Ob Süßigkeiten speziell für Säuglinge, Schokoladen- und Keks-Brei ab dem 6. Monat oder Tee auf Zuckergranulatbasis - was viele Lebensmittelhersteller als gesunde oder altersgerechte Nahrung für Babys und Kleinkinder empfehlen, wird diesem Anspruch oft überhaupt nicht gerecht.
Hersteller ignorieren Forderungen der Kinderärzte
Besonders deutlich wird dies laut der Nichtregierungsorganisation foodwatch bei den kohlenhydratreichen Trinkmahlzeiten: Wegen des Risikos der Überfütterung und Kariesbildung fordern Kinderärzte seit Jahren, die Vermarktung einzustellen. Doch viele Hersteller aus der Industrie ignorieren diese Forderungen bis jetzt. Deshalb mahnt foodwatch strengere gesetzliche Regelungen für Säuglingsprodukte an.
Während Danone auf die Kritik reagiert und seine unter der Marke Milupa verbreiteten Trinkmahlzeiten vom Markt genommen habe, böten Hipp und Nestlé solche Produkte weiter an. Speziell die von Nestlé mit Gesundheitshinweisen beworbene "Alete Mahlzeit zum Trinken“ ist einer von fünf Kandidaten bei der Wahl zum Goldenen Windbeutel 2014, bei der Verbraucher über die frechste Werbelüge des Jahres abstimmen können.
Orientierung an Empfehlungen der Fachgesellschaften gefordert
"Es darf nur solche Säuglingsnahrung angeboten werden, deren Zusammensetzung und Vermarktung mit den einschlägigen Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften übereinstimmt", brachte Matthias Wolfschmidt, stellvertretender foodwatch-Geschäftsführer die Forderung der Organisation auf den Punkt.
v.l.n.r.: Matthias Wolfschmidt, Prof. Dietmar Oesterreich, Heide Kurth, Prof. Wieland Kiess, Martin Rücker | Foodwatch
foodwach fordert Christian Schmidt (CSU), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, auf, die nationale Diätverordnung zu präzisieren. Diese bildet den rechtlichen Rahmen für Säuglingsnahrung auf Bundesebene. Eine "verbindliche Freiwilligkeit" reiche hier als Maßgabe für die Lebensmittelindustrie nicht aus. Und die Verbraucher dürften nicht durch vollmundige Versprechen auf den Verpackungen, wie etwa "gesundheitlich unbedenklich" oder "qualitativ hochwertig" getäuscht werden, wenn das Nahrungsmittel dies de facto nicht einhält.
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