„Was ist die größte Schwäche von Frauen, aber auch von Männern, wenn sie frisch aus der Universität kommen und beginnen, in der Zahnmedizin zu arbeiten?“ Diese Frage stellte sich Unternehmensberaterin Claudia Huhn vor einigen Jahren. „Sie sind zahntechnisch recht fit und könnten nach ihrer Assistenzzeit, in der sie hoffentlich noch fitter werden, theoretisch eine eigene Praxis aufmachen. Praktisch haben sie aber null unternehmerisches Wissen.“
Die Achillesferse der Universitätsausbildung war einer der Ausgangspunkte für die Entstehung des Zahnärztinnen Netzwerks. Dazu kam die Beobachtung: Die Zahnmedizin wird weiblich. „Wir haben im Moment schon etwas über 67 Prozent an Studienanfängerinnen. An manchen Universitäten gibt es sogar im ersten Semester entweder noch einen einzigen Quotenjungen oder schon gar keinen mehr.“ Dieses Ungleichgewicht liegt an der Studienplatzvergabe über den Numerus Clausus und den durchschnittlich besseren Noten von Abiturientinnen. In Sachen Networking allerdings liegen die Frauen noch nicht so weit vorn.
Boys' Network: Männer verteilen Visitenkarten
Bei den öffentlichen Organen der Zahnärzteschaft sind in hohem Maße Männer engagiert. „Und in der unternehmerischen männlichen Welt sind Organisationen wie Rotary oder Lions Club schon sehr lange stark verankert“, sagt Claudia Huhn, die sich selbst auf das Coaching und Training von Zahnarztpraxen und Dentallaboren spezialisiert hat. „Wenn sich zwei Männer kennenlernen, checken die in der Regel auch schnell ab: Was kann der andere, und welchen Wert bringt er mir für mein eigenes Netzwerk?“
Bei Frauen sei das unternehmerische Denken auch im persönlichen Bereich oft nicht so ausgeprägt. Zwar treten sie im Alltag laut Geschlechter-Klischee stets als perfekte Managerin aller sozialen Strukturen auf. „Aber beim Geschäftlichen ist dann typischerweise das männliche Wesen eher darauf trainiert, dafür zu sorgen, dass das eigene Gesicht und die eigene Leistung sichtbar wird.“ Kurz: Männer reden mehr über sich und verteilen mehr Visitenkarten. Das darf ruhig anders werden, beschloss Claudia Huhn gemeinsam mit einigen Mitstreitern aus der Dentalbranche.
Girls' Network: Hauptsache sozial
Zum Zeitpunkt dieser ersten Idee gab es bereits das Netzwerk der Frauen von ZoRA („Zahnärztinnen organisieren Recht und Arbeit“), das Forum Dentista e.V. und den ladiesdentaltalk. Jede der Vereinigungen hat ihre unterschiedlichen Schwerpunkte, die zum Beispiel im eher standespolitischen oder im zahnmedizinischen Bereich angesiedelt sind.
„Also haben wir unseren Fokus auf den Aufbau und Ausbau von unternehmerischer Kompetenz gesetzt“, so Claudia Huhn. „Einmal, um ein Alleinstellungsmerkmal für das Zahnärztinnen Netzwerk zu finden, aber auch als coole Ergänzung zu den anderen Initiativen. Man könnte im Moment in allen vier Netzwerken aktiv sein, ohne dass es allzu viele Überschneidungen in den Themen gibt. Und bei uns geht es vor allem darum: Was kannst du als Zahnärztin erreichen, wenn du tatsächlich unternehmerisch denkst?“
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