Das IDZ will junge Zahnärzte zu ihrer Berufsplanung befragen. Warum diese Studie?
Dr. David Klingenberger: Die Berufsplanung junger Zahnärztinnen und Zahnärzte unterliegt seit einigen Jahren einem tiefgreifenden Wandel. Das ist zum Teil sicherlich auf veränderte äußere Rahmenbedingungen zurückzuführen, die den jungen Zahnärzten die Wahl zwischen mehr beruflichen Alternativen lassen. Die Niederlassung ist also nicht mehr in dem Maße bestimmend, wie sie das früher einmal war.
Diese Wahlfreiheit wird von den jungen Zahnärzten genutzt. Im Einzelfall könnte die Entscheidung für eine Anstellung jedoch auch eine Reaktion auf die finanzielle Bürde sein, die eine Existenzgründung für den jungen Zahnarzt zunächst bedeutet. Im Jahr 2013 betrug das Finanzierungsvolumen bei der Neugründung einer zahnärztlichen Einzelpraxis im Durchschnitt 427.000 Euro. Ein solcher Schritt in die Selbstständigkeit erfordert also auch ein gerüttelt Maß Mut.
Aus empirischer Sicht können wir bislang nur konstatieren, dass es diese Entwicklung gibt. Die Motive, die hinter diesen beruflichen Entscheidungen stecken, kennen wir jedoch noch viel zu wenig. Entscheidend ist: Diese individuellen beruflichen Entscheidungen haben in der Summe eine Vielzahl von Konsequenzen für den gesamten Berufsstand, sei es für die Bedarfsplanung, sei es für die zahnärztliche Fort- und Weiterbildung, und nicht zuletzt auf dem Markt für Praxisveräußerungen. Hier muss und möchte der Berufsstand nach zukunftsfesten Arrangements suchen, und die gibt es naturgemäß nicht gegen, sondern nur mit der Generation Y. Daher diese Studie.
Ist die Generation Y denn für den Berufsstand eine Black Box?
Das würde ich so nicht sagen. Der Berufsstand steht ja in engem Dialog etwa mit dem Bundesverband der Zahnmedizinstudenten (BdZM) oder dem Bundesverband der zahnmedizinischen Alumni (BdZA). Und sicherlich bilden sich im Rahmen der beruflichen Sozialisation als Zahnarzt auch heute noch generationenübergreifende Gemeinsamkeiten heraus, die verlässlich prognostizierbar sind.
Aber generell ist das empirische Bild halt bunter geworden, weil die Berufsplanung individueller geworden ist. Und Individualismus gilt als ein Hauptmerkmal der Generation Y. Was das für den Berufsstand bedeutet, wollen wir mit unserer Studie ja gerade ergründen. Also: keine Black Box, sondern vielmehr Morgendämmerung.
Jede Generation unterscheidet sich doch von der vorherigen und grenzt sich von den Älteren ab. Warum eckt die Gen Y so an?
Schon die alten Griechen haben sich über die jüngere Generation beklagt. Warum sollte es heute anders sein? Klar ist doch, dass jede nachwachsende Generation sich ihre Welt, in die sie hineingeboren wird, auf ihre je eigene Weise zu eigen machen möchte, frei nach dem Motto von Goethes Faust: „Was du ererbt von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.“
Für die Generation Y ist es - passend zum Namen „Why“ - typisch, dass sie vieles hinterfragt und sich nicht mit dem Bestehenden zufrieden gibt. Das ist auf der einen Seite der Stoff, aus dem sich Generationenkonflikte schmieden lassen. Auf der anderen Seite ist es aber auch eine gute charakterliche Voraussetzung für den Start in die Selbstständigkeit - und zwar in der Art und Weise, wie sie die Generation Y heutzutage versteht.
Dr. David Klingenberger ist stellvertretender Leiter des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ), einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Bundeszahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung.
Derzeit führt das IDZ ein deutschlandweites empirisches Projekt zum „Berufsbild angehender und junger Zahnärzte“ durch. Dabei möchten die Wissenschaftler des IDZ wissen, welche Anforderungen die Generation Y an ihren Beruf stellt und welche Vorstellungen und Wünsche sie mit einer freiberuflichen zahnärztlichen Berufsausübung verbindet. Deshalb werden ab Februar 2015 alle Assistenzzahnärzte und angestellten Zahnärzte mit der Bitte angeschrieben, an der Befragung teilzunehmen.
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