In dem Report "Global and regional estimates of violence against women: Prevalence and health effects of intimate partner violence and non-partner sexual violence" werden Daten von Hunderten Studien weltweit zusammengefasst. Demnach werden Frauen am häufigsten Opfer von Gewalt durch den eigenen Partner.
Wie die Untersuchung zeigt, haben 30 Prozent der Frauen, die in einer Partnerschaft leben, schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt durch ihren Partner erlebt. Weltweit werden 38 Prozent aller Morde an Frauen von deren Partnern begangen. Sieben Prozent der Frauen weltweit wurden schon einmal sexuell angegriffen oder misshandelt von einer anderen Person als dem Lebenspartner.
Abtreibungen, Depressionen und HIV
Frauen, die körperlich oder sexuell misshandelt wurden, haben häufiger bestimmte gesundheitliche Probleme. So ist die Gefahr, ein untergewichtiges Baby zur Welt zu bringen, um 16 Prozent erhöht. Die Frauen lassen doppelt so häufig eine Abtreibung vornehmen und haben fast doppelt so oft eine Depression. In manchen Regionen ist ihr HIV-Risiko um 50 Prozent erhöht.
Frauen, die von einer anderen Person als ihrem Partner Gewalt erlebt haben, haben noch einmal mit anderen Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Bei solchen Frauen ist das Risiko des Alkoholmissbrauchs 2,3-fach erhöht, das Risiko einer Depression oder Angststörung ist 2,6-mal höher.
Ein weltweites Gesundheitsproblem
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist "Gewalt gegen Frauen ein globales Gesundheitsproblem mit epidemischen Ausmaßen". Um dem entgegenzuwirken, müssten einerseits die Präventionsmaßnahmen verstärkt werden, damit die Gewalt schon verhindert wird, bevor sie passiert. Andererseits müssen misshandelte Frauen die nötige Hilfe und Versorgung bekommen, fordert die WHO.
Zudem sollten klinische wie auch politische Richtlinien erarbeitet werden, die zu einem verbesserten Umgang der Gesundheitsberufe mit solchen Frauen führen.
Ungerechtigkeiten beseitigen
Gewalt gegen Frauen sei nicht unausweichlich und könne verhindert werden, unterstreicht die WHO. Es gebe bereits vielversprechende Präventionsprogramme, die noch ausgeweitet werden müssten. Wichtig sei vor allem, die ökonomischen und soziokulturellen Faktoren anzugehen, die Gewalt gegen Frauen begünstigen:
- männliche Autorität und Kontrolle über Frauen
- Gewalterlebnisse in der Kindheit
- diskriminierendes Familienrecht
- schwache ökonomische und gesetzliche Rechte von Frauen
- Geschlechterungerechtigkeiten wie ungleiche Löhne oder unterschiedliche Bildungschancen
Der Gesundheitssektor muss eine größere Rolle spielen, um den betroffenen Frauen zu helfen, fordert die WHO. Alle im Gesundheitssektor tätigen Personen sollten die Verbindung zwischen der Gewalt und bestimmten Gesundheitsproblemen erkennen können. Zudem sollte es eine bessere Vernetzung der einzelnen Angebote für Frauen (zum Beispiel Beratung zum Schwangerschaftsabbruch, Familienplanung, HIV-Tests oder Notfallangebote wie Vergewaltigungsambulanzen) geben.
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