"Der deutschen Dentalindustrie geht es momentan - zumindest rein faktisch - sehr gut. Die globale Wirtschaftsentwicklung lässt die Kaufkraft immer breiterer Schichten steigen und erschließt so weitere Absatzmärkte für innovative Produkte der Deutschen Dental-Industrie für eine gesunde und natürliche Zahnästhetik.“ So beurteilt Burkhard Sticklies vom Verband der Deutschen Dentalindustrie (VDDI) die aktuelle Situation der deutschen Dentalindustrie.
Rund 200 Unternehmen haben sich in dem Verband zusammengeschlossen. Sie erwirtschafteten im Jahr 2011 einen Gesamtumsatz von rund 4,11 Milliarden Euro. Das ist ein Zuwachs von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dabei dominiert der Export: Umsätze in Höhe von knapp 2,44 Milliarden Euro sind laut Sticklies im Ausland erwirtschaftet worden. Das entspricht einem Umsatzplus von 4,8 Prozent gegenüber 2010.
"Traditionell ist die deutsche Dentalindustrie in Europa Schrittmacher und Trendsetter“, schreibt das niederländische Außenministerium in einer Analyse europäischer Exportentwicklungen. Tatsächlich ist die Anzahl der Dentalproduktehersteller weltweit in keinem Land höher als in Deutschland.
Laut Marktanalyse praktizieren in Deutschland insgesamt mehr als 65.000 Zahnärzte, rund 20.000 Zahntechniker stellen zahnmedizinische Produkte her. Die hohe Bevölkerungszahl biete zudem beste Möglichkeiten für einen starken Binnenmarkt.
Aber die Konkurrenz schläft nicht
Diese Faktoren führen dazu, dass "Dentalprodukte aus Deutschland seit Jahrzehnten eine hervorragende Anerkennung genießen“, sagt Sticklies. Die hohe Dichte des deutschen Marktes führe jedoch auch zu einem äußerst starken Wettbewerb. Auch Anbieter aus anderen Herstellerländern versuchen ihre Produkte auf den deutschen Markt zu bringen. Ebenso versuchen deutsche Hersteller im Ausland Fuß zu fassen. Am besten gelingt das laut Sticklies über Auslandsmessen: "Hier erschließen die Unternehmen frühzeitig neue Wachstumsmärkte."
Sticklies sieht vor allem in den Re-Investitionen deutscher Unternehmen eine Ursache für die stabile wirtschaftliche Situation: "Die deutsche Dental-Industrie investiert vor allem in Forschung und Entwicklung. Die Unternehmen wenden für die Finanzierung dieses Bereichs im Schnitt bis zu acht Prozent ihrer Umsatzerlöse auf.“
Bianca Braun vom Siemens MedArchiv nennt einen weiteren Grund für das hohe Ansehen deutscher Dentalprodukte: ihre lange Tradition. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts seien hier Dentalbohrer, Stühle, Beleuchtung und Deontologische-Röntgenapparate produziert worden. Siemens selbst ist seit dem Verkauf seiner Health Care Sparte 1997 nicht mehr in der Dentalindustrie tätig, doch die lange Geschichte ist gut dokumentiert. Braun: "1891 wurde der erste elektrisch betriebene Bohrer als erstes Dentalprodukte hergestellt."
Aus der Medizinsparte des Siemens-Konzerns ist die Sirona Dental Systems GmbH hervorgegangen. Der globale Markt- und Technologieführer produziert heute im südhessischen Bentsheim. "Vor genau 135 Jahren fertigte der Universitätsmechaniker Erwin Moritz Reiniger, einer der Gründerväter des Unternehmens, erste elektromedizinische und physikalische Apparate", erläutert Dr. Jürgen Serafin, Vice President Corporate Marketing bei Sirona. "Aus seinem Unternehmen Reiniger Gebbert & Schall entstanden die Siemens Reiniger Werke, die später dann in der Siemens AG aufgingen."
