Das Beratungsunternehmen IMS - Institute for Healthcare Informatics in Frankfurt am Main hat in einer Studie die Qualität verbraucherorientierter mobiler Apps im Gesundheitswesen analysiert. Dafür klassifizierten die Forscher die zum Herunterladen angebotenen Gesundheits-Apps anhand von 25 voneinander unabhängigen Auswahlfaktoren. Darüber hinaus wurden Round-Table-Gespräche mit Meinungsbildnern, Ärzten und Leistungserbringern geführt und Ärzte in Europa und Asien befragt, um eine globale Sichtweise zu erhalten.
Am Thema vorbei
Bei der Studie wurden mehr als 43.000 Gesundheits-Apps berücksichtigt, die für IOS- und Android-Nutzer angeboten worden sind, berichtete Hanno Wolfram von der Firma Innov8 auf einer Pharmafachtagung in Ulm. Ergebnis: Knapp 20.000 Apps standen in keinem Zusammenhang zum Thema Gesundheit oder waren erkennbar wertlos.
Die übrigen 23.682 Apps wurden genauer untersucht. Auffallend war, dass mehr als die Hälfte der Gesundheits-Apps nur 500-mal oder weniger von den Usern heruntergeladen wurden. Nur zwei von 100 Apps kamen auf mehr als 100.000 Downloads. Und nur fünf Apps verzeichnen 15 Prozent aller 660 Millionen Downloads.
Unübersichtlich wie ein Irrgarten
Die Untersuchung von IMS zeige, dass der Markt für Gesundheits-Apps einem Irrgarten gleicht, so der Medizinjournalist Jürgen Bause von der Arbeitsgemeinschaft Gesundheit & Soziales aus Griesingen bei Ulm. Der Nutzen der Apps könne von Laien in der Regel nicht beurteilt werden. "Ob dies in Einzelfällen eine Gefahr für die Gesundheit bedeuten kann, sollte in Zukunft ernsthaft überprüft werden", sagte Bause.
Auch in Deutschland wurden die Apps bereits unter die Lupe genommen: Die Stiftung Warentest kommt in ihrer Untersuchung zum Ergebnis, dass bereits 20 Prozent der Deutschen Smartphone-Apps mit einem Gesundheitsbezug verwenden. Die Kontrolle des Gewichts, Diabetes, Rauchen oder Medikamenteneinnahme sind die wichtigsten Gründe.
Mittlerweile soll es 97.000 deutschsprachige Apps zum Thema Gesundheit geben. Das wären etwa doppelt so viel wie in der englischsprachigen Welt. Keine der Apps habe dabei mit "sehr gut" abgeschnitten, heißt es in der Mitteilung von Innov8.
Patienten und Ärzte sollten sich Wolfram zufolge aber darauf verlassen können, welche Inhalte der Apps korrekt und sinnvoll sind. Der Nutzen der Gesundheits-Apps sei alleine schon deshalb fraglich, weil die Zielgruppe für die Apps über 65 Jahre alt sei und nur 18 Prozent dieser Personen über ein Smartphone oder Tablet verfügen. Selbst bei denen bedeute dies aber nicht, dass die Technologie der Geräte auch genutzt wird.
Patienten erwarteten eine bedarfsgerechte Unterstützung. Apps für Personen, denen die entsprechende Gerätetechnik oder entsprechende Affinität fehlen, verfehlten ihr Ziel. "Wenn es dann auch noch fraglich ist, ob die Inhalte der Gesundheits-Apps medizinisch korrekt sind, geht das gar nicht“, so Wolfram.
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