In Banken gibt es mittels klarer Hierarchien exakt zugeordnete Kompetenzbereiche. Während die beratenden Mitarbeiter meist in engem Kontakt zu ihren Kunden stehen, arbeiten die Kollegen der sogenannten Marktfolge im Hintergrund die mit den Tätigkeiten der Berater "vor Ort“ verbundenen Aufgaben ab (Bearbeitung von Kreditanträgen, Ausführen von Wertpapierkäufen und -verkäufen, Einrichten von Geschäftskonten).
Für den Freiberufler als Kunden kann es vor allem bei Kreditanträgen hilfreich sein, auch diese Mitarbeiter kennenzulernen, um die Kommunikation zu verbessern. So können Kreditgespräche bei Bedarf durchaus sowohl mit dem Berater als auch mit dem Mitarbeiter des Back Office gemeinsam geführt werden.
Diplomatie statt großes Kino
Diese Hierarchien verleiten dazu, sich auch einmal bei "Ihrem Vorgesetzten über Sie zu beschweren“. Das ist legitim, aber nicht immer zielführend. Erster Ansprechpartner sollte daher grundsätzlich der Berater sein, bevor tatsächlich ein Schiedsrichter benötigt wird. Dies sollte dann aber auch offensiv angekündigt, nicht hinten herum lanciert werden.
Bankinstitute sind keine autonomen Einheiten: Sie unterstehen der Bankenaufsicht, sind in der Regel internen Verbänden angeschlossen und haben sich bei ihren Geschäften somit an konkrete Vorgaben zu halten.
Es kann daher hin und wieder durchaus hilfreich sein, den jeweiligen Gesprächspartner auf diesen Zusammenhang hinzuweisen. Dies sollte aber vernünftigerweise nicht gleich als Drohung ausgelegt werden. Im Gegenteil: Die Tatsache, dass der Kunde dies weiß, kann oftmals zur Beruhigung einer emotionalen Gesprächsatmosphäre beitragen.
Im Zweifelsfall den Mittler einschalten
Konfliktentschärfung ist auch durch die mittlerweile von fast allen Banken angebotene Schlichtung möglich. Ombudsfrauen und -männer können vielfach helfen, bevor offizielle Rechtswege beschritten werden.
Bankinstitute sind als Unternehmen natürlich ergebnisorientiert. Betriebswirtschaftlich gesehen ist der Kunde also ein Ertragsbringer. Wenn er dies weiß, fällt es ihm meist auch nicht schwer, einen gesunden Mittelweg zwischen angemessener Sympathie und kritischer Distanz zu seinem jeweiligen Gesprächspartner aufzubauen. Es gilt eben auch hier der Grundsatz: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser.
Aber wie geht man bei wichtigen Bankgesprächen vor? Hier ein paar Tipps:
1. Vorab erfolgt eine telefonische Abstimmung über die konkreten Gesprächsthemen und die gegebenenfalls mitzubringenden Unterlagen.
2. Dabei werden die Gesprächspartner kunden- und bankseitig festgelegt. Personelle Überraschungen zum Gespräch selbst kommen auf beiden Seiten meist nämlich nicht gut an.
3. Der Gesprächstermin sollte so gelegt werden, dass ausreichend Zeit bleibt. Ein Freitagnachmittag oder ein später Vormittag eignen sich also meist weniger für eine wichtige Unterredung.
4. Während des Gesprächs sollten die festgelegten Punkte professionell abgearbeitet und (auch) durch den Kunden in Stichworten mitgeschrieben werden (darauf sollte aber ausdrücklich hingewiesen werden).
5. Abschließend sollte die Bank zeitnah ein Gesprächsprotokoll erstellen, in dem die wesentlichen Ergebnisse festgehalten werden. Wichtig: Sind hier Meinungsunterschiede erkennbar, sollte der Freiberufler ebenfalls zeitnah schriftlich darauf hinweisen und um Klärung bitten.
Michael Vetter
Fachjournalist für Wirtschaft
Vetter-finanz@-online.de
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