im Schnitt 20.000 Euro höher als bei der Einzelpraxis, erläutert Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik bei der apoBank. Kooperationen seien das Arbeitsmodell der Zukunft sind und böten auch wirtschaftlich viel Potenzial. Die Nachfrage sei entsprechend hoch - das wirke sich auf den Preis aus.
Das geringste Investitionsvolumen fiel für Existenzgründer an, die als zusätzlicher Partner einer BAG beitraten oder die einen Praxisanteil eines ausscheidenden BAG-Partners übernahmen. Hier belief sich das Investitionsvolumen auf 241.000 Euro. Maßgeblich hierfür waren, dass bei Austausch oder Neuaufnahme eines Partners in der Regel keine größeren Neuanschaffungen getätigt werden.
Im Gegenzug war der Übernahmepreis jedoch bei diesen beiden Formen der Existenzgründung mit 202.000 Euro am höchsten. Er lag 18.000 Euro über dem einer BAG-Übernahme und 47.000 Euro über dem einer Einzelpraxisübernahme. "Für viele Praxisabgeber ist es ratsam, die Praxis frühzeitig in eine Kooperation zu überführen, um sie für potenzielle Übernehmer attraktiver zu machen", betont Dr. David Klingenberger, stellvertretender wissenschaftlicher Leiter des IDZ.
Zahnärzte bis 30 Jahre investierten 2012 besonders stark in Praxis- und Geräteausstattung. Entsprechend lag das Investitionsvolumen bei Neugründung einer Praxis mit 377.000 Euro um 79.000 Euro höher als bei der Altersgruppe 40 plus. Bei der Einzelpraxisübernahme investierten bis 30-Jährige mit 259.000 Euro im Schnitt 58.000 Euro mehr als ihre älteren Kollegen.
Zudem zeigt die Analyse, dass Männer offensiver investieren als Frauen. Bei der Einzelpraxisneugründung lag ihr durchschnittliches Investitionsvolumen bei 355.000 Euro; bei den Frauen bei 316.000 Euro. Bei der Übernahme lagen die Männer bei 265.000 Euro, die Frauen bei 225.000 Euro.
Die Stadt - nicht unbedingt der teuerste Standort
Auch die Praxislage beeinflusst das Investitionsvolumen. So verzeichnete die Einzelpraxisneugründung mit 359.000 Euro das höchste Investitionsvolumen in Mittelstädten. Bei der Einzelpraxisübernahme war das Investitionsvolumen mit 246.000 Euro in Kleinstädten und auf dem Land am höchsten.
"Das widerspricht der Annahme, dass Einzelpraxisübernahmen in der Großstadt am teuersten sind. Doch der Übernahmepreis orientiert sich mitunter am Einnahmenüberschuss - und der fällt in einigen ländlich geprägten Gebieten wie Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder Bayern sehr gut aus. Das zieht Übernahmepreis und Investitionsvolumen nach oben", so Heßbrügge.
Anders war die Situation in den neuen Bundesländern. Wie in den Vorjahren wurden hier deutlich geringere Übernahmepreise erzielt. Bei einer Einzelpraxisübernahme lag das Investitionsvolumen daher 35 Prozent unter dem West-Niveau.
Obwohl sich 73 Prozent der Existenzgründer für eine Einzelpraxis entschieden, genießt die Kooperation mit 27 Prozent weiter Zuspruch. Dies insbesondere bei Zahnärzten bis 30 Jahre, die zu 41 Prozent eine BAG wählten. Kooperationen sind aufgrund der höheren Patientendichte zudem ein Groß- und Mittelstadt-Phänomen. Hier ging jeder dritte Zahnarzt in eine Kooperation.
Insgesamt 44 Prozent der Existenzgründer entschieden sich für eine Praxis in der Großstadt. Die Mittelstadt wählten 26 Prozent, eine Praxis in der Kleinstadt oder auf dem Land 30 Prozent. Die Existenzgründer waren durchschnittlich 36,1 Jahre alt. Männer (35,9 Jahre) gründeten etwas früher als Frauen (36,3 Jahre).
Die Existenzgründerinnen kommen
Die Geschlechterverteilung war im Betrachtungszeitraum nahezu ausgeglichen: Unter den Existenzgründern waren 51 Prozent Männer und 49 Prozent Frauen. "Das ist prinzipiell eine gute Quote - allerdings liegt der Frauenanteil unter den angestellten Zahnärzten deutlich höher", so Heßbrügge. Die Aufgabe bestehe darin, die Chancen der Niederlassung noch besser herauszustellen.
Die Datenbasis der Existenzgründungsanalyse 2012 bilden die von der apoBank durchgeführten und auswertbaren Finanzierungen zahnärztlicher Existenzgründungen. Erstmalig wurden 2012 die Daten für Kieferorthopäden und Oralchirurgen separat ausgewertet.
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