Der Businessplan
Zahnärzte bekommen im Studium leider nicht die nötige Ausbildung, um einen professionellen Businessplan zu erstellen, der alle Details berücksichtigt. Ich habe mich in diesen Dingen immer beraten lassen. Am besten erinnere ich mich da an das Zitat meines beratenden Anwalts: "Wollen Sie eine Praxiskette bauen, müssen Sie eine dicke Kapitaldecke und ein professionelles Management vorweisen. Anders kann man solche Hürden nicht stemmen."
Wichtig ist, dass man das Ziel klar formuliert und während der Planung auch stets vor Augen hat. Mit SMILIKE wollten wir eine moderne Praxis eröffnen, die alle technischen Möglichkeiten von heute nutzt und dies in Optik und Kommunikation auch widerspiegelt. Sich hier entsprechend abzuheben, war sicherlich die größte Herausforderung, die wir aber, denke ich, sehr gut gemeistert haben.
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Mein Standort
Unsere Praxis liegt in der Giesebrechtsraße in Berlin, Ecke Kurfürstendamm, und ist somit perfekt angebunden. Wir wollten auf einer bekannten Straße in einem schönen Umfeld eine Praxis gründen, die zu unserer Marke passt. Unsere Praxis ist repräsentativ und soll durchaus auch das Laufpublikum ansprechen. Durch unsere offene Ladenfläche und das moderne Design möchten wir den „to-go“-Gedanken der heutigen Zeit aufgreifen. Sicherlich ist eine kieferorthopädische Behandlung nicht im Vorbeigehen erledigt, aber wir sind zu unseren Öffnungszeiten immer spontan bereit für eine Erstberatung. Gemeinsam kann man dann Lösungen und Ansätze für die individuellen Vorstellungen finden.
Es hat sicherlich große Vorteile, Wohnung und Praxis zusammenzulegen. Logistisch betrachtet spart man in jedem Fall Zeit. Auf der anderen Seite ist die Privatsphäre dann doch recht schwierig aufrecht zu erhalten. Ich bin gerade Vater geworden und denke, als Kinderzimmer ist eine Praxis eher ungeeignet. Des Weiteren planen wir, weitere Filialen zu eröffnen, im Februar zum Beispiel in Hamburg.
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Mein Workflow
Workflow ist für mich ein extrem wichtiges Wort. Ich glaube, für eine erfolgreiche Praxis sind unter anderem zwei Dinge notwendig: Gutes Marketing, damit die Patienten den Weg in die Praxis finden, und in der Praxis selbst ein optimaler Workflow. Dies beinhaltet die genaue Verfahrenseinweisung sowie ein gelebtes Qualitätsmanagement.
Außerdem müssen unsere Mitarbeiter sich als Teil des Ganzen sehen, hierfür sind regelmäßige Feedbackgespräche wichtig. Alle müssen stets dasselbe Ziel im Auge haben und die gleiche Vorstellung davon, was man dem Patienten eigentlich bietet. Meine Mitarbeiter haben einen Rückzugsraum, in dem sie Pause machen und sich versorgen können. Ansonsten sind die Räumlichkeiten sehr transparent aufgeteilt, besonderes Beispiel hierfür ist das "Center Piece" in der Mitte der Praxis, in dem die Beratungen stattfinden.
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Mein Netzwerk
Ich bin nicht im Golfclub, auch nicht in sozialen Netzwerken aktiv, dafür habe ich hervorragend ausgebildete Mitarbeiter sowie Agenturen, die diese Dinge, wie zum Beispiel die digitale Präsenz, betreuen. Ich habe von Zeit zu Zeit ein Auge auf das, was dort geschieht, und dokumentiere auch genug Fälle, um diese dann auf unseren Online-Portalen vorzustellen. Immer öfter kommen tatsächlich Patientenanfragen über Facebook & Co.
