Ein Tanztempel als Zahnarztpraxis? Mit der richtigen Planung kein Problem! Zahnarzt Thorsten Schluttig plante eine Landpraxis und suchte passende Räumlichkeiten in nicht zu weit entfernt von der nächsten Stadt. Sein Existenzgründungsberater bot ihm nach einiger Suche ein ungewöhnliches Objekt an: In den historischen Räumlichkeiten - das Gebäude gehört zum Wilhermsdorfer Schloss aus dem 17. Jahrhundert - befand sich zuvor die weit über Westmittelfanken hinaus bekannte Discothek „Arche“.
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Unter Palmen: Existenzgründungsberater Harald Sandmann schildert die Ausgangssituation: „Nach der Auflösung einer Doppelpraxis in dem kleinen Ort Wilhermsdorf erschien dieser Standort sehr interessant. Das Objekt der ehemaligen Discothek 'Arche' war grundsätzlich sehr gut geeignet. Auch der Eigentümer war von der Idee begeistert und unterstützte die Vorplanung einer Umwandlung zur 'Zahnarztpraxis in der Arche' tatkräftig. Aufgrund dieser Vorplanung war Zahnarzt Thorsten Schluttig schnell überzeugt.“
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Thorsten Schluttig wünschte sich eine großzügige Allrounder-Praxis (ohne KFO) und suchte Räumlichkeiten, die problemlos zu einer Mehrbehandlerpraxis erweiterbar sind. Aufgrund der Demografie im ländlichen Raum mit vielen älteren Bewohnern legte er großen Wert auf Barrierefreiheit. Auch vom Design und der Einrichtung hatte er schon konkrete Vorstellungen: Seine Praxis sollte klar strukturiert und schnörkellos sein und nahe am Workflow eingerichtet werden. Für die Verwandlung der Landdisco in eine Wohlfühlpraxis war zunächst ein radikaler Umbau nötig.
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Praxisplanerin Gudrun Brendel erzählt: "Thorsten Schluttig und der Eigentümer hatten sich für eine Entkernung entschieden, bei der die Räumlichkeiten in den Rohbauzustand zurückversetzt worden sind. Bis auf eine tragende Wand wurde der Rest komplett abgerissen. Mit neuer Technik und modernen Materialien entstand ein neuer Innenausbau mit neuem Grundriss."
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Gudrun Brendel über den ursprünglichen Grundriss: „Die Besonderheit lag darin, dass es nur auf der Südseite eine Fensterfont gab. Dadurch war der Rest des Objekts relativ dunkel. Allerdings konnten nach der fertigen Planung doch noch zwei zusätzliche Fenster eingesetzt werden. Das fast vollständig entkernte Gebäude gab uns zugleich die Möglichkeit, den Innenausbau recht frei zu gestalten.“
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Nach der Entkernung war die größte Herausforderung, die Räume trotz der Besonderheit der Lichtsituation so zu gestalten, dass tageslichtähnliche Verhältnisse herrschen. Denn die Behandlungszimmer sowie der Warte- und Empfangsbereich benötigen nach gesetzlicher Vorgabe Tageslicht. Eine weitere Herausforderung bestand darin, in dem gegebenen Raum vier Behandlungszimmer unterzubringen.
Trotz der schwierigen Ausgangslage entspricht die Lösung Gudrun Brendel zufolge dem Konzept einer modernen Standardpraxis: "Wir haben mit der gewählten Raumaufteilung aus dem gegebenen Rahmen das Optimum herausgeholt. Nach dem Umbau erscheint die Praxis hell und modern. Um das zu erreichen, haben wir von Anfang an großen Wert auf ein durchdachtes Lichtkonzept gelegt. Auch baulich mussten wir bei der Gestaltung des Innenausbaus auf die Besonderheit der fehlenden Fenster reagieren. Der Flur erhielt eine Glasfront zu den außenliegenden Räumen, um deren natürlichen Lichteinfall optimal zu nutzen. Auch der Empfang profitiert von diesem Konzept.
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Ergebnis des Umbaus: Da nur an einer Längsseite des Gebäudes Fenster möglich waren, erhielten alle Behandlungszimmer zum Flur hin Glaswände. Auf der fensterlosen Seite befinden sich die Nebenräume. Nur für Büro und Sozialraum konnten im hinteren Bereich zusätzlich zwei neue Fenster realisiert werden.