Die Wurzeln des Herstellers Dentsply DeTrey liegen in der Schweiz und in England. Erst in den 1980er Jahren wurde ein deutscher Standort in Konstanz gegründet. Geschäftsführer Claus-Peter Jesch begründet die Entscheidung für Deutschland folgendermaßen: "Wir können froh und glücklich über ein derart gutes Strukturumfeld in der Bundesrepublik sein. Dies geht einher mit dem Qualitätsbewusstsein in diesem Land und der hervorragenden Ausbildung unserer Mitarbeiter im naturwissenschaftlich-technischen Bereich, weshalb wir stark auf Förderung und permanente fachliche Weiterbildung setzen."
Auf gute Mitarbeiter setzen
Serafin schätzt am Standort Deutschland vor allem die hohe Produktivität. Sie sei in den letzten 15 Jahren enorm gestiegen, was sich positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit auswirke. Und auch Serafin unterstreicht, dass "die Mitarbeiter bestens ausgebildet sind und als Fachkräfte Know-how und Expertenwissen in die Firma bringen". Auf die Frage, ob sich die in Deutschland vorgefundenen Produktionsbedingungen nicht auch in anderen Ländern finden lassen, antwortet Jesch: "Die Innovationskraft, die Produktivität, mit der wir herstellen, und die Qualitätsbereitschaft der deutschen Industrie sind unerreicht."
Das hohe Vertrauen in medizinische Produkte aus Deutschland hängt auch mit der Qualitätskontrolle zusammen. Auf juristischer Ebene greift das Medizinproduktegesetz und erfüllt laut Paragraf 1 den Zweck: "den Verkehr mit Medizinprodukten zu regeln und dadurch für die Sicherheit, Eignung und Leistung der Medizinprodukte sowie die Gesundheit und den erforderlichen Schutz der Patienten, Anwender und Dritter zu sorgen.“ Innerhalb der Unternehmen ist die Abteilung Forschung und Entwicklung verantwortlich.
Auch Kontrolle sorgt für Qualität
Wie eine derartige Qualitätskontrolle bei Dentsply DeTrey aussieht verrät Jesch: "Bei uns sorgt ein Team engagierter Zahnärzte und kompetenter Mitarbeiter aus den Bereichen Chemie, Werkstoff- und Ingenieurswissenschaften dafür, dass unsere Produkte optimal die klinischen Erfordernisse und Kundenanforderungen erfüllen. Unabhängig davon, ob ein Produkt vor Markteinführung aus regulatorischen Gründen in-vivo, also klinisch, geprüft werden muss oder nicht, führen wir grundsätzlich klinische Studien durch."
Serafin betont, dass Sirona höchste Ansprüche an sich und seine Produkte stellt und ein umfassendes Qualitätsmanagementsystem implementiert hat. Man stütze sich dabei auf den "Manufacturing Excellence“-Ansatz, womit Abläufe in der Produktion kontinuierlich weiter optimiert und perfektioniert werden. Besonders wichtig findet Serafin, dass "alle Mitarbeiter in die Prozesse eingebunden sind und sicherstellen, dass die Anforderungen an Qualität und Sicherheit nicht nur erfüllt, sondern übertroffen werden".
Laut Sticklies blicken die meisten Unternehmen sehr positiv in die Zukunft. "68 Prozent der von uns befragten Unternehmen rechnen mit Zuwächsen im Exportgeschäft, zusätzliche 30 Prozent mit wenigstens gleich bleibenden Umsätzen.“ Jesch bestätigt diese Einschätzung: "Das allgemeine Qualitätsbewusstsein und die fachliche Qualifikation innerhalb der deutschen Unternehmen sind ebenfalls ein Faktor, auch weiterhin an der Spitze der Innovation stehen zu können."
"Die digitale Praxis der Zukunft basiert auf der Vernetzung aller Behandlungsschritte bis hin zur Patientenverwaltung und Abrechnung", erklärt Serafin. Daher richte Sirona seine Anstrengungen in der Forschung auf die Entwicklung digitaler und vernetzbarer dentaler Innovationen. Unter diesen Voraussetzungen sieht er Sirona gut aufgestellt, um weiterhin das zu tun, was das Unternehmen aus seiner Sicht am besten kann: Mehr Komfort und Sicherheit für den Patienten zu schaffen.
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