Wir fühlen uns nicht zuletzt wegen unserer Behandlungsmöglichkeiten eng mit der digitalen Welt und ihren Möglichkeiten verbunden, aber ich bin froh, dass dies nicht alleine in meiner Hand liegt. Ich bin dafür offline aktiv, gehe regelmäßig zu deutschen, europäischen und amerikanischen Jahrestagungen und beschäftige mich mit den Projekten der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie.
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Mein Team
Um ein gutes Team zu formen, muss man sich einfach die Mühe machen. Passende Leute zu finden ist zuweilen sehr schwierig. Man muss Leitfigur sein und mit den Mitarbeitern gemeinsam die Praxisphilosophie umsetzen. Dies geht nur, indem man viel miteinander redet. Zu einer guten Arbeitsatmosphäre gehört Klarheit, Transparenz, Nachvollziehbarkeit, Ehrlichkeit und Vertrauen.
Damit die Leute nicht nur freundlich, sondern auch fröhlich miteinander umgehen, ist dafür natürlich der Einsatz des Chefs mitverantwortlich. Wenn der jeden Tag depressiv in die Praxis kommt, dann ist das keine gute Motivation für die Mitarbeiter. Als Chef ist man das Zugpferd und muss seinen Mitarbeitern die Visionen so nahelegen, dass sie spüren, worum es geht. Ich versuche mein Team mit meiner Begeisterung anzustecken und meine Ideen so rüberzubringen, dass alle daran glauben können.
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Marketing
Das Marketingkonzept beruht in erster Linie auf der Etablierung einer starken Marke, die das Produkt und die damit einhergehende Verheißung eines gesünderen, schöneren Lächelns mit all seinen Implikationen wie Erfolg, Spaß, Selbstbewusstsein - um nur einige zu nennen - verkörpert.
Darüber hinaus wollen wir im zweiten Schritt unsere USPs (Unique Selling Points) herausstellen, die unser Angebot beinhaltet. Kurz gesagt ist es die Verwirklichung von KFO 2.0 mit all den Vorteilen der digitalen Kieferorthopädie (digitaler Scan versus Abdruck, Outcome Simulator, Visualisierung des Behandlungsergebnisses schon beim ersten Gespräch möglich, Monitoring der Behandlung via App für ein effizientes und sicheres Zeitmanagement etc.) plus der Leichtigkeit dieser ästhetischen und gleichzeitig minimalinvasiven Behandlung.
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Einrichtung
Mein Leitgedanke war: eine Praxis, die nicht wie eine Praxis aussieht. Transparenz ist ein wichtiger Aspekt unseres Konzepts. Angefangen bei den Schienen, den anfallenden Kosten sowie der Therapie selbst, dessen Fortschritt digital nachvollzogen werden kann. Diese Transparenz spiegelt sich auch in der Optik unserer Einrichtung wider.
Ein besonderes Element ist unser "Center Piece" in der Mitte der Praxis, in dem die Beratungstermine stattfinden. Die Praxis soll die Modernität unserer Behandlungen widerspiegeln.
Wir haben die Praxis dazu komplett neu eingerichtet, eine Ladenfläche ohne Wände angemietet und diese nach unseren Ideen selbst gezogen. Behandlungsräume sowie Center-Piece und Wartebereich sind komplett unserer Vorstellung entsprungen. Meiner Erfahrung nach hat es viele Vorteile, alles von Anfang an selbst zu planen, aber natürlich auch ein paar Nachteile. Was man bei solch einem eigenen Bau wissen muss sind folgende Aspekte:
a. Man wird nicht pünktlich fertig.
b. Es kostet nicht das, was vorher vereinbart war.
c. Es sieht immer ein bisschen anders aus als erwartet .
Der Vorteil, der all das wettmacht, ist, dass alles absolut neu nach den eigenen Vorstellungen gestaltet und umgesetzt werden kann.
