zm-online: Frau Dr. Steubesand, Sie haben als Praxisinhaberin im vergangenen Jahr den Master "Zahnmedizinische Ästhetik und Funktion" der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald erworben. Wie hat das zeitlich funktioniert?
Dr. Uta Steubesand: Das Studium ging über drei Jahre berufsbegleitend, hauptsächlich mit den Studienmodulen am Wochenende, manchmal jedoch auch in der Woche, so dass eine gute Abstimmung mit der Praxis und der Kollegin im Vorfeld wichtig war.
Es war sehr arbeits- und zeitintensiv! Ich muss gestehen, dass ich im Vorfeld das Ausmaß unterschätzt hatte. Jedes Modul musste vorbereitet werden und danach galt es, eine meist sehr umfangreiche Homework innerhalb von vier bis sechs Wochen abzugeben - dies war neben der Theorie ein dokumentierter Fall des entsprechenden Themenkreises. Zum Glück habe ich einen Partner, der mich sehr unterstützt und mir mit den Kindern den Rücken frei gehalten hat.
Dr. Uta Steubesand M.SC. | Copyright: privat
Sie sind auch "Spezialistin für Ästhetik und Funktion in der Zahnmedizin" - ein Titel, der von der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ) verliehen wird. Sie sind also sowohl Master als auch Spezialistin. Wieso diese Dopplung?
Der Master und der Spezialist sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Der Spezialist ist ein "praktischer" Titel, im Gegensatz zum akademischen Master.
Beim Spezialisten weise ich mit sehr vielen Fällen und dann zwölf Prüfungsfällen vor einem Prüfungsgremium mit Live-Patienten nach, dass ein strukturiertes Behandlungskonzept vorhanden ist. Dazu wird man drei Jahre in Mentorenschaft von einem erfahrenen Kollegen betreut; und die Fälle müssen zum Teil über fünf Jahre alt sein, um die Nachhaltigkeit des Handelns zu dokumentieren. Die Anforderungen sind extrem hoch, sehr aufwendig und im Prüfungsgespräch unter den erfahrenen Kollegen geht es darum, "die Hosen herunter zu lassen". Die Prüfung wird hier vor der Prüfungskommission der DGÄZ und der European Dental Association (EDA) abgelegt.
Bei dem Master erfolgt nach dem dreijährigen Studium der Abschluss in Form einer Masterarbeit. Meine Masterthese habe ich mit Unterstützung des Kollegen Dr. Diether Reusch und Prof. Dr. Bernd Kordaß umgesetzt, Thema: "Statische Okklusionskontakte im Artikulator nach Modellmontage mittels Headline-, Reference- und Arcus-Gesichtsbogen im Vergleich zur Situation im Patientenmund nach Kieferrelationsbestimmung in zentrischer Kondylenposition".
Dazu wurde zuerst eine umfassende Untersuchungsreihe mit genormten Parametern am Patienten in der Praxis durchgeführt, ausgewertet, statistisch aufbereitet und Ergebnisse bewertet mit abschließendem Kolloquium. Der Master ist also theoretisch ausgerichtet. Es gab einen praktischen Fall, während man beim DGÄZ-Spezialisten viele Fälle nachweisen muss. Deshalb ist der Spezialist für mich höher anzusiedeln: Don't tell me, show me!
Was waren zentrale Inhalte der Master-Ausbildung?
Die Ästhetik ist von allen Seiten beleuchtet worden, dabei ist zentraler Punkt die Funktion, ohne Funktion ist Ästhetik nichts. Wir wollen nachhaltige Therapiekonzepte, die funktionell und ästhetisch auf höchstem Niveau sind. Dabei wird jeweils ein Modul den einzelnen Fachrichtungen eingeräumt, wie Kieferorthopädie, Parodontitis, präprothetische Chirurgie usw. Es wird Systematik beigebracht, wissenschaftliches Arbeiten inklusive Literaturrecherche und Bewertung von Literatur und Erstellen von komplexen Behandlungskonzepten im Netzwerk.
Nachdem Sie Ihre Praxis zuerst alleine geführt hatten, nahmen Sie vor acht Jahren Ihre Kollegin Dr. Julika Andersson als selbstständige Zahnärztin mit auf und gründeten eine Gemeinschaftspraxis. Oft gehen niedergelassene Zahnärzte eher den umgekehrten Weg. Worin liegt für Sie der Vorteil der Gemeinschaftspraxis?
Ich habe mir bewusst eine Partnerin ausgesucht, die auf ein anderes Fachgebiet spezialisiert ist, nämlich mikroskopische Endodontie. Zusätzlich ist Frau Dr. Andersson zertifiziert in Parodontologie - damit decken wir qualifiziert mehrere Bereiche der modernen Zahnheilkunde ab. Zur Ergänzung unseres Teams haben wir noch zwei Kolleginnen, jeder ganz konkret spezialisiert. Patientenfälle werden im Team zweimal pro Woche zusammen besprochen und geplant; der Patient bekommt einen detaillierten Behandlungsplan und weiß, welcher Behandler welche Behandlung durchführt. Im Team und im Austausch mit Kolleginnen zu arbeiten ist eine sehr große Bereicherung und auch Entlastung.
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