Herr Dr. Böhm, laut Umfrage der KZVB ist ein Fünftel der bayerischen Vertragszahnärzte aktuell älter als 60 Jahre, der Altersdurchschnitt nach Angaben der Bundeszahnärztekammer mit 46,8 Jahren aber der niedrigste aller Bundesländer. Lässt sich daraus ein Problem ableiten?
Dr. Stefan Böhm: Wir haben kein Nachwuchsproblem. Der Run auf die Studienplätze im Fach Zahnmedizin ist ungebrochen. Auch von einer Überalterung des Berufsstandes kann keine Rede sein. Verändert haben sich aber die Lebensentwürfe vieler junger Kollegen. Die Bereitschaft, eine eigene Praxis zu übernehmen, nimmt ab. Der Trend zur Anstellung nimmt zu. In Bayern hat sich die Zahl der angestellten Zahnärzte in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht.
Ein weiteres Ergebnis ist, dass 28 Prozent der über 60-jährigen Behandler nicht glauben, einen Nachfolger für ihre Praxis finden zu können. Was bedeutet das für die zahnärztliche Versorgung und für die Freiberuflichkeit?
Dieses Ergebnis unserer Umfrage ist alarmierend. Es handelt sich dabei ja um eine realistische Selbsteinschätzung der Lage. Bayern ist ein Flächenstaat. Bislang gibt es in allen Teilen des Landes genügend Zahnärzte. Wir können unseren Sicherstellungsauftrag uneingeschränkt erfüllen. Sollten wir aber tatsächlich 400 bis 500 Praxen verlieren, müssten die Patienten in einigen Regionen Bayerns weite Wege zum nächsten Zahnarzt zurücklegen.
Leidtragende dieser Entwicklung wären vor allem die Alten und Pflegebedürftigen, die nicht in die Kreisstadt zum Zahnarzt fahren können. Und natürlich ist es auch für jeden Zahnarzt bitter, wenn er seine Praxis schließen muss. Hinter jeder Praxis steht ein Lebenswerk, das man gerne in gute Hände legen möchte.
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