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Empfang und Wartebereich wurden offen gestaltet, so dass eine Sichtverbindung nach außen gegeben ist. Da die Praxis im Erdgeschoss liegt, konnte der gesamte Praxisbereich barrierefrei gestaltet werden.
Eine spezielle Lampe sorgt am Empfang für angenehme, tageslichtähnliche Lichtverhältnisse. Der Empfangstresen aus hochwertigen Materialien mit Echtholzoberfläche wurde nach den Vorgaben des Praxisgründers von der Möbelbaufirma gebaut. Thorsten Schluttig ist selbst gelernter Schreiner und hat gemeinsam mit der Möbelbaufirma Ziegler viele Details der Einrichtung mitgeplant.
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Wie in Altbauten nicht untypisch, musste die Bodenhöhe vereinheitlicht werden. Ausgangspunkt waren die vorhandenen Toiletten, die eine Stufe von etwa 25 cm nach oben hatten. Der Boden der gesamten Praxis wurde deshalb erhöht, um eine ebene Bodenfläche und damit einen barrierefreien Zugang in die Praxis sowie innerhalb der Praxis zu ermöglichen. Ergänzend dazu wurde eine Toilette rollstuhlgerecht gestaltet.
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Der helle Wartebereich hat zur Außenseite große, bodentiefe Fenster und wirkt einladend. Praxisplanerin Gudrun Brendel berichtet von kleineren Hürden auf dem Weg vom Konzept zur fertigen Praxis: "Im Großen und Ganzen konnte der vorgesehene Umbau sowie die Einrichtung wie geplant umgesetzt werden. Beim Aufmessen stellten wir aber fest, dass einige Wände schräg waren und verschoben werden mussten. Entsprechend mussten auch die Möbel angepasst werden - ein Nachteil im Hinblick auf die Nutzung der Möbel entstand dabei aber nicht. Auch mussten wir die Raumhöhe durchgehend anpassen, da Unterzüge, also Träger unterhalb der freigelegten Decke sich auf die Höhe der restlichen Räume auswirkten."
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Die Behandlungszimmer sind prozessoptimiert eingerichtet. Jeder Behandlungsstuhl ist mit einer Kamera, einem Bildschirm und einem Einzelröntgen ausgestattet. Auch in den Behandlungsräumen wurde ein durchdachtes Lichtkonzept umgesetzt, um das Tageslicht aus den bodentiefen Fenstern zu ergänzen.
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Unter den Nebenräumen auf der fensterlosen Seite befinde sich unter anderem der Steri-Raum, ein keines Labor und der Röntgen-Raum mit OPG. Auch für die Lagerung von Sterilgütern und Verbrauchsgütern hat die Praxis einen eigenen Raum. Das entspricht der aktuellen Vorgabe, keine artfremden Güter im Steri zu lagern.
Der Steri-Raum wurde gemäß der RKI-Richtlinien geplant und ermöglicht einen ergonomischen und hygienischen Ablauf von unrein zu rein.
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Ein kleines Labor ergänzt die Praxis. Hier werden aber nur stundenweise kleinere Arbeiten vorgenommen. Aufgrund der unzureichenden Lichtverhältnisse kann hier nicht durchgängig gearbeitet werden.
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Zahnarzt Thorsten Schluttig rekapituliert den Weg zur eigenen Praxis: „Die größte Herausforderung bei dieser sehr umfassenden Umwandlung von einer Diskothek in eine Praxis war sicher der Zeitplan. Die Arbeiten in dem denkmalgeschützten Gebäude waren anspruchsvoll. Im Juni stand ich in einem komplett entkernten Gebäude ohne Bodenplatte, im Dezember wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen, und Anfang Januar ging der Praxisbetrieb los.“
Nach dem Umbau erinnert wenig an die wilden Disco-Zeiten. Thorsten Schluttig: „Hier sieht es ja aus wie in einem Wellnesshotel!, sagte mir ein Patient kurz nach der Eröffnung. Und das ist wohl tatsächlich das Gefühl, das manche Patienten bei uns haben. Es ist mir sehr wichtig, dass sich meine Patienten in der gesamten Praxis wohlfühlen. Auch der Vertrauensaufbau ist für mich als Praxisgründer ganz zentral. Ich nehme mir viel Zeit und möchte, dass es allen Patienten bei uns gut geht."
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