Praxiseröffnung in "Jelzins Russland"

Anfang der 90er Jahre - nach vielen Stunden Nachdenken und Grübeln - entschloss sich Dr. Wladimir Durow (rechts im Gespräch mit Kollege Dr. Peter Schletter) sich in eigener Praxis niederzulassen - in der russischen Großstadt Tver. Im damaligen Russland von Präsidenten Boris Jelzin war dies die absolute Ausnahme. Die Mehrheit der Zahnärzte zog das Angestelltenverhältnis in staatlichen und privaten Polikliniken mit einer umsatzabhängigen Entlohnung (im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent des Bruttoumsatzes) wegen der extremen bürokratischen Hürden und wirtschaftlichen Unwägbarkeiten einer privaten Niederlassung vor.

Der Mut hat sich bezahlt gemacht: Heute betreibt Durow Zahnheilkunde in Russland auf hohem Niveau. Ohne dem Kollegen aus Mecklenburg-Vorpommern wäre dies aber nicht möglich gewesen. Vor 20 Jahren musste Schletter noch eine verbindliche materielle Bürgschaft für die nach Tver gelieferten Großgeräte übernehmen, damit die Praxis überhaupt eröffnet werden konnte.

Weiterentwicklung trotz Finanzkrise: Durow bewies unter schwierigsten ökonomischen Bedingungen, ausgelöst durch die russische Finanzkrise 1998 mit einem Verlust von rund 60 MIlliarden US-Dollar für die Bevölkerung, enormes Stehvermögen. Er entwickelte seine Praxis in gemieteten Räumen systematisch weiter und konnte 2014 nun in eigenen Räumlichkeiten (siehe Foto) seine neu aufgestellte Praxis nach 20 Jahren in eigener Niederlassung pünktlich zum Jubiläum neu eröffnen.

Vorbereitung eines Staatsexamens am Lehrstuhl für Propedeutik: (v.l.n.r.: Lehrstuhlinhaber Prof. Pantelejew, Ehrenprofessor der Staatlichen  Akademie zu Tver; Dr. Peter Schletter und Dozent Dr. Wladimir Durow)

Durow beschäftigt heute vier weitere Zahnärzte und insgesamt sechs zahnmedizinische Helferinnen, in Russland nach einer dreijährigen Vollausbildung als "stomatologische Schwestern" bekannt. Inzwischen ist seine jüngere Tochter Anja als Kollegin in den Praxisbetrieb hineingewachsen. Sie unterstützt ihren Vater tatkräftig und baut sich derzeit einen eigenen Patientenstamm auf.

Der Erfolg der Praxis Durow gründet sich neben einer profunden Fachlichkeit auf die konsequente Patientenorientierung inklusive einer häufig nicht kostendeckenden Kinderzahnheilkunde, einem umsichtigen und weitsichtigen Umgang mit den Behörden verschiedener Ebenen und eine unermüdlichen Einsatzbereitschaft für die Belange der zahnmedizinischen Versorgung unter den Bedingungen einer absolut marktorientierten Preisbildung ohne obligate Bema- und GOZ-ähnliche Vorgaben. Durow bestätigt, dass eine solche Art der Preisbildung und Gebührenfindung nicht nur anstrengend und permanent herausfordernd ist, sondern auch ein hohes Maß an Selbstvertrauen in die eigenen fachlichen und persönlichen Fähigkeiten erfordert. Heute ist er froh, vor 20 Jahren das Risiko der privaten Niederlassung auf sich genommen zu haben, denn heute ist seine moderne Praxis mit vier modernen Behandlungseinheiten beispielhaft nicht nur in seiner Stadt, sondern in der ganzen Region für patientenorientierte und qualifizierte Zahnheilkunde.