Es war eine weltweit einmalige Maßnahme im Kampf gegen das Rauchen. Seit dem 1. Dezember 2012 dürfen in Australien Zigaretten lediglich in schmucklosen Schachteln verkauft werden. Der Markenname ist nur noch klein auf der Schachtel aufgedruckt, drei Viertel der ansonsten schlammgrünen Packung besteht aus Gesundheitswarnungen und Ekelfotos, etwa von Mundkrebs oder Raucherlungen. Logos oder Werbetexte sind nicht erlaubt. In Australien rauchten 2012 gut 16 Prozent der erwachsenen Bevölkerung täglich.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jedes Jahr fünf Millionen Raucher an den Folgen des Konsums, dazu kommen 600.000 Passivraucher. In Australien sterben jährlich 15.000 Menschen an den Folgen des Qualms. Rauchen ist der größte vermeidbare Risikofaktor für nichtübertragbare Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Probleme, Krebs und Diabetes.
Die australischen Packungen scheinen - jedenfalls mittelbar - Wirkung zu zeigen, fast ein Dreiviertel Jahr nach ihrer Einführung. "Viele Raucher geben an, dass sie den Look der neuen Schachteln nicht mögen", sagt Kylie Lindorff, Vorsitzende des Cancer Council Australia's Taobacco Issues Committee. "Sie sagen auch, dass die Zigaretten schlechter schmecken." Das zeige, dass die Verpackung eine Message über Qualität und Eigenschaften des Produktes transportiert.
Eine Studie, die kürzlich im Online-Journal "BMJ Open" veröffentlicht wurde, belegt den Effekt der schmucklosen Verpackungen. Die schlammgrünen Zigarettenpäckchen steigern den Wunsch der Raucher aufzuhören: Kurz vor dem 1. Dezember 2012 befragten die Studienautoren 388 Raucher, die bereits die schlichten Packungen kauften und 148 Raucher, die noch die herkömmliche Schachteln benutzten.
Ergebnis: fast 37 Prozent der ersten Gruppe dachten mindestens einmal am Tag ans Aufhören, während es in der zweiten Gruppe nur knapp 22 Prozent waren. In Gruppe eins dachten 46 Prozent oft an die Gesundheitsschäden durch das Rauchen, in Gruppe zwei nur 36 Prozent.
Rauchen soll nicht mehr sexy sein
Das Ziel der australischen Regierung ist, die Zahl der Raucher auf unter zehn Prozent zu drücken. Mit den schmucklosen Packungen will sie die Attraktivität und die Anziehungskraft von Zigaretten reduzieren. Zudem sollen Aufmerksamkeit und Wirkung der Gesundheitswarnungen erhöht werden.
Die wirklichen Auswirkungen würden sich erst langfristig zeigen, schränkt die Regierung ein. Doch Experten zeigten sich schon vor der BMJ-Studie durch erste Hinweise auf die Wirkung der neuen Packungen enthusiastisch. Laut Lindoff haben die Anrufe bei Quitline, einer Hotline, die Raucher beim Aufhören unterstützt, seit Dezember 2012 zugenommen.
Tabakfirmen scheitern mit ihrer Klage
Die Zigarettenindustrie hat große aggressive Kampagnen gegen die neuen Packungen gefahren, die aber im Endeffekt nichts bewirkt haben. Der Oberste Gerichtshof hat im August 2012 zudem eine Verfassungsklage der Tabakfirmen zurückgewiesen.
Andere Länder schauen genau auf die Entwicklungen in Australien. Neuseeland überlegt bereits, eine ähnliche Regelung einzuführen. Auch Indien, Südafrika, Großbritannien und die Europäische Union wollen eventuell die Packungsvorschriften für Zigaretten verschärfen.
Keine Kommentare