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Die erste Woche
Der erste Tag in der Praxis war die Praxiseröffnung. Ich habe mich sehr gefreut, dass viele meiner Freunde auch von weit weg angereist sind. Ich habe mich sehr geehrt gefühlt. Ansonsten sind die ersten Tage ruhig gestartet. Mein Team hat sich darauf konzentriert, sich den Kollegen in der Umgebung vorzustellen, um Patienten überwiesen zu bekommen. Außerdem kamen zum Glück erste Patienten durch unsere Kommunikation und sicher auch durch die vorteilhafte Lage. Inzwischen ist schon ganz gut etwas los.
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Chef sein
Das bin ich schon seit sehr vielen Jahren, genauer genommen seit 2001. Es war anfangs ein seltsames Gefühl. Als Chef hat man, im Gegensatz zu einem Angestelltenverhältnis, Verantwortung für alles. Das ist sicherlich die größte Herausforderung. Neben den Patienten, die natürlich die wichtigste Position sind, muss man die Planung, die Kosten, das Team, das Marketing und alles, was mit dem Unternehmen zu tun hat, im Auge behalten.
Ich glaube die Chef-Rolle ändert sich mit den Jahren. Die größte Herausforderung in einer Praxis ist nicht der Umgang mit dem Patienten, sondern der mit dem Personal (für mich). Wie bereits erwähnt, hat man als Chef die besondere Aufgabe, das Team zu führen, zu leiten und immer wieder neu für die Idee hinter dem Konzept zu begeistern. Nur wenn alle verstehen, worum es bei diesem Konzept geht, funktioniert die Praxis.
Mein persönlicher Ratschlag
Da könnte ich jetzt Stunden reden, aufgrund der Tatsache, dass das es bereits meine zehnte Praxis ist. Die wichtigsten Erkenntnisse sind: Mische dich als Zahnarzt nicht in die Angelegenheiten anderer ein, von denen du keine Ahnung hast. Das heißt, die Ruhe zu haben, einige Dinge aus der Hand zu geben. Marketing, PR, Architektur, Businessplanerstellung - hierfür gibt es Experten und diese sollte man auch in Anspruch nehmen. Es ist wichtig, sich auf seine Aufgabe, in meinem Fall die Kieferorthopädie, zu konzentrieren. Dazu gehört auch die ständige Weiterentwicklung des Konzepts, indem man up-to-date bleibt, was Technik und Möglichkeiten angeht, um dem Patienten stets die beste Behandlung bieten zu können.
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Weitere Praxisgründer-Bilderstrecken:
Dr. Parham Shafé: Auf Profis vertrauen, den Bauprozess eng begleiten und nicht am falschen Ende sparen. Dieses Fazit zieht Praxisgründer Dr. Parham Shafé. Bei der Suche nach passenden Räumlichkeiten im Berliner Savigny-Kiez half hingegen auch der Zufall kräftig mit. $(LEhttp://www.zm-online.de/starter/praxisgruender/ichwillpraxis/marketing-planen/Dr-Parham-Shafe-Praxisgruender-am-Savignyplatz_378729.html/Bild1:Hier geht's zur Bilderstrecke!|_blank)$
Dr. Ute Jensen: "Eine kleine aber feine Boutique" als Treffpunkt in der Nachbarschaft. Das schwebte Dr. Ute Jensen vor, als sie ihre kieferorthopädische Praxis in Düsseldorf Gerresheim plante. Heute ist "Doc Jensen" Kult. $(LEhttp://www.zm-online.de/starter/praxisgruender/ichwillpraxis/standort-finden/Gruendergeschichten-Dr-Ute-Jensen_368729.html/Bild1:Hier geht's zur Bilderstrecke.|_blank)$
Dr. Hakimi + Kollegen: Mit zwei Jahren Vorlauf hat Oralchirurg Dr. Ahmad R. Hakimi seine Praxis in einer Hochhausetage an der Berliner Gedächtniskirche bezogen. Er bereut nichts - hat aber einen wichtigen Tipp für Gründer. $(LEhttp://www.zm-online.de/starter/praxisgruender/ichwillpraxis/entscheidung-treffen/Gruendergeschichten-Dr-Hakimi-Kollegen_362482.html/Bild1:Hier geht's zur Bilderstrecke.|_blank)$
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